Interview mit Thurm-Autor André Niedostadek

Thurm-Autor André Niedostadek ist Professor für Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrecht an der Hochschule Harz. Im Interview mit Wissenschafts-Thurm gibt er einen Blick hinter die Kulissen und verrät mehr über das Schreiben, lebenslanges Lernen, die Neugier und das Glück. 

Wissenschafts-Thurm: Herr Niedostadek, heute schon etwas zu Papier gebracht?

André Niedostadek: Ja, tatsächlich. Naja, eigentlich mehr in den Computer getippt. Gerade heute ist der nächste Beitrag für den Jura Survival Guide hier auf Wissenschafts-Thurm fertig geworden. Der geht dann nächste Woche “live”. Diesmal geht’s übrigens um ein ebenso grundlegendes wie spannendes Thema: Die Kompetenzillusion.

Wissenschafts-Thurm: Sie publizieren ja regelmäßig in unterschiedlichen Formaten, unter anderem auch hier auf Wissenschafts-Thurm. Welche Bedeutung hat das Schreiben für Sie?

André Niedostadek: Eine große Bedeutung. Keine Frage. Ich schreibe schon seit Schultagen. Angefangen hat es ganz klassisch mit der Schülerzeitung. Das Schreiben hilft mir dabei, selbst Klarheit zu bestimmten Themen zu bekommen. Zum anderen hoffe ich natürlich, wie jede Autorin und jeder Autor, dass die Texte oder auch die Vorträge und Lesungen, die daraus entstehen, ihr Publikum finden. Entscheidend ist für mich aber der Spaß am Schreiben. Ohne den Spaß daran ginge nichts. 

Wissenschafts-Thurm: Sie haben ein neues Jura-Lehrbuch veröffentlicht zum Allgemeinen Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches aus der gerade bei Studierenden bekannten “für Dummies”-Reihe. Nun gibt es schon aus der gleichen Reihe ein ganzes Buch zum BGB von Ihnen. Warum dann noch eigens ein Titel zum Allgemeinen Teil?

André Niedostadek: Das BGB ist ein ziemlich umfassendes Gesetzeswerk. Dabei kommt dem so genannten Allgemeinen Teil eine besondere Bedeutung zu. Im Studium steht der oft im Zentrum. Dennoch ist er für viele Studierende nicht ganz eingängig. Hier will das neue Buch Hilfestellung bieten, um sich den Stoff gegebenenfalls sogar selbst erarbeiten zu können. Daher ist es auch etwas anders aufgebaut als das andere Buch. Viele Anregungen von Studierenden sind darin eingeflossen. So gibt es noch mehr ausformulierte Fälle mit Lösungshinweisen. Das Lösen von Fällen steht ja in Prüfungen immer wieder im Mittelpunkt.

Wissenschafts-Thurm: Im Jura Survival Guide hier auf Wissenschafts-Thurm geben Sie auch Lerntipps. Gibt es so etwas wie Patentrezepte beim Lernen?  

André Niedostadek: Lernen ist ja sehr individuell. Allgemeine Tipps lassen sich da schwer ausmachen. Aber ich glaube schon, dass es ein paar Erfolgsfaktoren gibt. Sicher ist es hilfreich, sich überhaupt einmal mit Lernstrategien zu beschäftigen. Dabei kann man ruhig unterschiedliche Dinge ausprobieren. So lernt man sich im Laufe der Zeit selbst besser kennen und merkt, was klappt und was nicht klappt. Das ist ja auch die Idee des Jura Survival Guide. Vor allem sollte man sich stets auf das aktive Lernen konzentrieren. Klingt banal, wird aber keineswegs immer beherzigt. Das führt dann beispielsweise schnell zur schon erwähnten Kompetenzillusion. Zum anderen ist das Mindset, also die Einstellung zum Lernen, entscheidend. Das gilt nicht nur für Studierende, sondern das lebenslange Lernen überhaupt. Wenn ich das nur als lästige Pflicht sehe, wird sich der Erfolg sicher schwerer einstellen. Dabei kann das Lernen sogar glücklich machen, wie Forschungsergebnisse zeigen.  

