Campus-Thurm

Alles in bester Ordnung? Die Reiseführer zum Studium

Prüfungsordnung, Studienordnung und Curriculum

Jede Reise, so heißt es oft, beginnt mit einem ersten Schritt. Klar, dabei bleibt es natürlich nicht. Erst recht nicht, wenn man statt nur einem Ziel womöglich mehrere Etappen vor sich liegen hat. Begibt man sich auf eine Tour, dann lohnt es regelmäßig, sich vorab über die Route und das Reiseende zu informieren. Idealerweise hat man auch unterwegs den einen oder anderen Reiseführer parat. Welche Sehenswürdigkeiten sollte man nicht verpassen? Gibt es Einreisemodalitäten zu beachten? Solche und weitere Fragen will man schließlich beantwortet wissen.

Nun, was hat das alles mit dem Studium zu tun, werden Sie sich vielleicht fragen. Im Grunde gilt dort nichts anderes. Im Studium ist man ebenfalls gut beraten, sich nicht kopflos auf das Abenteuer einzulassen, wenn das Vorhaben gelingen und nicht vorzeitig als kurzer Ausflug enden soll. Aber woher bezieht man die relevanten Informationen?

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Tatsächlich gibt es ein ganzes Bündel an Informationsquellen. Wer sich für ein Studium interessiert, wird sich etwa schon vorher umhören und verschiedene Internetseiten durchscrollen. Tauchen während des Studiums Fragen auf (und erfahrungsgemäß gibt es davon reichlich) verlassen sich viele Studierende auf das Hörensagen und die persönliche Erfahrungen von Kommilitonen. Das kann sicher hilfreich sein. Wenn Sie es aber genauer und vor allem verbindlicher wissen und den Dingen rund um Ihr Studium einmal selbst auf den Grund gehen wollen, dann können Sie zum Beispiel ganz einfach in den einschlägigen Ordnungen nachschauen – Ordnungen? Genau: Ein Studium folgt verbindlichen Regeln, angefangen von der Aufnahme über den Ablauf bis hin zum Abschluss. Es soll ja kein Chaos herrschen.

Zwei Regelwerke sind von besonderem Interesse, und zwar die jeweiligen Prüfungs- und Studienordnungen. Prüfungsordnung? Studienordnung? Noch nie davon gehört? Tatsächlich werfen erfahrungsgemäß nur wenige Studenten einen Blick dort hinein. Das mag auch daran liegen, dass einem im Studienalltag vieles abgenommen wird. Um noch einmal beim Reisen anzuknüpfen: Wenn Sie so wollen, dann ähnelt ein Studium in gewisser Weise einer Pauschalreise. Man braucht sich – wenn alles glatt läuft – eigentlich nicht um viel zu kümmern, was die Studienorganisation und den Ablauf betrifft. Trotzdem lohnt es sich, die Prüfungs- und Studienordnung im Blick zu behalten. Sie finden darin nämlich nicht nur ganz Grundlegendes zu Ihrem Studium. Sie erfahren zugleich mehr über Ihre Pflichten, also dazu, was Sie erbringen müssen, wenn Sie Ihr Studium erfolgreich abschließen wollen. Und es geht um Ihre Rechte. Und die zu kennen schadet ganz sicher nicht. Sollten Ihnen die Regelwerke vergleichsweise juristisch formuliert daherkommen, keine Sorge: Selbst ohne vertieftes rechtliches Know-how sind sie zumeist verständlich.

