10 Tipps für deine Online-Befragung

In vielen wissenschaftlichen Projekten oder Arbeiten wirst du früher oder später mit empirischer Forschung konfrontiert werden. Eine weit verbreitete Form des empirischen Arbeitens stellt die Befragung von Personen zu einer bestimmten wissenschaftlichen Fragestellung dar. Befragen kannst du deine Teilnehmer (Probanden) auf verschiedenen Wegen. Mittlerweile ist die Nutzung von Tools zur Erstellung und Durchführung von Online-Befragungen im Rahmen des Studiums, z. B. bei Abschlussarbeiten, fest etabliert.

Die Vorteile von Online-Befragungen sind vielfältig: der Aufwand und die Kosten sind im Vergleich zu persönlichen Interviews relativ gering, es kann kein Interviewereinfluss erfolgen, Erfassungsfehler können durch die direkte Eingabe der Antworten minimiert werden etc.  So einfach die Durchführung von Online-Befragungen im Vergleich zu persönlichen paper-and-pencil-Interviews auch ist, so vorbereitungsintensiv sind sie gleichzeitig.

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© Ida König

Folgende 10 Tipps wollen wir dir mit auf den Weg geben, um typische Fallstricke bei der Erstellung von Online-Befragungen zu vermeiden:

1. Investiere genügend Zeit in statistische Vorüberlegungen

Überlege dir genau, welche Daten du benötigst, um deine Forschungsfragen zu bearbeiten. Die Arbeit, die du leistest, bevor du überhaupt mit der Erstellung deines Online-Fragebogens mit Hilfe einer Software beginnst, ist entscheidend. Wähle das Skalenniveau bei jeder Frage bewusst und bedenke dabei z. B., dass ein Wechsel von einem höheren zu einem niedrigeren Skalenniveau auch nachträglich noch möglich ist, dies andersherum jedoch nicht funktioniert. Ein Beispiel? Wenn du deine Probanden nach ihrem Alter (in Jahren) fragst, erhältst du metrische Daten. Diese kannst du hinterher leicht in ordinale Kategorien (z. B. 18-25 Jahre, 26-30 Jahre usw.) umwandeln. Fragst du das Alter nur anhand der Kategorien ab, lässt sich das genaue Alter in Jahren nachträglich nicht mehr bestimmen.

2. Schreibe eine knackige, aussagekräftige Einleitung

Regeln zum Aufbau eines Fragebogens solltest du online genauso beachten wie offline. Die Inhalte hängen natürlich davon ab, welche Fragestellung du mit Hilfe deiner Befragung beantworten möchtest. Wichtig ist vor allem ein aussagekräftiger Einleitungstext, in dem deine Probanden auf einen Blick alle relevanten Infos zur Studie erhalten, da du als Interviewer schließlich keinen direkten Kontakt zu ihnen hast. Erläutere also zum Einstieg vor dem eigentlichen Fragenteil, worum es in deiner Studie geht, was das Ziel ist und ggf. auch kurz, wer du bist und was du studierst. Sinnvoll ist es auch, eine ungefähre Bearbeitungsdauer anzugeben. Diese solltest du im Vorfeld natürlich realistisch einschätzen können. Auch ein Hinweis auf den Datenschutz solltest du im Einleitungstext platzieren.

3. Sprich Klartext

Im Laufe deiner Forschungsarbeit wirst du zu einem Experten. Das führt dazu, dass du Fachbegriffe im Schlaf beherrscht und mit fachspezifischen Abkürzungen bestens vertraut bist. Gehe in deiner Befragung jedoch davon aus, dass die Probanden nicht zwangsweise Fachexperten sind. Verzichte deshalb möglichst auf erklärungsbedürftige Fachbegriffe und Abkürzungen. Sollten sich diese nicht vermeiden lassen, dann erläutere sie zumindest kurz.

4. Vermeide Reihenfolgeneffekte

Genauso wie bei schriftlichen Interviews gilt auch bei Online-Befragungen: lange Statement-Listen (z. B. verschiedene Produkteigenschaften) sollten sich in ihrer Reihenfolge von Proband zu Proband unterscheiden. Auch ganze Fragen-Blöcke, die bspw. bei drei verschiedenen Marken identisch sind, sollten rotieren. Diese Rotationen lassen sich mit Hilfe einer Befragungs-Software ganz leicht einstellen.

