Literaturrecherche
Spätestens mit der Erstellung der Bachelorarbeit – meist jedoch bedeutend früher im Rahmen von Haus- und Seminararbeiten – muss jeder Studierende sich mit der Frage auseinandersetzen, welche Quellen für eine Arbeit gesichtet und ausgewertet werden sollen. Was ist thematisch relevant? Was ist verzichtbar? Und vor allem: Was ist verlässlich? Fand diese Recherche früher vornehmlich in der Bibliothek der eigenen Hochschule statt, in der man kaum Gefahr lief, über unseriöse Quellen zu stolpern, wird die Suche nach relevanten Informationen im digitalen Zeitalter zunehmend durch Online-Recherchen ergänzt oder sogar ersetzt. Und auch wenn das World Wide Web zweifelsfrei herausragende Möglichkeiten für die Informationssuche bietet, gilt es zu berücksichtigen, dass nicht jeder Quelle uneingeschränkt vertraut werden sollte – auch dann nicht, wenn sie optisch oder sprachlich einen hochseriösen Eindruck macht.
Dem Erlernen von Medienkompetenz kommt damit heutzutage eine Schlüsselrolle für den eigenen Studienerfolg zu. Bei der Suche nach Materialien im Netz ist vor allem zu empfehlen, auf „normale“ Suchmaschinen wie Google, Yahoo oder MSN sowie auf gängige Soziale Netzwerke wie Facebook zu verzichten, und stattdessen auf spezialisierte akademische Suchmaschinen, akademische Repositorien sowie akademische Soziale Netzwerke zurückzugreifen.
Bei einer akademischen Suchmaschine handelt es sich im Grunde um eine Suchmaschine wie jede andere auch – nur mit dem Unterschied, dass sie ausschließlich Webseiten von Hochschulen, Wissenschaftsverlagen und anderen wissenschaftlichen Institutionen durchleuchtet. Wer hier etwas sucht, kann also (fast – Manipulationen gibt es leider überall) nur auf einer seriösen akademischen Seite fündig werden. Eine kritische Beurteilung der aufgefundenen Quellen ist aber auch in diesem Fall erforderlich – schließlich ist ein Projektbericht, den ein Professor vor zehn Jahren auf seiner eigenen Homepage eingestellt hat, nicht als gleichranging mit einem peer-reviewten Fachartikel zu werten, der erst vor kurzem in einem bekannten internationalen Journal erschienen ist.
Der Betreiber der derzeit wichtigsten akademischen Suchmaschine ist übrigens identisch mit dem Betreiber der bekanntesten Suchmaschine überhaupt: Google bietet mit Google Scholar bereits seit 2004 einen Suchdienst für wissenschaftliche Veröffentlichungen an, der aktuell knapp 400 Millionen Dokumente umfasst. Andere bekannte akademische Suchmaschinen sind Microsoft Academic Search und CiteSeer sowie – im deutschsprachigen Raum – die an der Uni Bielefeld gehostete Bielefeld Academic Search Engine (BASE). So wie man es von anderen Suchmaschinen her kennt, kann man die Suchergebnisse auch bei akademischen Suchmaschinen über verschiedene Parameter verfeinern und so beispielsweise nur nach kostenfrei verfügbaren Veröffentlichungen oder nur nach solchen Veröffentlichungen suchen, die in einem bestimmten Zeitraum oder einer bestimmten Sprache erschienen sind.
Während akademische Suchmaschinen lediglich auf Publikationen verlinken, die über die Webseiten von Verlagshäusern, Hochschulen und anderen Institutionen bezogen werden können, bieten akademische Repositorien allen Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit, ihre Dokumente eigenständig in eine Datenbank einzustellen und damit frei zugänglich zu machen. In solchen Repositorien findet man – wie auch in den akademischen Sozialen Netzwerken – zudem häufig sogenannte Preprints (d.h. Vorabdrucke von Artikeln, die das Peer Review-Verfahren noch nicht vollständig durchlaufen haben) und Graue Literatur (also Projektberichte, Handbücher, Skripte und andere Dokumente, die im Rahmen wissenschaftlicher Projekte erstellt werden). In Repositorien findet man somit auch Unterlagen, die nie über einen Verlag publiziert wurden – und die man deshalb auch in keiner „Offline-Bibliothek“ erhalten würde.
Das bekannteste akademische Repositorium ist arxiv.org – ein von der Cornell University betriebener Server für Preprints aus den Bereichen Physik, Mathematik, Informatik, Statistik und Biologie. Im deutschsprachigen Bereich nennenswert ist das vom Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim gehostete Social Science Open Access Repository (ssoar.info).
Wem beim Begriff des „sozialen Netzwerks“ zuerst Facebook oder Instagram einfallen, liegt auch mit Blick auf akademische Soziale Netzwerke nicht verkehrt. Auch in diesen legen Forscherinnen und Forscher persönliche Profile an und vernetzen sich untereinander – nur, dass man in den Profilen keine Informationen über den musikalischen Geschmack und die beliebtesten Urlaubsziele, dafür aber Angaben zu Forschungsschwerpunkten und Kooperationspartnern findet. Von besonderem Wert für informationssuchende Studierende und Nachwuchsforscher ist, dass viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über solche Netzwerke auch Publikationen teilen, die sonst nur gegen Entgelt bezogen werden können. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, sich bei Fragen zum Inhalt direkt an die Autorinnen und Autoren zu wenden oder sich dauerhaft mit diesen zu vernetzen und damit auch über neue Ergebnisse und Veröffentlichungen zum gleichen Thema benachrichtigt zu werden.
Einige akademische Soziale Netzwerke, die man auch als Studierender kostenfrei nutzen kann, sind ResearchGate, Academia oder das ohne Gewinnabsicht betriebene Netzwerk Humanities Commons. Eine Brücke zwischen akademischen Sozialen Netzwerken und Literaturverwaltungssoftware (ein weiteres Thema, mit dem man sich als Studierender unbedingt frühzeitig befassen sollte) schlägt der ebenfalls kostenfrei nutzbare Online-Dienst Mendeley.
Dass immer mehr wissenschaftliche Veröffentlichungen auch Online zugänglich sind, ist übrigens zu einem nicht geringen Anteil der sogenannten Open Access-Bewegung zu verdanken. Die Verfechter von Open Access kritisieren, dass die Ergebnisse von mit Steuergeldern finanzierter Forschung der Allgemeinheit nicht zur Verfügung stehen, sondern – über die Veröffentlichung in einem Wissenschaftsverlag – zu einem privaten Wirtschaftsgut werden, das dann von ebenfalls öffentlich finanzierten Hochschulen – etwa über die Abonnements von Fachzeitschriften durch Bibliotheken – zurückgekauft werden muss. Die zunehmende Popularität der Open Access-Bewegung gerade unter jüngeren Forscherinnen und Forschern hat dazu geführt, dass die freie Veröffentlichung von Ergebnissen in mehr und mehr staatlichen Programmen zur Forschungsförderung unterstützt und sogar aktiv eingefordert wird.
Ob man als Studierender nun lieber Online oder Offline arbeitet – in jedem Fall sollte man auf entsprechende Kursangebote der eigenen Hochschulbibliothek achten: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter demonstrieren überaus gerne, wie man möglichst effizient in Beständen und Datenbanken recherchiert.
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