von Sven Groß, Jana Culemann und Juliane Rebbe
Glamping – Begriff und Entwicklung
Glamping ist eine luxuriöse Art zu campen und hat in den letzten Jahren eine zunehmende Verbreitung erfahren. Der Begriff ist eine Wortneuschöpfung aus „Glamour“ (oder „Glamorous“) und „Camping“ – alternative Bezeichnungen sind u.a. die Begriffe Boutique-Camping, Luxuscamping, Komfortcamping und Nobelcamping. Auch wenn der konzeptionelle Startpunkt von luxuriösen, transportablen Unterkünften im (Hoch-)Mittelalter liegt, wird der Beginn des „modernen“ Glampings im 20. Jahrhundert in luxuriösen Zelten bei Safaris in Afrika gesehen.
Mit dem Aufkommen des Glampings haben sich eine Vielzahl an Websites (z.B. glampingeuropa.de, glampings.de, yourglamping.com), Fachpublikationen, Publikationen (z.B. Alan Rogers „Introduction to Glamping Guide“ und „Glamping with Mary Jane: Glamour+Camping“ von MaryJane Butters), Zeitschriften und Artikel in Fachzeitschriften etabliert.
Glamping-Anbieter
Anbieter, die Glamping entweder selbst anbieten oder Angebote vermitteln, gibt es in unterschiedlicher Ausrichtung. Zu den ersten Unternehmen zählen gewerbliche Anbieter auf Camping- und Glampingplätzen selbst. Aber auch private Angebote, Angebote von öffentlichen Einrichtungen (z.B. Nationalparkverwaltungen) und Event-Dienstleister zählen hierzu. Letzere bieten Glamping-Angebote auf Festivals, Hochzeiten, Firmenevents, Messen, als Incentive und bei weiteren Veranstaltungen an bzw. unterstützen bei der Planung und Organisation. Diese Glamping-Besucher bekommen voraufgebaute Zelte (mit Matratzen, Feldbetten oder Betten mit Matratze) zur Verfügung gestellt, die bei z.B. Festivals teilweise in abgetrennten Bereichen liegen. Darüber hinaus gibt es – je nach Wunsch und Zahlungsbereitschaft – weitere Ausstattungsoptionen.
Beispiele sind die „eps international GmbH“ und „Domo Camp c/o Hejmo GmbH“. Erstes Unternehmen bietet Glamping bei „Rock am Ring“ und „Open Air Frauenfeld“ an. Der zweite Anbieter ist u.a. bei den Festivals „Hurricane“, „Southside“ und „Wacken“ oder beim „Großen Preis von Österreich“ der Formel 1 aktiv.
Glampingplätze in Deutschland gibt es in allen Bundesländern, wie Suchanfragen bei den nachfolgend genannten Vermittlungsplattformen ergeben haben. Vermittler sind Internet-Plattformen, wie canopyandstars.co.uk, glampinghub.com, glamping.info, glampingeuropa.de, glampings.de, yourglamping.com. Aber auch weltweit agierende Vermittlungsplattformen, wie airbnb und booking.com, haben Glamping-Unterkünfte im Programm. Als einer der größten Vermittler von Glamping-Unterkünften bietet Glamping Hub mehr als 30.000 Unterkünfte in mehr als 110 Ländern an.
Glamping-Möglichkeiten finden sich jedoch nicht nur auf eigens ausgewiesenen Camping- oder Glampingplätzen, sondern auch auf Camping-/Glamping-Flächen bei sog. Workation-Anbietern, wie bei COCONAT (community and concentrated work in nature) im brandenburgischen Klein Glien, in der Nähe von Bad Belzig. Neben Zimmern im Haupthaus gibt es hier auch die Möglichkeit, in vorbereiteten Glamping-Zelten zu übernachten.
Darüber hinaus gibt es Onlinereservierungsplattformen für Erlebnisse, Freizeitaktivitäten, Touren und Guides sowie Glamping-Angebote. Hier werden meist keine eigenen Produkte vermarktet, vielmehr geht es um eine Weitervermarktung von verschiedenen Produkten von Drittanbietern. Die Anbieter übernehmen dabei die Rolle der „Lieferanten“ und die Erlebnis-Vertriebs-Plattformen und Erlebnis-Vermittler sind die „großen“ Vertriebsagenturen, die diese vermarkten. Beispiele sind die Jochen Schweizer GmbH und mydays GmbH.
