Corona-Pandemie trifft die Outdoorbranche besonders hart – Studie der HS Harz und der HS für angewandtes Management

Autoren: Manuel Sand* und Sven Groß

Hintergrund

Die Outdoorbranche in Deutschland hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt. Die Anbieter von erlebnispädagogischen Aktivitäten, Abenteuerreisen und Outdoorsport (wie Bikeparks, Hochseilgärten oder Kanu-Verleih) trifft die Coronakrise nun schwer. Das liegt auch daran, dass eine Eingrenzung schwierig ist und die vielschichtige Branche kein gemeinsames Sprachrohr hat. An der Onlinebefragung, die zwischen dem 20. April und dem 6. Mai stattfand, beteiligten sich 168 Unternehmen aus 15 Bundesländern. Auch wenn die Ergebnisse aufgrund der Vielfältigkeit der Branche und der kaum zu fassenden Grundgesamtheit nicht repräsentativ sind, zeigen sich Tendenzen.


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Kanutour auf der Altmühl (Foto: Manuel Sand)

Stichprobenbeschreibung

Zunächst wird eine Stichprobenbeschreibung vorgenommen (siehe Abbildung). An der Studie nahmen 16% Reiseveranstalter, 36% Outdoorsportanbieter, 39% Anbieter aus der Erlebnispädagogik und 19% aus anderen Bereichen (z.B. Freiberufliche Trainer, Verbände, Onlineplattformen) teil. Die Unternehmen existieren zu einem großen Teil schon länger auf dem Markt. Sie sind überwiegend Kleinunternehmer oder als GmbH organisiert und verfügen über eine große Spanne an Jahresumsätzen.

Allgemeine Auswirkungen der Krise

Rund die Hälfte (55%) der befragten Unternehmen musste bereits Mitarbeitende in Kurzarbeit schicken. 28% mussten sich von Angestellten trennen, weitere Stellen sind in Gefahr. Über die Hälfte der Anbieter (57%) mussten ihre Angebote zeitweise (nahezu) komplett einstellen (Rückgang um 91-100%), nur ca. 3% haben keinen Rückgang zu verzeichnen. Die restlichen Unternehmen liefen zum Befragungszeitraum auf „Sparflamme“. 72% der befragten Anbieter hatte zum Zeitpunkt der Befragung bereits Soforthilfe beantragt, weitere 9% planten dies.

Drei von vier Unternehmen hatten bereits Zahlungen erhalten (66%) oder in Aussicht (7%). Knapp die Hälfte gab jedoch an (47%), dass die staatlichen Hilfen aus ihrer Sicht nicht ausreichen werden.

Während vor der Corona-Pandemie mehr als neun von zehn Unternehmen die eigenen Perspektiven positiv einschätzten, waren Ende April/Anfang Mai 2020 knapp ein Drittel äußerst besorgt um das eigene Fortbestehen. Immerhin war ein Drittel zuversichtlich, dass ihr Unternehmen die Krise überlebt. Dies wird auch dadurch deutlich, dass 80% der Unternehmen ab dem Zeitpunkt der Befragung maximal ein halbes Jahr überbrücken kann (25,2% nur drei bis vier Monate; 22,6% nur zwei Monate und 20,6% nur noch einen Monat).

Expedition auf dem West Highland Way in Schottland (Foto: Manuel Sand)

Innerhalb der Branche trifft es den Abenteuerreisebereich – aus Sicht der befragten Unternehmen – am härtesten. Das hängt auch damit zusammen, dass die Perspektiven unterschiedlich waren. Während die Outdoorsportanbieter Mitte Mai mit einer baldigen Öffnung rechnen konnten, war die Zukunft für erlebnispädagogische Anbieter (u.a. Klassenfahrten) und Reiseveranstalter ungewiss.

Einschätzung künftiger Entwicklungen

Immerhin knapp ein Drittel der befragten Unternehmen kann der Krise etwas Positives abgewinnen und sieht sie sogar als Chance für das Unternehmen. Auch Veränderungen im Hinblick auf die Nachfrage der Kunden sind laut den Befragten in den Branchen zu erwarten. Das direkte Nachholen von verpassten Angeboten und Reisen nach der Krise, machte den meisten Anbietern wenig Hoffnung. So glaubte nur jeder Dritte an einen Nachholeffekt nach der Krise und ein weiteres Drittel glaubte, dass die Nachfrage nach Outdoorangeboten nach der Krise steigen wird.

