Vernetzt lernen – Die Cluster-Methode

Wer sagt denn, dass Lernen nicht auch Spaß machen kann? Wer auf der Suche ist, den Lernwerkzeugkasten zu erweitern, sollte es einmal mit der Cluster-Methode versuchen. Sie ist verblüffend einfach und doch sehr effektiv. Was es dafür braucht? Nicht mehr als Zettel und Stift.

Die Cluster-Methode – So einfach geht‘s

Kann Lernen Spaß machen? Aber sicher. Vor allem, wenn man der eigenen Kreativität ein bisschen freien Lauf lassen kann. Das geht umso leichter, je besser die Arbeitsmethoden sind. Eine solche Arbeitstechnik bietet die Cluster-Methode oder einfach das Clustering. Gabriele L. Rico entwickelte diese Herangehensweise bereits Ende der 1970er-Jahre. Ursprünglich war sie für die Arbeit in Schreibkursen gedacht, wenn es darum ging, Handlungsstränge für Geschichten und lebendige Figuren zu entwickeln. Inzwischen hat sich das Clustering aber weiter gemausert.

Wer den Wissenschafts-Thurm aufmerksam begleitet, der hat vielleicht schon den Beitrag zum Überwinden von Schreibblockaden entdeckt (Clustering gegen Schreibblockaden). Doch wie es sich für eine gute Methode gehört, steckt noch mehr drin. Tatsächlich ist die Cluster-Methode vielfältig einsetzbar. Ganz hervorragend eignet es sich auch zum Lernen rechtlicher Fächer, denn das Clustering

  • ist einfach umzusetzen
  • bedarf keiner nennenswerten Vorbereitung
  • lässt sich überall nutzen
  • hat viele Anwendungsmöglichkeiten

Und wie funktioniert die Methode nun?

Wer mit dem Clustering arbeiten möchte, hat es wirklich denkbar einfach. Und so geht‘s:

  • Schritt 1: Man schnappt sich ein Blatt Papier (oder ein Notizbuch, einen Collegeblock etc.) in der Größe DIN A4 und legt das Blatt, das Buch oder den Block am besten quer vor sich hin.
  • Schritt 2: In die Mitte schreibt man einen Kernbegriff (oder eine Frage bzw. ein Thema), zu dem man ein Cluster anfertigen möchte und zieht einen Kreis drum herum. Der Kreis sollte nicht zu groß sein, sodass noch genügend freier Raum zum Schreiben bleibt.
  • Schritt 3: Nun lässt man seinen Gedanken freien Lauf: Alle Einfälle (Assoziationen) werden dabei zu Papier gebracht. Das können konkrete Inhalte, wie z. B. Definitionen sein. Ebenso können einem Ideen kommen, die verwandte Begriffe, Fragen bzw. Antworten oder einschlägige Paragrafen betreffen. All das hält man in neuen Kreisen fest. Die werden durch eine Linie mit dem jeweiligen Ausgangsbegriff verknüpft. Idealerweise entstehen dabei ganze Assoziationsketten. Ist eine Kette beendet, knöpft man sich einen neuen Strang vor. Nach und nach füllt sich so das Blatt.
  • Schritt 4: Wem nach einiger Zeit nichts mehr einfällt, kann mit den Einfällen weiter herum experimentieren: Was gehört zusammen? Wo ergeben sich Verbindungen? Wichtige Inhalte oder Zusammengehöriges (etwa Tatbestandsmerkmale) lassen sich farblich hervorheben oder noch zu klärende Punkte gezielt markieren.

So ein Clustering dauert keine Stunden. Oft genügen schon wenige Minuten. Die Cluster-Methode ist also auch zeitsparend. Am Ende hat man ein Cluster als persönliches Wissens- und Lernnetz. Das Ergebnis erscheint anderen als ein Durcheinander. Das ist aber völlig in Ordnung und beim Clustering ganz normal. Andere brauchen damit ja auch nicht weiterzuarbeiten. Wer nun will, kann das Clustering zum Anlass nehmen, die eigenen Gedanken anschließend zu ordnen, offenen Fragen nachzugehen – und so zu lernen!

Wenn einem nichts einfällt

In seltenen Fällen kann es schon mal vorkommen, dass einem auf Anhieb nichts so recht einfallen will. Dann können folgende Fragen helfen:

  • Was weiß ich schon zum Ausgangsbegriff?
  • Wo ergeben sich rechtliche Verbindungen?
  • Welche weiteren Punkte könnten interessant sein?
  • Wo ergeben sich Bezüge zu anderen Themen?
  • Was könnte helfen, mein Wissen zu komplettieren?