Untersuchung zum „deep-nature“ Glamping
Eine Unterform des Glamping ist das sog. deep-nature Glamping. Hierbei wird eine Unterkunft in der abgelegenen Natur gemietet und vor Ort gibt es keine anderen Gäste. Im Rahmen einer quotenbasierten Online-Befragung wurde bei 501 deutschen Reisenden ab 18 Jahren die Bekanntheit und das Interesse an einem derartigen Angebot untersucht. Hierfür wurde das Konzept aufbauend auf dem Angebot des US-amerikanischen Unternehmens tentrr (https://www.tentrr.com/) wie folgt vorgestellt:
„Man mietet ein Zelt in der abgelegenen Natur. Es gibt dort also keine anderen Gäste. Das Zelt ist beheizt und steht auf einer Holzplattform. Die Ausstattung besteht aus Betten und Nachttischen. Zusätzlich ist auf dem Grundstück eine Feuerstelle, Müllentsorgungsmöglichkeiten, ein Wassertank, eine Solardusche und eine Campingtoilette mit Toilettenbeuteln vorhanden. Zusätzliche Ausstattungen, wie zum Beispiel Bettwäsche, Geschirr, Frühstück und Sportgeräte können je nach Unterkunft individuell dazu gebucht werden.“
Fast die Hälfte der Befragten (45,3%) können sich vorstellen, einen derartigen Urlaub durchzuführen. Etwas mehr als ein Drittel (34,4%) ist einem solchen Urlaub jedoch negativ gegenüber eingestellt. Eine von fünf Personen (20,4%) ist sich unsicher, ob sie einen derartigen Urlaub durchführen würde. Befragte, die bereits mindestens einmal einen Campingurlaub durchgeführt haben, können sich eher vorstellen, einen derartigen Urlaub durchzuführen als Probanden, die noch keine Campingerfahrung haben.
Aufgrund von Ergebnissen aus anderen Studien ist bekannt, dass v.a. bei jüngeren Personen Interesse an Camping- und Glampingurlauben besteht (vgl. Cvelić-Bonifačić et al. 2017, S. 107). Bei einer Gästebefragung an der Adriaküste (74% der Gäste kamen aus Deutschland, 14% aus Österreich und die restlichen Gäste aus den Niederlanden, Kroatien, Slowenien und Italien) kam u.a. heraus, dass Glamping besonders von der Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen nachgefragt wird (vgl. Milohnić et al. 2019, S. 267). Daher ist zu erwarten, dass Altersunterschiede beim Interesse am („deep-nature“) Glamping-Urlaub zu beobachten sind. Mit Hilfe eines Chi-Quadrat-Tests wurde nachgewiesen, dass die Altersgruppen 18 bis 29 Jahre (Top2: 66,0%) und 30 bis 39 Jahre (Top2: 61,1%) besonders an dem beschriebenen Konzept interessiert sind, danach nimmt das Interesse mit zunehmendem Alter ab.
Neue Veröffentlichung
Detailliertere Informationen zur genannten Studie sowie zu wichtigen Grundlagen und Begriffsdefinitionen des (deep-nature) Glampings, dem aktuellen Forschungsstand sowie zum Angebot und zur Nachfrage dieses naturtouristischen Konzepts werden in Kürze in einer neuen Buchpublikation veröffentlicht.
Quellenverzeichnis:
Cvelić Bonifačić, J., Milohnić, I., & Cerović, Z. (2017): Glamping – Creative Accommodation in Camping Resorts: Insights and Opportunities, in: ToSEE – Tourism in Southern and Eastern Europe, Vol. 4, S. 101-114.
Milohnić, I., Cvelić-Bonifačić, J., & Licul, I. (2019): Transformation of Camping into Glamping – Trends and Perspectives, in: ToSEE – Tourism in Southern and Eastern Europe, 5, S. 457-473.