Was tun, wenn man beruflich in einer Sackgasse steckt?

Wenn sich die Unzufriedenheit mit dem Job oder dem Beruf zu einem ernsthaften Problem entwickelt, ist es höchste Zeit zu handeln. Die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten, ist keine Lösung. Nicht nur Rauchen schadet der Gesundheit, sondern auch dauerhafte Unzufriedenheit. Ist der Leidensdruck groß, muss über berufliche Alternativen nachgedacht werden.

Hürden nehmen

Der Entschluss, den Beruf oder den Arbeitsplatz zu wechseln, kann über einen längeren Zeitraum herangereift sein, möglicherweise ist er aber auch das Ergebnis einer plötzlichen Erkenntnis: Man spürt deutlich, dass es so keinesfalls weitergehen kann, aber man weiß noch nicht genau, was nun zu tun ist. Blinder Aktionismus hilft in beiden Fällen nicht weiter. Das gilt insbesondere bei einer unerwarteten Kündigung des Arbeitsverhältnisses. Dieser Schlag muss erst einmal verdaut werden, bevor man wieder klar denken kann. Manche Menschen kommen über derartige unerfreuliche Situationen relativ schnell hinweg, andere lassen sich dadurch leicht aus der Fassung bringen. (Resilienz nennen Psychologen diese individuell mehr oder weniger stark ausgeprägte seelische Robustheit.)

Die jetzt anstehenden Entscheidungen sollten erst dann getroffen werden, wenn Sie sich (wieder) im emotionalen Gleichgewicht befinden; Frust und Ärger sind miserable Ratgeber. Dass eine sichere berufliche Existenz nicht unüberlegt aufs Spiel gesetzt werden darf, versteht sich von selbst. Das Bedürfnis nach beruflichen Verbesserung ist zwar legitim doch auch im neuen Job wird es Höhen und Tiefen geben – es gilt also abzuwägen, ob sich die Risiken eines Wechsels wirklich lohnen. Haben Sie alle beruflichen Optionen überprüft, dann sollten Sie Ihren Entschluss mit Mut und Optimismus in die Tat umsetzen.

Ich möchte Ihr Augenmerk auf eine Option lenken, die von Arbeitnehmern mit einer längeren Berufserfahrung meines Erachtens noch zu selten in Betracht gezogen wird: Ich meine die Gründung einer selbstständigen Existenz. Warum sollten Startups nur jungen Leuten vorbehalten sein? (In Berlin sind die Gründer und Gründerinnen mehrheitlich unter 30.) Das Argument, das Risiko einer Gründung sei generell zu hoch, ist nicht ganz überzeugend. Schließlich ist auch jeder Jobwechsel mit nicht unerheblichen Risiken verbunden. Außerdem können die Risiken erheblich reduziert werden, wenn vor der Gründung das Geschäftsmodell auf den betriebswirtschaftlichen Prüfstand gestellt wird – und grünes Licht bekommen hat.

Passt die Existenzgründung zu Ihren Kompetenzen und Wertvorstellungen, kann sie Ihrer Lebensgestaltung einen enormen positiven Kick verleihen. (Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Die Jahre meiner unternehmerischen Selbstständigkeit empfand ich als äußerst spannend und intensiv, auch wenn nicht alle meine Blütenträume reiften.) Mit einem persönlichen Life-Management-Konzept ist es dabei auch möglich, berufliche und private Aspekte weitgehend konfliktfrei in Einklang zu bringen.

Die Tatsache, dass von zehn Gründungen mehr als die Hälfte nicht einmal die ersten zwei Jahre überstehen, ist zunächst ziemlich ernüchternd, sie folgt aber keinem Naturgesetz. Mit die häufigste Ursache für das Scheitern sind Marketingfehler, meist gleich mehrere. Hier nur eine kleine Auswahl:

  • Produkte ohne erkennbaren Kundennutzen,
  • Standardangebote mit zu viel Konkurrenz,
  • krasse Fehleinschätzung der zu erwartenden Umsätze.
  • zu hohe oder nicht kostendeckende Preise,
  • Vernachlässigung von Werbung und Vertrieb.

Hinzu kommt eine breite Palette von Fehlern, die allein durch Einschaltung des gesunden Menschenverstandes sich vermeiden ließen. In meinem Blog im Personalthurm („Notizen aus der wunderbaren Welt des Managements“, Folge III) habe ich ein paar kuriose Beispiele für derartige „unforced errors“ erwähnt.

Wer ab und zu die TV-Serien „Die Auswanderer“ oder „Die Höhle der Löwen“ sieht, weiß wovon ich rede. (Ich glaube nicht, dass das gefakte Dokus sind.) In einigen zukünftigen Blogs werde ich darüber berichten.

Auch wenn Sie mit Ihrer derzeitigen beruflichen Situation rundum zufrieden sind, empfehle ich Ihnen, über Geschäftsideen, die den persönlichen Neigungen und Möglichkeiten entsprechen, nachzudenken. Selbst wenn es nur Gedankenspiele sind – es macht einfach Spaß, einmal auszuloten, welche Verdienstmöglichkeiten es außerhalb eines Angestelltendaseins gibt. Sie können es ja wie einen Versicherungsabschluss betrachten: Man ist froh, wenn der Versicherungsfall nicht eintritt. Aber wenn doch, ist man gut vorbereitet. Denn was die Zukunft bringt, weiß keiner … Oder wie der Dichter Wilhelm Raabe gesagt hat: „Es kommt immer ganz anders!“ Das ist ein wahres Wort und im Grunde zugleich der beste Trost.

Im folgenden Blog der nächsten Woche (Top statt Flop – Praxistipps für den Start ins eigene Unternehmen) werde ich zehn Tipps geben, die Gründer und Gründerinnen beherzigen sollten. Sie sind die Zusammenfassung meiner Erfahrungen aus Gründungsprozessen, die ich als Hochschullehrer und Marketingberater begleiten durfte.

Der Beitrag ist zuerst auf www.wissenschafts-thurm erschienen

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