Bachelor

Der Bachelor (engl. Junggeselle) ist eine gleichnamige TV-Show auf RTL. Gleichzeitig wird mit diesem Begriff aber auch ein akademischen Grad bezeichnet, der nach erfolgreich bestandener Prüfung von Hochschulen verliehen wird. In diesem Kontext leitet sich das Wort aus dem Lateinischen ab und steht für jemanden der „mit Lorbeer bekränzt“ ist. Der Bachelor – manchmal auch als Bakkalaureus bezeichnet – ist der erste berufsbefähigende Abschluss und gleichzeitig die Zugangsvoraussetzung für das Masterstudium. Die Dauer des Studiums beträgt 3 bis 4 Jahre (6 bis 8 Semester).

Im Zuge des Bologna Prozesses wurde beschlossen, die bisherigen Abschlüsse (Diplom, Magister, Staatsexamen) durch das zweigliedrigen Bachelor- und Master-System zu ersetzen. Die Abschlussbezeichnungen für den Bachelor variieren je nach Studium. Insgesamt gibt es in Deutschland acht verschiedene Bachelorarten. Die drei wichtigsten Abschlüsse sind Bachelor of Arts (B.A.), Bachelor of Science (B.Sc.) und Bachelor of Engineering (B.Eng.).

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Der Bachelor of Arts (B.A.) ist nicht für die Kunstwissenschaften vorgesehen, wie der Begriff „Arts“ vermuten lassen könnte. „Arts“ steht hier eher für „Können“ als für „Künste“ und so kommt diese Abschlussbezeichnung bei einer breiten Palette von Studiengängen zum Einsatz: Gesellschafts- und Sozialwissenschaften (z. B. Soziologie), Sprach- und Kulturwissenschaften (z. B. Anglistik) sowie Wirtschaftswissenschaften (z. B. Volkswirtschaftslehre).

Insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) ist der Bachelor of Science (B.Sc.) Status quo, während die Ingenieurwissenschaften die Abschlussbezeichnung Bachelor of Engineering (B.Eng.) bevorzugen. Es kann durchaus vorkommen, dass ein Studiengang an verschiedenen Hochschulen mit unterschiedlichen Abschlussbezeichnung belegt wird. So bekommen Sie an der Fachhochschule Westküste für das Studium der Wirtschaftspsychologie den Grad B.A. und an der Hochschule Osnabrück den Grad B.Sc. verliehen. Warum ist das so? Die Abschlussbezeichnungen kennzeichnen die inhaltliche Ausrichtung des Studiums. Der B.Sc. wird für Studiengänge verliehen, die theorie- und forschungsorientiert sind, während der B.A. und B.Eng für praxis- und anwendungsorientierte Studiengänge vergeben wird.

Neben den drei zuvor erwähnten Graden werden in Deutschland noch fünf weitere Abschlüsse (international gibt es noch mehr) verliehen: Bachelor of Laws (LL.B.) (Rechtswissenschaften), Bachelor of Fine Arts (B.F.A.) (bildende Künste), Bachelor of Music (B.Mus.) (musische Fächer), Bachelor of Musical Arts (B.M.A.) (interdisziplinäres musikwissenschaftliches Studium), (Bachelor of Education (B.Ed.) (Lehramtsstudium).

Bachelorstudiengänge sind grundsätzlich modular aufgebaut. Ein Modul besteht aus mehreren thematisch zusammengehörenden Veranstaltungen und wird mit einer Modulprüfung abgeschlossen. Die modularen Lerneinheiten können sich auch über mehrere Semester erstrecken. Es gibt Pflichtmodule und solche, die Sie frei wählen können. Die Grundidee der Modularisierung besteht in der Konzipierung der Studiengänge „vom Lernergebnis her“. Daher muss es für jedes Modul eine Beschreibung der Qualifikationsziele geben. Diese Informationen können Sie dem Modulhandbuch (Modulkatalog) entnehmen. Hier sind für jedes Modul die Inhalte, die Lehr-  und Lernformen, die Teilnahmevoraussetzungen und die zu vermittelnden Kompetenzen beschrieben.

