7 Tipps für ein Tourismus-Studium in Deutschland

Bedeutung der Tourismuswirtschaft in Deutschland

Die Tourismuswirtschaft nimmt sowohl weltweit als auch innerhalb von Europa und Deutschland einen wichtigen wirtschaftlichen Stellenwert ein. Mit dem direkten Beitrag von 6,8% zur Beschäftigung im Jahr 2015 liegt der Tourismus in Deutschland unter dem Beschäftigungsanteil des Einzelhandels (7,5%) und des Gesundheitswesens (7,2%). Der Tourismus hat aber größere Beschäftigungseffekte als z.B. das Baugewerbe (5,6%), das Erziehungs- und Unterrichtswesen (5,6%) der Maschinenbau (2,6%) (vgl. BMWi 2017, S. 16). Der Tourismus ist somit ein wichtiger Wirtschaftszweig, dem auch in der akademischen Ausbildung und wissenschaftlichen Forschung Rechnung getragen werden muss.

Bekanntes deutsches Reiseziel: Der Brocken im Harz, Foto: HS Harz

Tourismus-Hochschulen

Die Anzahl an touristischen Hochschuleinrichtungen hat sich im Laufe der letzten 25 Jahren stark erhöht. Ende der 1980er Jahre gab es einige wenige Fachhochschulen (v.a. Heilbronn, Kempten, München und Worms) und Universitäten, wie z.B. in Berlin, Trier und München, die einen Schwerpunktstudium Tourismusgeographie oder Tourismuswirtschaft bzw. -management ermöglichten. Heute werden seitens der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft e.V. (DGT) mehr als 70 Ausbildungseinrichtungen mit touristischem Bezug in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf ihrer Internetseite gelistet. Diese starke Zunahme der Studienmöglichkeiten ist v.a. an Fachhochschulen und Berufsakademien zu beobachten. Die Studienangebote an Universitäten werden dagegen in den letzten Jahren reduziert (z.B. Einstellung des Studienangebotes, keine Stellenwiederbesetzung). Aber auch hier gibt es Ausnahmen, wie an der KU Eichstätt-Ingolstadt, Universität Freiburg oder Greifswald.

Studierende in einer Hochschul-Bibliothek, Foto: HS Harz

Die meisten touristischen Studiengänge sind stark wirtschaftswissenschaftlich geprägt. Es finden sich aber auch Studiengänge bspw. innerhalb der Freizeitwissenschaften, Geographie, Sportwissenschaft oder Regionalentwicklung.

Tipps für die Studien- und Hochschulwahl

Aufgrund dieser Veränderungen stehen potentielle Studierende vor der „Qual der Wahl“, um den für sie besten Studiengang auszuwählen. Im Folgenden werden sieben Tipps gegeben, um diese Studien- und Hochschulwahl zu unterstützen.

Kleingruppenarbeit, Foto: HS Harz

Staatliche oder private Hochschule

Eine wichtige Entscheidung betrifft die Frage, ob man an einer staatlichen oder privaten Hochschule studieren möchte und sich dies auch finanziell leisten kann. Während bei den staatlichen Hochschulen ein geringer Semesterbeitrag gezahlt werden muss, können die Semestergebühren bei den privaten Einrichtungen mehrere tausend Euro betragen. Bei der Entscheidung ist zu berücksichtigen, über wie viel Erfahrung eine Ausbildungseinrichtung in der (touristischen) Ausbildung verfügt – so gibt es Hochschulen mit 20, 30 oder 40 Jahren Erfahrung in der Tourismusausbildung. Viele Einrichtungen sind dagegen erst in den letzten Jahren entstanden. Daher gibt es Einrichtungen mit neu eingeführten Studiengängen, die noch Anfangsschwierigkeiten haben, aber vielleicht auch über neuen Schwung verfügen. Andererseits gibt es etablierte Studiengängen mit langjährigen Erfahrungen, aber vielleicht auch eingefahrenen Strukturen oder veralteten Inhalten. Welche Variante zu einem selbst am besten passt, muss jeder für sich entscheiden. Unterstützung können die digitalen Erfahrungsberichte von Studierenden bieten.

In diesem Zusammenhang ist für eine Studienwahlentscheidung zu berücksichtigen, dass die öffentlichen Hochschulen unabhängig von ihren Finanzgebern agieren können. Private Einrichtungen sind dagegen stärker ihren Anteilseigner und weiteren Finanzgebern verpflichtet.