5. Wähle offene Fragen mit Bedacht

Grundsätzlich lassen sich alle Fragetypen, ob offen oder geschlossen, auch online umsetzen. Besonders bei offenen Fragen solltest du jedoch vorsichtig sein. Sie sind zwar schnell erstellt, bedürfen jedoch viel Zeit in der Auswertung. Da jeder Proband hier antworten kann, was er will, ist es bei der Auswertung in aller Regel unvermeidbar, dass die Antworten codiert werden müssen, so dass die Texte letztendlich wieder in Zahlen “übersetzt” werden. Das ist zeitaufwändig und vor allem bei komplexen Antworten auch nicht immer ganz einfach.

6. Erstelle deinen Fragebogen mit Liebe zum Detail

Bei der Erstellung deines Fragebogens kannst du dir viel Ärger ersparen, indem du so sorgfältig wie möglich arbeitest. Das gilt vor allem für das Labeln der einzelnen Fragen, d. h. ihre exakte Bezeichnung. Benenne die Fragen möglichst bereits manuell konkret, so dass du hinterher auch gut damit weiterarbeiten kannst, bspw. in SPSS oder Excel. Es ist sicher einfacher, die Variablen anhand von Bezeichnungen wie “Q1, Q2a, Q2b, Q3” etc. zu ihren Fragen zuzuordnen, als mit Bezeichnungen wie “Q1001, Q1002, Q1003, Q1004” usw. (Und das ist noch ein harmloses Beispiel.) Je mehr Liebe zum Detail du in der Vorbereitung walten lässt, desto geringer ist der Aufwand nach dem Auslesen der Daten.

7. Teste deine Befragung auf Herz und Nieren

Ein ausführlicher Pre-Test ist das A und O. Plane ausreichend Zeit ein, um deine Befragung auf Fehler in der Programmierung (z. B. Filterführungen, Rotationen, Variablenlabel), Verständlichkeitsprobleme und auch auf Rechtschreibung und Grammatik gründlich zu prüfen. Bitte verschiedene Personen, die Befragung ebenfalls schon zu durchlaufen und ggf. Probleme aufzudecken, bevor du deine “richtigen” Probanden befragst.

8. Wähle deine Befragung-Software bewusst aus

Davon, wie du deine Daten auswerten möchtest, wie komplex dein Fragebogen ist usw., hängt es ab, welche Software für die Erstellung und Durchführung deiner Befragung geeignet ist. Freeware ist natürlich aus Kostensicht bestens geeignet. Prüfe jedoch vorher, ob alle Features, die du brauchst (bspw. Filterfragen, Verarbeitung großer Datensätze mit vielen Variablen, Rotationen, Daten-Export nach SPSS, manuelles Labeln der Variablen), auch tatsächlich enthalten sind.

9. Befrage werbefrei

Kostenfreie Software für Online-Befragungen ist oft damit verbunden, dass in die Befragung Werbeanzeigen eingebunden sind. Vermeide dies, wann immer es geht. Werbeanzeigen führen dazu, dass deine Befragungsteilnehmer ihre Aufmerksamkeit nicht mehr voll und ganz auf die Befragung richten können (sogenannter Split-Attention-Effect). Es wäre schade, wenn ein Teilnehmer am Ende des Tages zwar schicke Klamotten bestellt hat, du aber nur eine unvollständige Befragungen erhältst.

10. Wecke bei den Probanden das Interesse an deiner Befragung

Wenn du gezielt weißt, wen du befragen möchtest, bietet es sich an, deine Probanden per Email zur Teilnahme an deiner Studie einzuladen. Achte dabei auf eine kurze, prägnante Betreffzeile, eine persönliche Anrede, eine kurze Bemerkung zum Hintergrund der Befragung (alle Details erscheinen erst im Einleitungstext in der Befragung, siehe Tipp 1), den Link zur Befragung und eine angemessene Verabschiedung inklusive seriöser Signatur. Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, einen Email-Verteiler deiner Fakultät/Forschungseinrichtung o. ä. zu nutzen, um potenzielle Probanden anzusprechen.

Alles klar?

Dann ran an die Tasten und viel Erfolg bei der Durchführung deiner Online-Befragung!

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