Aktuelle Herausforderungen

Die größten Herausforderungen waren aus Sicht der befragten Unternehmen die finanziellen Herausforderungen (87%), gefolgt von fehlenden Regelungen und Entscheidungen der Politik (66%) und Umplanung und Verschiebung von Angeboten (50%). Des Weiteren wurden Personalmanagement (36%) und Kundenmanagement (34%) als Herausföderung häufiger genannt. Die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden stellte somit zum Befragungszeitpunkt nicht die wichtigste Herausforderung für die befragten Unternehmen dar.

Unterwegs in den Karpaten in Rumänien (Foto: Manuel Sand)

Ein Viertel der Befragten Unternehmen fühlte sich von Politik und Behörden gut informiert, aber nur 9,6% fühlten sich von Seiten der Politik im Hinblick auf ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst genommen.

Wie zu erwarten war, haben Unternehmen, die zu Beginn des Jahres die eigenen Perspektiven positiver eingeschätzt haben, auch das Überstehen der Krise deutlich positiver betrachtet.

Ausblick

Seit dem Zeitpunkt der Befragung hat sich die Situation etwas entspannt und Sportaktivitäten in der Natur sind unter Hygieneauflagen wieder möglich. Dennoch sind viele Anbieter immer noch stark eingeschränkt: Vor allem im Bereich der Erlebnispädagogik, da hier erst im Jahr 2021 wieder mit (mehr) Schulklassen, Teambilding-Maßnahmen von Unternehmen u.ä. gerechnet werden kann. Damit die Aktivitäten wieder aufgenommen werden können und Einnahmen erzielt werden können, ist es unerlässlich, entsprechende Hygienekonzepte zu entwickeln. Bei dieser Entwicklung sollten die geltenden Bestimmungen im Hinblick auf Mindestabstand, Gruppengröße und Maskenpflicht berücksichtigt werden. TeilnehmerInnen und Gäste sollten von zu Hause buchen, bzw. sich anmelden und möglichst direkt bargeldlos bezahlen, sich zu Hause umziehen und duschen und möglichst keine unnötigen Risiken eingehen. Die folgenden Aspekte sollten von den Anbietern berücksichtigt werden – weitere Informationen siehe Verband Allgäuer Outdoorunternehmen.

Hygienieregeln (Quelle: Verband Allgäuer Outdoorunternehmen)

Fazit

Die Corona-Pandemie hat auf die Outdoorbranche große Auswirkungen, auch wenn viele Unternehmen zuversichtlich sind, die Durststrecke überbrücken zu können. Teilweise können sie der Situation sogar etwas Positives abgewinnen. Bis wieder regelmäßige Einnahmen möglich sind, wird es für viele Anbieter sicherlich noch Zeit in Anspruch nehmen. Daher werden Unternehmen weiterhin um ihr Überleben kämpfen müssen und brauchen (mehr) Unterstützung.

Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen haben sich eine stärkere Unterstützung durch die Wissenschaft gewünscht, speziell im Hinblick auf eine größere Sichtbarkeit der Branche. Die Autoren verbinden mit der Veröffentlichung der vorliegenden Daten die Hoffnung, dass diesem Wunsch z.T. entsprochen werden kann. Hoffentlich können mit Hilfe der Daten die Situation von Unternehmen der Outdoorbranche in Diskussionen, Abstimmungen usw. mit Entscheidungsträgern verdeutlicht werden. Letztlich ist zu wünschen, dass Maßnahmen im Sinne der Unternehmen auf den Weg gebracht werden können.

Weitere Veröffentlichungen

Detalliertere Informationen werden in folgenden Zeitschriften veröffentlicht:

Tourismus Wissen quarterly: Die Outdoorbranche in Zeiten von Coroa – Anbieter trifft es besonders hart

e&l – erleben und lernen: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Outdoorbranche – Auch die Erlebnispädagogik ist stark betroffen

* Prof. Dr. Manuel Sand: Professor an der Hochschule für angewandtes Management im Bereich Outdoorsport und Adventuremanagement sowie akademischer Leiter am Adventure Campus Treuchtlingen. Er leitet das Studienprogramm „Outdoorsport und Adventuremanagement“ und forscht in den Bereichen Abenteuertourismus, Outdoorsport und Naturschutz, Outdoorsport und Gesundheit.

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