Wie ein einfaches Clustering aus den ersten Semestern zum Thema „Willenserklärung“ aussehen kann, zeigt die nachstehende Abbildung (Ihr eigenes “Ergebnis” kann natürlich vollkommen anders aussehen).

Clustering zum Thema

Übrigens: Wen das Clustering an die berühmten Gedächtnislandkarten, die sogenannten Mind-Maps erinnert, liegt gar nicht so verkehrt. Tatsächlich entstand das Clustering etwa zur selben Zeit, als Tony Buzan die Mind-Map-Methode “erfand”. Dennoch unterscheiden sich beide Ansätze in mancherlei Hinsicht: Während ein Clustering auf Assoziationen setzt und bewusst ungeordnet ist, liegt der (unschlagbare) Vorteil einer Mind-Map in der Struktur. Es spricht auch überhaupt nichts dagegen, mit der Clustering- und der Mind-Map-Methode zu lernen.

Tipps für die eigene Lernstrategie

Die Cluster-Methode lässt sich sehr einfach in die eigene Lernstrategie einbauen. Hier ein paar (wenige) Anwendungsmöglichkeiten. Vielleicht fällt Ihnen ja noch mehr ein?

  • Einstieg in ein Thema: Bevor man sich mit einem neuen Thema beschäftigt lohnt es sich, vorab kurz ein Clustering zu erstellen. Auf dieser Basis wird man sich dem neuen Thema viel offener widmen und gleich Anknüpfungspunkte zum Lernen finden.
  • Vorbereitung einer Vorlesung: Wer Vorlesungen vorbereitet, hat einen entscheidenden Lernvorteil (mehr zur Vorlesungsvorbereitung gibt es übrigens in dem Beitrag Von Vorlesungen profitieren (Teil 1)  – Die Vorbereitung). Doch nicht immer bleibt dafür ausreichend Zeit. Mit einem Clustering ist das kein Problem. Hier kann man selbst kurz vor Vorlesungsbeginn noch schnell etwas erarbeiten, das dann dabei hilft, einer Vorlesung aufmerksamer zu folgen. Dazu muss man nur wissen, was behandelt wird. Dann hält man dazu mit der Cluster-Methode alle seine Ideen und Einfälle fest. In der Vorlesung selbst vergleicht man sodann die eigenen Überlegungen mit den Ausführungen der Dozenten.
  • Teil des eigenen Lernwerkzeugkastens. Lernen ist ja eigentlich ganz einfach. Eigentlich jedenfalls. Man braucht ja nur neue Kenntnisse mit bereits vorhandenem Wissen zu verknüpfen. Dabei kommt dem Sicherinnern eine große Bedeutung zu. Auch hier hilft ein Clustering. Wer beispielsweise etwas zu einem Thema gelernt hat (vielleicht durch Lernen mit Karteikarten), kann nach einiger Zeit einfach die Cluster-Methode herauskramen, um kurz den eigenen Wissensstand zu überprüfen. Die einschlägigen Gesetzestexte darf man natürlich immer zur Hand haben.
  • Gezielt Wissenslücken aufspüren. Ein Clustering braucht aber keineswegs immer perfekt zu sein. Es macht gar nichts, wenn Wissenslücken auftauchen. Ganz im Gegenteil: Sie lassen sich dann ganz gezielt schließen.
  • Lernmöglichkeiten aufpeppen. Mit der Cluster-Methode lassen sich eingefahrene Lernwege “aufpeppen”. Auch in einer Lerngruppe lässt sich damit gut arbeiten, etwa indem jeder reihum etwas zum Cluster beisteuert (zur Lerngruppe gibt es mehr im Beitrag Eine gute Idee – Die Lerngruppe).

Erfolgsmomente

  • Das Repertoire aktiv zu lernen, erweitert sich
  • Die Zusammenhänge des Lernstoffs werden sichtbar
  • Das Lernallerlei wird abwechslungsreicher

Das Wichtigste auf einen Blick

Auf einen Blick: Die Cluster-Methode

Du hast das Clustering ausprobiert? Dann schildere deine Erfahrungen. Du kennst andere, denen die Anregungen nützen können? Dann teile den Beitrag mit Freunden.

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