Wirtschaftsgeschichte

Ausstellungsmarketing par Excellence: Das Zeppelin-Museum Friedrichshafen

Als Kind hatten für mich Museumsbesuche immer etwas Abschreckendes: endlose Reihen von Vitrinen mit Tonscherben, Dokumenten oder Münzen, Ausstellungstafeln mit drögen Hintergrundinformationen und eine weihevolle Atmosphäre wie in einem Gotteshaus. Dass Museen lebendige Orte sein können, in denen Vergangenes und Zukünftiges spannend gezeigt wird, dafür gibt es mittlerweile spektakuläre Beispiele. Mein Lieblingsmuseum ist – nicht nur weil ich Zeppelinfan bin – das Zeppelin-Museum Friedrichshafen, direkt am Ufer des Bodensees.

Zeppelin-Museum

Das Zeppelin-Museum informiert mit der weltweit größten Sammlung von Modellen, Originalexponaten, Filmen und Fotos über die Geschichte der Luftschifffahrt von den Anfängen bis heute.

Bild: Creatice Commons. Zeppelin Museum, Foto Klaus Faaber Die Zeppelinhalle bei Nacht (Außenansicht)

Luftschiff Hindenburg – mit dem Zeppelin über den Atlantik

Hauptattraktion des 1996 eröffneten Zeppelin-Museums ist eine begehbare originalgetreue Rekonstruktion eines Teils der Hindenburg: das Promenadendeck im Bauhaus-Design der dreißiger Jahre und einer Passagierkabine.

Die Besucher können hier hautnah nachempfinden, wie sich die fünfzig Passagiere der Hindenburg auf den Fahrten nach Süd- und Nordamerika gefühlt haben. Es muss ein unvergleichliches Erlebnis gewesen sein, aus einer Höhe von oft nur hundert Metern oder weniger auf Land und Meer schauen zu können …

Foto: Horst Kleinert An Bord der Hindenburg im Zeppelin-Museum
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In weiteren Ausstellungsbereichen wird die Rolle der Luftschiffe im Ersten Weltkrieg, die Geschichte der Zeppelin-Familie und die Entwicklung des Zeppelin-Konzerns erläutert. Darüber hinaus können Besucher (nicht nur die Erwachsenen) im Luftfahrtlabor an zahlreichen Experimentierstationen selbst herausfinden, wie beispielsweise Auftrieb funktioniert und warum die Stromlinienform entwickelt wurde. Und es gibt noch viel mehr zu sehen … Meine Empfehlung: hingehen und staunen.

Und wenn Sie schon in Friedrichshafen sind, sollten Sie Zeit für einen weiteren Museumsbesuch einplanen. Vom Zeppelin-Museum fährt Sie die Buslinie 18 in wenigen Minuten zum Dornier-Museum, direkt am Bodensee-Airport. (Es gibt übrigens ein Kombiticket für beide Museen zu einem ermäßigten Preis.)

Faszination Luft- und Raumfahrt im Dornier-Museum

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2009 präsentiert das Dornier-Museums in einem futuristischen Museumsbau und auf einer riesigen Freifläche zahlreiche Flugzeuge, Flugzeugmodelle und sonstige Exponate zur Luft- und Raumfahrt. (Künftig wird auch die vor vierzig Jahren von Terroristen entführte „Landshut“, eine Boeing 737, besichtigt werden können.)

Hier noch ein paar Ausstellungs-Highlights zum Appetitmachen: der Do 27 Flugsimulator (für einen virtuellen Rundflug über den Bodensee), die Nachbauten der Dornier Wal und Dornier Merkur, der Raumfahrt-Bereich und die originalgetreue Rekonstruktion des Speiseraums des Dornier-Riesenflugschiffs Do X.

Dornier Do X – legendär wie die großen Zeppeline

Die Do X, das seinerzeit größte Flugzeug der Welt, absolvierte im Oktober 1930 mit 169 Personen an Bord (damals ein Weltrekord) den Erstflug, fast genau ein Jahr nach der Weltumrundung des Luftschiffs Graf Zeppelin. Technisch und wirtschaftlich hatten die Zeppeline noch die Nase vorn: Die Do X übertraf zwar mit 175 km/h die Reisegeschwindigkeit der Zeppeline (ca. 125 km/h), ihre maximale Reichweite betrug aber nur 2.300 km (Hindenburg: 16.000 km).

Bundesarchiv, Bild 102-10270 /Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0 Start der Do X in Altenheim/Bodensee (1930)                
Bundesarchiv, Bild 102-10252 /Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0 Im Speiseraum der Do X (1930)

Aufgrund diverser sicherheitsrelevanter Probleme wurde 1933 der Flugbetrieb der Do X eingestellt. Geblieben ist die Erinnerung an ein außerordentlich luxuriös ausgestattetes Flugzeug mit einer spektakulären Geschichte. Ein 1933 bei einer Havarie in der Nähe von Passau abgebrochenes Leitwerk kann im Dornier-Museum besichtigt werden. Viel mehr ist von der Do X leider nicht erhalten.

WEB-ADRESSEN:  Zeppelin Museum      www.dorniermuseum.de

LESETIPP: Dornier Do X (Autor: Volker A. Behr), Preis: 14,95 (D), ISBN 978-3-613-03329-0 (Motorbuch Verlag, Stuttgart 2011).

Dieser Beitrag erschien zuerst auf www.wirtschafts-thurm.de

Horst Kleinert

Prof. Dr. Horst Kleinert ist Professor (em.) für Marketing mit den Schwerpunkten Werbung, Tourismus und Existenzgründung. Heute ist er Gründungscoach und Fachautor in Berlin.

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