Breite der Lehre und Forschung im Tourismus

Am besten sollte die sog. gesamte touristische Leistungskette mit ProfessorInnen in Lehre (und Forschung) abgedeckt werden, so dass es mindestens 5-6 Professorenstellen mit Schwerpunkt Tourismus geben sollte. ProfessorInnen müssen u.a. eine langjährige Berufserfahrung, den erfoglreichen Abschluss einer Doktorarbeit und Lehrerfahrung nachweisen.

Die Ausbildungseinrichtung sollte v.a. Lehre (und Forschung) zu den sog. touristischen Leistungsträgern umfassen. Kurse sollte es somit zu den Themen Beherbergungsbetrieben, (Online-)Reiseveranstaltern, (Online-)Reisemittlern, Destinationsmanagement-Organisationen und Verkehrsunternehmen, wie bspw. Bus- und Bahnunternehmen, Fluggesellschaften, Kreuzfahrtgesellschaften und Mietwagenunternehmen, geben. Neben den Urlaubs- bzw. Erholungsreisen (inkl. Kur- und Wellnessreisen) sollten auch die Geschäftsreisen und verwandte Themen, wie bspw. Meeting, Incentives, Conventions und Events (MICE) oder Travel Management, Bestandteil des Studiums sein.

Letztlich sei auf den Praxisbezug der Lehre und die Vernetzung mit der Tourismusbranche verwiesen. So sollten Interessierte bei Tourismus-Studiengängen darauf achten, ob es bspw. eigene Lehrveranstaltungen mit (Praxis-)Projekten, Exkursionen, Gastvorträgen und Lehrbeauftragten aus der Praxis, spezielle Veranstaltungen mit Praxisvertretern gibt (z.B. Foren, Ring-Vorlesungen) sowie (Forschungs-)Projekte mit privaten Unternehmen und weiteren Organisationen.

Anzahl der Studierenden

Auch wenn die Anzahl an Studierenden allein wenig Aussagekraft hat, so wird hierdurch doch ersichtlich, wie viele Gleichgesinnte es gibt und wie hoch der Stellenwert der touristischen Ausbildung an einer Hochschule beigemessen wird. So gibt es einerseits Einrichtungen mit wenigen Dutzend Tourismus-Studierenden und andererseits Hochschulen mit mehreren hundert Studierenden (z.B. Hochschule Worms, Hochschule Kempten, Hochschule Harz, Hochschule Westküste, IUBH Bad Honnef und weitere Standorte). Die Hochschule München ist die größte deutsche Tourismus-Hochschule mit mehr als 1.000 Tourismus-Studierenden.

Studierende in einem Hörsaal, Foto: HS Harz

Angebot sowohl von Tourismus-Bachelor- als auch Masterstudiengängen

Bei der Studienortwahl sollte auch beachtet werden, welche Studiumsmöglichkeiten für den Bachelor-Abschluss und danach angeboten werden. So gibt es klassische Vollzeitstudiengänge, duale Studiengänge (Ausbildung in einem Unternehmen und Studium) und berufsbegleitende Varianten, d.h. Fernstudium und berufsbegleitendes Präsenzstudium. Nach dem erfolgreichen Bachelor-Abschluss kann ein Masterstudium angeschlossen werden. Hier gibt es ebenfalls klassische Vollzeitstudiengänge und berufsbegleitende Varianten.

Beim Angebot spielt auch die Möglichkeit eines englischsprachigen Studiums mehr und mehr eine Rolle. An einigen Hochschulen gibt es daher international ausgerichtete Studiengänge, bei denen ein oder mehrere Auslandssemester und/oder ein Auslandspraktikum Pflicht sind. Einige Studiengänge verfügen auch über die Möglichkeit, einen sog. „Doppelabschluss“ zu erwerben, d.h. den Abschluss an den beiden Partner-Hochschulen zu erlangen. Aber nicht nur innerhalb der internationalen Studiengänge, sondern auf auch das Sprachenangebot in den nationalen Tourismus-Studiengängen sollte geachtet werden (z.B. Anzahl an möglichen Fremdsprachen, englischsprachige Lehrveranstaltungen).