Im Modulhandbuch ist auch der sogenannte Workload pro Modul angegeben. Sie können somit Ihren persönlichen Zeitaufwand im Zusammenhang mit den Modulveranstaltungen abschätzen, der sich durch die Anwesenheit während der Veranstaltung, Vor- und Nachbereitungszeit, Prüfungsvorbereitung und Leistungsnachweisen (z. B. Hausarbeit) ergibt. Die Angaben erfolgen in Leistungspunkten (Credits), die nach den Regeln des European Credit Transfer System (ECTS) vergeben werden. Ein Leistungspunkt entspricht dabei 30 Arbeitsstunden. Der gesamte Aufwand im Zusammenhang mit dem Bachelorstudium – also auch die Bachelorarbeit oder Praktika – sind mit Leistungspunkten versehen. Pro Semester werden 30 Leistungspunkte vergeben, so dass ein Bachelor-Studium über sechs Semester 180 Credits umfasst. Es gibt aber auch Bachelorstudiengänge die sieben Semester (210 Credits) oder acht Semester (240 Credits) umfassen. In allen Fällen entspricht die Arbeitsbelastung rechnerisch 35 Stunden pro Woche. Dies ist natürlich nur ein theoretischer Wert. Ob Sie mehr oder weniger Zeit benötigen, hängt auch von Ihren persönlichen Fähigkeiten und Ihrem Studienfleiß ab.

Die Leistungspunkte geben nur Auskunft über die Arbeitsbelastung und sind keine Leistungsbewertung. Noten gibt es natürlich auch noch. Am Ende Ihres Studiums erhalten Sie eine Abschlussnote, die sich aus allen im Studium erbrachten Leistungen inklusive der obligatorischen Bachelorarbeit zusammensetzt. Eine zentrale Abschlussprüfung gibt es im Bachelor nicht. Dass die Bewertung des Studiums nicht an einer einzigen Prüfung hängt, empfinden viele Studierende als Vorteil. Die erfolgreiche Absolvierung des Studiums bekommen Sie in einer Urkunde (Nachweis des akademischen Grades), eines Zeugnisses (Noten) und dem Diploma Supplement (Zusatz zur detaillierten Erläuterung des Studienganges) bescheinigt.

Als ob die Konstruktion des Bachelors nicht schon kompliziert genug wäre, kommt noch die Möglichkeit des Zwei-Fach-Bachelors hinzu. Nehmen wir einmal an, Sie möchten Chemie studieren. Statt eines Ein-Fach-Bachelors Chemie können Sie auch einen Zwei-Fach-Bachelor anstreben, indem Sie neben Chemie ein zweites Kernfach (z. B. Biologie) hinzunehmen. Biologie und Chemie wären dann gleichberechtigt. Oder Sie konstruieren den Zwei-Fach-Bachelor so, dass Chemie Ihr Hauptfach (Major) und Biologie Ihr Nebenfach (Minor) wird. Da sich der Umfang des Studiums nicht verändert, würden Sie bei einem Zwei-Fach-Bachelor nicht so fundierte Kenntnisse in Chemie erwerben, hätten dafür aber Grundkenntnisse in Biologie. Welche Kombination von Haupt und Nebenfach oder von zwei Kernfächern möglich ist, variiert von Hochschule zu Hochschule. Einerseits haben Sie so die Möglichkeit, Ihr ganz persönliches Wunschstudium zu realisieren, andererseits stehen Sie vor einer sehr komplexen Entscheidungssituation, zumal Sie auch klären müssen, ob Ihre individuelle Fächerkombination für ein weiterführendes Masterstudium geeignet ist. Probleme, mit denen sich der Bachelor aus der RTL Kuppel-Show nicht herumschlagen muss.

Illustration: Ellen Burgdorf auf Basis von bikablo

Uwe Manschwetus

Prof. Dr. Uwe Manschwetus hat seit 1997 eine Professur für Marketing-Management an der Hochschule Harz. Wissenschaftliches Arbeiten und Digitales Marketing sind zwei Schwerpunkte seiner Arbeit.

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