Da sind also zunächst die Prüfungsordnungen, die es für Bachelor- und Masterstudiengänge gibt. Sie können fächerübergreifend (als Rahmenprüfungsordnungen) oder für einzelne Studiengänge vorliegen. Bedeutsam ist eine Prüfungsordnung, weil sie rechtsverbindlich den Rahmen von Studiengängen festlegt, und zwar – der Name verrät es bereits – stets mit Blick auf die anstehenden Prüfungen: Was ist das Studienziel? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um an Prüfungen teilnehmen zu können? Welche Studienleistungen müssen erbracht werden? Wie viele Leistungspunkte (Credit Points) sind zu erbringen? Und überhaupt: Wie gestaltet sich das Prüfungsverfahren samt Bachelor- oder Masterarbeit? Diese und viele weitere Fragen beantworten die einzelnen Paragrafen der Prüfungsordnung recht ausführlich. Aber auch zu anderen Punkten gibt es klare Regelungen, etwa wenn Sie sich bereits erbrachte Studien- und Prüfungsleistungen aus vorherigen Aktivitäten anrechnen lassen wollen. Darauf können Sie nämlich einen Rechtsanspruch haben. Sie sehen: Der Blick in die Prüfungsordnung kann lohnen.

Die Prüfungsordnung ist zugleich die Grundlage für das zweite Regelwerk, die Studienordnung. Letztere baut also auf ersterer auf. Trotz mancher Überschneidungen (etwa hinsichtlich der Studienziele) regelt die Studienordnung viel detaillierter den jeweiligen Aufbau und Inhalt Ihres Studiengangs. Weil es um den Verlauf geht, nennt man die Studienordnung auch das Curriculum, was sich aus dem Lateinischen ableitet und so viel wie „Jahreslauf“ bedeutet (vielleicht kennen Sie den Begriff „Curriculum Vitae“ für den Lebenslauf?). Letztlich geht es um die eigentlichen Studieninhalte, die während eines bestimmten Zeitabschnitts behandelt werden. Die Studienordnung ist also gewissermaßen Ihr Fahrplan. Sie erfahren darin etwas zur Regelstudienzeit, zu den Arten der Lehrveranstaltungen sowie zu den einzelnen Lehreinheiten selbst (diese Lerneinheiten, die so genannten Module, bestehen wiederum aus einer oder mehreren Lehrveranstaltungen, den so genannte Units). Besonders interessant sein dürfte, welche Fächer in welchem Semester auf dem Plan stehen und wofür es wie viele Leistungspunkte gibt. Oft finden Sie auch etwas zu konkreten Prüfungsformen, ob beispielsweise eine Klausur, eine Hausarbeit oder ein Referat vorgesehen ist. Nur nebenbei, falls Sie noch tiefer einsteigen wollen: Zu den Modulen gibt es eigens noch inhaltliche Zusammenfassungen in Form sogenannter Modulbeschreibungen. Die geben Ihnen sogar detailliert Auskunft zu den Lernzielen einzelner Veranstaltungen, den zeitlichen Aufwand bestehend aus Präsenz- und Selbststudium, sowie die Art der Prüfung und – oft hilfreich – Literaturtipps.

Falls Sie sich nun sogleich auf die Suche machen wollen: Sie finden alles rund um Prüfungs- und Studienordnungen auf den Internetseiten Ihrer Hochschule, Ihrer Fakultät oder Ihres Fachbereichs. So kann sich jeder informieren. Das gewährt allen die gleichen Chancen. Und sollten doch einmal Fragen offenbleiben oder Unklarheiten bestehen, gibt es ja noch die einschlägigen Ansprechpartner aus der Studienberatung. Die helfen Ihnen ebenfalls gern weiter, damit Ihre „Studienreise“ ein Erfolg wird. Das ist doch in Ordnung.

Illustration: Ellen Burgdorf auf Basis von bikablo

André Niedostadek

André Niedostadek ist Professor für Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrecht an der Hochschule Harz und Wirtschaftsmediator. Eine Frage, die ihn derzeit als Hochschullehrer, Speaker & Autor umtreibt: Wie werden wir künftig leben, lernen, arbeiten? Hier auf Wissenschafts-Thurm schreibt er insbesondere zu den Themen Recht, Studium und Veränderungen in der Arbeitswelt.

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