Wissenschafts-Thurm: Apropos Glück. Sie haben in diesem Jahr ein weiteres Buch veröffentlicht zu Glücksorten im Harz. Ein Reisebuch. Wie kommt man als Jurist dazu, zu so unterschiedlichen Themen etwas zu schreiben?

André Niedostadek: Das Glücksorte-Projekt ist rein zufällig auf der Frankfurter Buchmesse entstanden. Ich war dort wegen einer anderen Veröffentlichung mit einer Lektorin verabredet. Dann kam ich am Stand des Droste-Verlags vorbei, der die Glücksorte-Reihe publiziert. Die Reihe fand ich spannend. Und da ich von Natur aus vielseitig interessiert bin, kam die Gelegenheit, mal ein anderes Genre auszuprobieren, wie gerufen. Am Ende habe ich tatsächlich bei kaum einem anderen Projekt selbst so viel gelernt und mitgenommen, wie bei diesem Buch. 

Wissenschafts-Thurm: Jetzt sind wir neugierig: Verraten Sie uns was Sie mitgenommen haben?

André Niedostadek: Ach, da gibt es vieles: Beispielsweise wie man für eine komplett andere Zielgruppe schreibt. Oder über das Fotografieren. Und natürlich über das Glück. Da tun sich übrigens auch unglaublich spannende fachliche Bezüge auf. Als Arbeitsrechtler befasse ich mich ja auch mit Themen, wie New Work und Arbeit 4.0. Da stellen sich dann natürlich Fragen: Was bedeutet die digitale Transformation beispielsweise für unser persönliches Glück? Oder nennen wir es weniger pathetisch für unsere Zufriedenheit?

Wissenschafts-Thurm: Dabei kann doch niemand sagen, was die Zukunft bringt. 

André Niedostadek: Exakt. Antworten darauf hat niemand. Dieses Nichtwissen bietet aber Ansätze, sich den aktuellen Entwicklungen zu stellen, sie dann aufzugreifen und darauf aufbauend die Zukunft zu gestalten. Ich glaube, dass Aufgeschlossenheit und eine Portion Neugier eine gute Grundlage bieten, um Ideen zu entwickeln. Am Ende ist es wie beim Lernen: Das Mindset ist entscheidend. 

Wissenschafts-Thurm: Sie geben ja auch Workshops zum Kreativen Schreiben. Wie gehen Sie selbst dabei vor? Hätten Sie Tipps für diejenigen, die auch mal etwas veröffentlichen möchten? 

André Niedostadek: Ob ein ganzes Buch oder ein kürzerer Beitrag. Am Anfang steht bei mir immer eine mehr oder weniger konkrete Idee. Die zu finden ist nie ein Problem. Dann versuche ich möglichst schnell einen Rohentwurf hinzubekommen. Ich nenne das auch gerne die Schweineversion. Ziel ist es lediglich, die Inhalte einzubringen. So ein Rohentwurf hat mehrere Vorteile: Zum einen nimmt man sich den Druck, gleich druckreif zu formulieren. Zum anderen sieht man, wie sich das Werk entwickelt, was wiederum dazu anspornt, dranzubleiben. Dann folgen ungezählte Überarbeitungen. Das macht bei mir den Großteil der Arbeit aus. Dafür habe ich mir inzwischen eine Checkliste erstellt, die ich durchgehe. Entscheidend ist es letztlich dranzubleiben und eine Schreibroutine zu entwickeln. Und nicht auf halber Strecke aufzuhören. Mit etwas Biss lässt sich so auch der eine oder andere Frustmoment meistern, der sich unweigerlich einstellt. 

Wissenschafts-Thurm: Und das nächste Projekt steckt sicher schon wieder in den Startlöchern? 

André Niedostadek: Natürlich. Das Reisethema hat mich wirklich gefesselt. Daher wird es wieder ein Reisebuch. Ein Bericht über eine Motorradtour von Canterbury nach Rom. Das Buch ist fast im Kasten. Und dann gibt es noch ein paar andere Ideen …  

Wissenschafts-Thurm: Herr Niedostadek, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!

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