Vorlesungsfreie Zeit, Semesterferien
Ein Studium ist mit so manchen Klischees behaftet, jedenfalls für all diejenigen, die selbst keine Insider sind, nie den Hochschulalltag kennen gelernt haben und allenfalls irgendwie vom Hörensagen damit vertraut sind. Ein Vorurteil, das sich geradezu hartnäckig hält: Studierende haben wochenlang nichts zu tun und lassen es sich gut gehen. Vielleicht ist Ihnen das auch schon einmal untergekommen? Oder womöglich glauben Sie sogar selbst daran? Wie auch immer: Sollten Sie einmal darauf angesprochen werden, dann denkt Ihr Gegenüber wahrscheinlich an die so genannten Semesterferien. Und tatsächlich, was gäbe man nicht her für ausgedehnte Ferien, um die arg geplagte Studentenseele einmal baumeln zu lassen, nicht wahr? Okay, manche mögen davon vielleicht tatsächlich ausgiebig Gebrauch machen. Ob das den Studienerfolg allerdings wirklich fördert, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt. Monatelange Auszeiten sind ein Relikt aus vergangen Tagen und ausgedehnte Ferien heutzutage im Grunde passé. Wenn Sie sich also nach den guten alten Zeiten zurücksehnen, dann lesen Sie besser nicht weiter. Sollten Sie allerdings die Wahrheit und nichts als die Wahrheit vertragen, dann finden Sie im Folgenden ein paar Fakten, die dem „Mythos“ Semesterferien einmal auf den Grund gehen.
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Studienjahr und Semester
Fragen wir uns also: Was hat es mit alledem auf sich? Im Grunde ist die Sache einfach: Ein Studienjahr ist hierzulande zumeist in zwei Blöcke unterteilt, die sogenannten Semester mit dem Sommer- und dem Wintersemester. Beide gehen nahtlos ineinander über, wobei auf das Sommersemester das Wintersemester folgt und so fort. Typischerweise beginnt das Sommersemester am 1. April und endet am 30. September. Das Wintersemester startet dann am 1. Oktober und geht bis zum 31. März. Manchmal kann es auch abweichende Semesterzeiten geben. So haben etwa einige (Fach-)Hochschulen den Semesterbeginn um einen Monat nach vorne gezogen, weshalb der Vorlesungsbetrieb dort entsprechend früher startet.
Falls Sie sich nun fragen: „Schön und gut. Und wie – bitte schön – passen dort noch Semesterferien zwischen?“. Am Ende eines jeweiligen Semesters gibt es eine längere Zeit, in der keine Lehrveranstaltungen stattfinden. Das ist die so genannte vorlesungsfreie Zeit und die wird landläufig auch gern als Semesterferien bezeichnet. Je nach Bundesland und Hochschule liegt diese vorlesungsfreie Zeit irgendwo zwischen Januar und April für das Wintersemester bzw. Juli und Oktober für das Sommersemester. Die Dauer beträgt also tatsächlich mehrere Wochen. Wenn Sie genau wissen wollen, wie es an Ihrer Hochschule aussieht: Der Semesterzeitplan informiert über die Vorlesungszeiten – und vorlesungsfreien Zeiten. Sie finden die Zeitpläne für die nächsten Semester mit allen wichtigen Eckdaten auf der Homepage der eigenen Hochschule.
Ist die vorlesungsfreie Zeit Ferienzeit?
Bevor Sie aber nun gleich Ihren Kalender zücken und noch schnell die nächste ausgedehnte Urlaubsreise in Angriff nehmen, es gibt eine schlechte Nachricht: Wie eingangs schon angedeutet, ist der Begriff Semesterferien etwas trügerisch, ja sogar irreführend. Zwar finden in aller Regel keine Lehrveranstaltungen statt und das Hochschulleben geht insgesamt einen etwas gemächlicheren Gang. Gerade wenn Sie an einer kleineren Hochschule studieren, dann wird Ihnen auffallen, dass beispielsweise die Öffnungszeiten von Einrichtungen wie der Hochschulbibliothek eingeschränkt sind oder Veranstaltungen, z. B. der Hochschulsport, eher sporadisch stattfinden, falls überhaupt. Es köchelt alles etwas auf Sparflamme. Auch die Sprechzeiten des Lehrpersonals können von denen in der Vorlesungszeit abweichen; das sollten Sie bedenken, wenn Sie planen, in der vorlesungsfreien Zeit, einen Termin zu vereinbaren. Lässt man das einmal beiseite, dann passiert aber dennoch eine Menge, aus Sicht von Studierenden sogar Entscheidendes. An Sommer, Sonne, Strand und Palmen ist erst einmal überhaupt nicht zu denken – noch nicht jedenfalls.
Liegt die Prüfungsphase in der Vorlesungszeit?
Und was ist jetzt so wichtig? Vor allem, dass sich an die Vorlesungszeit die Prüfungsphase anschließt. Die vorlesungsfreie Zeit ist also typischerweise mit Klausurterminen gefüllt. Schon das lässt den frei verfügbaren Teil der vermeintlichen Semesterferien schneller dahinschmelzen als ein Eis in der Sonne. Nun gut, denken Sie vielleicht, aber danach kann es doch ganz sicher in den Urlaub gehen, oder? Nun, das kommt ganz darauf an, was Sie konkret studieren. Gegebenenfalls sind nämlich in der vorlesungsfreien Zeit weitere Leistungen zu erbringen: Da stehen womöglich verpflichtende Praktika auf dem Programm, es können Haus- oder Seminararbeiten anzufertigen oder Kolloquien zu absolvieren sein. Und schon ist wieder ein Teil der vermeintlichen Semesterferien belegt. Sie sehen: Die ganze Sache ist nicht ohne.
Erholung muss sein
Aber alles hat ja zwei Seiten. Zur ganzen Wahrheit gehört deshalb auch, dass man nicht alles schwarzmalen muss. Natürlich bleibt auch Zeit, die man den eigenen Vorlieben und Interessen entsprechend gestalten kann. Einige Studierende nutzen diese Zeit, um das Portemonnaie etwas zu füllen und verdienen sich etwas Geld hinzu. Andere sind darauf aus, den eigenen Horizont zu erweitern: Da kann man Auslandserfahrung sammeln, etwa indem man im Rahmen eines Sprachkurses „vor Ort“ die arg vernachlässigten Fremdsprachenkenntnisse auffrischt. Oder man vertieft fachliche Aspekte des Studiums, wie das beispielsweise im Rahmen einer Summer School möglich ist; über den Tellerrand zu schauen, schadet ganz gewiss nicht (mehr zu Auslandsaufenthalten finden Sie übrigens auch im Beitrag „Die große weite Welt“). Oder … ja genau: Vielleicht machen Sie doch einfach etwas Urlaub, tanken neue Energie und chillen ein bisschen. Muss auch mal sein, denn wie heißt es doch? Nach dem Semester ist vor dem Semester.