A380 der Lufthansa in Tokio Foto: Michael Lück
Durch Liberalisierungen (v.a. sog. Verkehrsrechte und Preise) im Luftverkehr der USA – und später in der EU – ist das Low Cost-Geschäftsmodell überhaupt erst möglich geworden. In den letzten Jahren hat sich dieses Geschäftsmodell auf allen Kontinenten etabliert.
Die sog. Billigfluggesellschaften (auch Low Cost Carrier/Airlines, Low Fare Airlines oder No Frills Airlines) haben den weltweiten Luftverkehr revolutioniert – v.a. nach den Terroranschlägen des 11.09.2001 sind mehr und mehr Low Cost Carrier (LCC) in den Luftverkehrsmarkt eingetreten und konnten hohe Wachstumsraten verzeichnen – auch wenn es das eine Low Cost-Geschäftsmodell nicht gibt und daher alle Daten Ungewissheiten unterliegen, so wurden in den Jahren 2002 bis 2005 die meisten Low Cost Airlines gegründet (2002: 18; 2003: 21, 2004: 24, 2005: 22) (siehe für weiterführende Informationen im Buch „The Low Cost Carrier worldwide“).
Das Geschäftsmodell der Low Cost Carrier gibt es jedoch schon seit mehr als 50 Jahren – Vorreiter, der heute noch Bestand hat, ist Southwest Airlines. Sie wurde 1967 gegründet und hat 1971 den Flugbetrieb aufgenommen. Der Gründer Herb Kelleher soll sein Konzept 1966 auf eine Serviette gekritzelt haben. Von Southwest hat der europäische Pionier Ryanair Hilfe erhalten, da Michael O`Leary (Chief Executive Officer bei Ryanair) 1992 Einblick in deren Konzept erhalten und dieses modifiziert in Europa eingeführt hat. Unterstützung bekam Ryanair durch eine Liberalisierung des Luftverkehrsabkommens zwischen Großbritannien und Irland. Die Ende der 1970er Jahren begonnene weltweit zu beobachtende Liberalisierung des nationalen Luftverkehrs und der zwischenstaatlichen Luftverkehrsbeziehungen forcierten und forcieren die Entwicklung der Low Cost Carrier.
Laut einer aktuellen Studie (2017) der Aviation-Beratungsgesellschaft „International Bureau of Aviation (IBA)“ gibt es weltweit 111 Low Cost Carrier, wobei sie 5% aller Airlines ausmachen. Die meisten Billigfluggesellschaften gibt es mit mehr als 50 Airlines in Asien, gefolgt von Europa – hier gibt es laut dieser Studie 24 Low Cost Airlines.
Europa & GUS | Afrika | Nord-Amerika | Latein-Amerika | Asien-Pazifik | Naher Osten | Gesamt | |
Anzahl LCC | 24 | 10 | 10 | 8 | 52 | 7 | 111 |
Anteil an allen LCCs | 21,6% | 9,0% | 9,0% | 7,2% | 46,8% | 6,3% | |
Airlines gesamt | 621 | 244 | 561 | 187 | 49 | 136 | 2.178 |
LCC-Anteil an allen Airlines | 3,9% | 4,1% | 1,8% | 4,3% | 12,1% | 5,1% | |
Anzahl Maschinen von LCC | 1.032 | 55 | 1.460 | 458 | 1.220 | 129 | 4.354 |
Anteil an weltweiter LCC-Flotte | 23,7% | 1,3% | 33,5% | 10,5% | 28,0% | 3,0% |
Quelle: vgl. International Bureau of Aviation 2017, S. 54
Für Deutschland selbst werden vom Low Cost Monitor des DLR 18 bzw. 21 der auf deutschen Flughäfen tätigen Airlines klassifiziert, die ganz oder vorwiegend Low Cost Angebote vorhalten. Für Europa werden drei weitere Airlines zum betrachteten Segment hinzugezählt, so dass es laut DLR 21 (bzw. 24) europäische Low Cost Carrier gibt.