Möglichkeit der Promotion

Die künftig Studierenden beginnen erst einmal mit einem Bachelorstudium. Daher machen sich viele noch keine Gedanken darüber, was danach noch kommen kann. Trotzdem soll erwähnt werden, dass mit dem Masterabschluss die Befähigung erworben wird, eine Doktorarbeit anzustreben. Auch wenn die Zahl der Universitäten mit Tourismus-Lehrstühlen zurückgeht und es somit immer schwieriger wird, einen betreuenden Professor in Deutschland zu finden, gibt es die Möglichkeit, an deutschen Universitäten zu promovieren. Die Fachhochschulen besitzen kein eigenes Promotionsrecht, aber einige Hochschulen für angewandte Wissenschaften (FHs) unterstützen bei der Promotion (z.B. über Stipendienprogramme und interne Förderprogramme für den wissenschaftlichen Nachwuchs) und arbeiten mit in- und ausländischen Universtäten zusammen (u.a. kooperative Promotionsverfahren mit deutschen Universitäten und internationale Hochschulkooperationen).

In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass es seitens der DGT eine kostenlose Mitgliedschaft für Promovierende gibt und ein Kolloquium für Doktorandinnen und Doktoranden von der Deutsche Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT) und dem Arbeitskreis Tourismusforschung (AKTF) ausgerichtet wird.

Reputation der einzelnen Einrichtung

Es ist schwer, eine verlässliche Aussage zur Reputation einer Ausbildungseinrichtung zu tätigen. Nationale und internationale Rankings können helfen, sich selbst ein Bild von der Reputation einer Universität oder Hochschule zu machen. So gibt es in Deutschland bspw. das CHE-Ranking, in dem auch Studiengänge aus den Bereichen „Hotel, Gastronomie und Tourismus“ bewertet werden. Weitere Beispiele sind das Hochschulranking der WirtschaftsWoche und das Ranking von MeineUni.de.

Sofern eine internationale Universität gesucht wird, können z.B. das „QS World University Rankings“ für den Bereich „Hospitality and Leisure Management“ oder das „ShanghaiRanking’s“ mit ihrem „Academic Ranking of World Universities“ für den Bereich „Hospitality & Tourism Management“ Hinweise liefern.

Weitere Informationen zur Reputation einer Einrichtung können sich in verschiedenen Akkreditierungs- bzw. Zertifizierungsprogramme finden. Einerseits gibt es von der Welttourismusorganisation das „UNWTO TedQual Certified Programmes“. Mit Stand Juli 2019 wurde jedoch noch keine deutsche Ausbildungsrichtung hiernach zertifiziert. Andererseits gibt es aber auch die weit verbreiteten Akkreditierungsverfahren von den Akkreditierungsagenturen, wie AQUAS, AQUIN, FIBAA usw. Eine Akkreditierung ist dabei ein Verfahren zur Qualitätssicherung an Hochschulen, da die Qualität eines Studiengangs durch externe Experten überprüft und bewertet wird. Hat ein Studiengang ein Akkreditierungsverfahren erfolgreich durchlaufen, erhält er eine befristete Akkreditierung.

Darüber hinaus können auch Auszeichnungen und Bewertungen in die Informationssammlung zur Reputation einbezogen werden. Hier seien bspw. die Auszeichnungen von StudyCheck (u.a. „beliebteste Hochschulen 2019 in Deutschland“) und Bewertungen des Lehrpersonals bei meinprof.de genannt.

Forschungsoutput

Letztlich sei auf den sog. Forschungsoutput der Universitäten und Hochschulen verwiesen. So gibt es DozentInnen und ProfessorInnen, die Fachbücher, Fachbeiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften oder Beiträge in Publikumszeitschriften und -zeitungen, wie der fvw, touristik aktuell, publizieren, Vorträge auf nationalen und internationalen Konferenzen präsentieren und/oder Forschungs- und Beratungsprojekte auf regionalen, nationalen oder internationalen Ebene begleiten. Informationen hierzu finden sich bspw. auf den Websites der einzelnen Hochschulen, in Jahresberichten bzw. anderen Publikationsorganen der einzelnen Einrichtungen und bei den Verlagen (z.B. De Gruyter Oldenbourg. Erich Schmidt Verlag, utb/UVK Verlagsgesellschaft).

Weitere Informationen zu den einzelnen Studienmöglichkeiten finden sich bspw. bei den genannten Rankings, aber auch bei tourismus-studieren.de, tourismusmanagement.org oder studieren-studium.com.

Hängeseilbrücke TitanRT im Harz, Foto: HS Harz

Ein Studium im Tourismus ist eine tolle Verbindung von Wirtschafts- und Managementthemen, Sprachen, Internationalität und Reisen mit hohem praxisorientierten Anteil. Die Einsatzmöglichkeiten für Absolventen sind sehr vielfältig und die Erfahrung zeigt, dass die Professionalisierung der Branche weiter voran schreitet und gut ausgebildete Absolventen auch in Zukunft benötigt werden.

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