Die Marktanteile der Low Cost Carrier ist von Region zu Region unterschiedlich, liegt weltweit gesehen bei ca. 26% (bezogen auf beförderte Passagiere in 2016). Es gibt jedoch auch Ländern bzw. Regionen, in denen mehr als 50% Marktanteil durch die Billigfluggesellschaften zu beobachten sind, wie z.B. in Lettland, in der Slowakei oder Südost-Asien. Im Europaverkehr hat der Low Cost Carrier Markt nach dem DLR einen Anteil von 32% der Flüge in einer Sommerflugplanperiode, gegenüber rund 25% in Deutschland. Rund 68 % der europäischen Flüge werden vorwiegend von den eher klassischen Linien- und Ferienfluggesellschaften durchgeführt. Ein weiterer Teil des Marktes wird von kleineren Regionalfluggesellschaften bedient, die jedoch überwiegend mit einer großen Gesellschaft kooperieren.
Das Nachfrageverhalten hat sich durch die Angebote der Low Cost Airlines geändert. Während früher für die Reisenden der Aspekt des „hin-zu-Reisen“ mit einem bestimmten Ziel bzw. Grund für den Aufenthalt in einer bestimmten Destination im Vordergrund stand, verstärken die Low Cost Angebote den Trend zum „weg-von-Reisen“. In der Folge spielt eine bestimmte Destinationen nicht mehr die große Rolle, sondern das Reisen an sich wird durch „Billig-Angebote“ stimuliert („Hauptsache irgendwo hin, wo genau hin, ist nicht so wichtig.“).
Das Kundenprofil der Billigfluggesellschaften wird v.a. wie folgt umschrieben: jünger, gut verdienend und ausgebildet sowie durchweg versierte Internetnutzer. Während zunächst v.a. Privatreisende als Zielgruppe im Mittelpunkt standen, nutzen mehr und mehr Geschäftsreisende die Low Cost Carrier und können somit zur Senkung der Firmenreisekosten beitragen.
2017 waren es bei easyJet mehr als 20% Geschäftsreisende, auf bestimmten Routen (z.B. London-Glasgow) werden noch höhere Anteile erzielt. Seit 2014 setzt selbst Ryanair auf Firmenkunden bzw. Geschäftsreisende und hat ihre Flüge bspw. über Reisebüro buchbar gemacht, größere Beinfreiheit und den BusinessPlus-Tarife eingeführt
Bei einer Analyse der unterschiedlichen Low Cost Carrier fällt auf, dass es nicht das eine Low Cost-Geschäftsmodell gibt, welches alle Airlines verfolgen. Es lassen sich jedoch eine Reihe von Merkmalen finden, die typisch für sie sind (vgl. Budd/Ison 2014; Brützel 2017; Gross/Lück/Schröder 2013, S. 9ff.; Groß/Schröder 2007, S. 31ff.):
Die besten Low Cost Carrier
Das bereits in einem anderen Blogbeitrag thematisierte Unternehmen Skytrax zeichnet auch die besten Low Cost Carrier aus. Es werden verschiedene Rankings veröffentlicht und zwar auf Basis einer Online-Umfrage, bei der ca. 20 Mio. Personen aus mehr als 100 Ländern teilnehmen und 320 Airlines anhand eines 49 Punkte umfassenden Kriterienkatalogs bewertet werden. Die Rankings beziehen sich auf die weltbesten LCCs, die besten in acht Regionen (Afrika, Asien, Australien/Pazifik, Europe, Naher Osten, Nordamerika, Südamerika und Asien/Indien), die beste Langstrecken-LCC, die beste LCC-Premium-Kabine und die Low Cost Airlines mit dem besten Premium-Sitz. Nachfolgend die TOP10 der weltbesten Low Cost Carrier (nach Skytrax):
Quellen:
Dies ist ein überarbeiteter Auszug vom „Handbuch Tourismus und Verkehr“, 2. Auflage, Konstanz/München 2017.
Der Beitrag erschien zuerst auf www.wirtschafts-thurm.de
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