Persönlichkeitstests

Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ ist eine Frage, die sich nicht nur der Philosoph Richard David Precht (2007) gestellt hat, sondern so oder so ähnlich wohl die allermeisten Menschen ebenfalls.

Persönlichkeitstest; Image by Gerd Altmann from Pixabay

Den Menschen treibt ein Bedürfnis sich, seine Herkunft und seinen Zweck zu bestimmen – gar zu definieren. So gesellt sich die Frage „Wer bin ich?“ zu den Klassikern „Wo kommen wir her?“, „Was ist der Sinn“ und „Ist da noch Mehr?“ Es existiert eine ganze Industrie, die ihr Geld damit verdient, Menschen eine Antwort auf die großen Fragen des Lebens zu geben.

So groß und vielfältig die besagte Industrie, so groß, vielfältig und teils fragwürdig fallen hierbei auch die Antworten aus. Die Persönlichkeitspsychologie hat allerdings das Potenzial zumindest zum Teil Licht ins Dunkle zu bringen – mithilfe von wissenschaftlich geprüfte Persönlichkeitstests. Mache jetzt eine Persönlichkeitstest auf der studentisch betriebenen Webseite deinetests.de.

Persönlichkeitstests und die Frage nach dem Sein

Die Frage „Wer bin ich?“ unterscheidet sich nämlich fundamental von den anderen Klassikern. Die moderne Psychologie kann diese relativ genau beantworten. Der Weg dorthin war allerdings ein langer und viele unterschiedliche Persönlichkeitsmodelle und Persönlichkeitstests wurden nur entwickelt, um nach kurzer Zeit widerlegt zu werden.

Inzwischen allerdings verbindet die allermeisten Persönlichkeitspsychologen weltweit eine große Einigkeit in Bezug auf die Persönlichkeitstestung. Zusammenfassend kann behauptet werden: 1. Es gibt eine Persönlichkeit. 2. Die Persönlichkeit der Menschen ist innerhalb von 3 bis 5 Persönlichkeitsdimensionen beschreibbar und 3. Der Einfluss der Persönlichkeit auf unser Handeln sowie Leben liegt bei ca. 9%.  Die Datenlage ist robust und man kann hier von gesicherten Wissen ausgehen. Dies bedeutet allerdings auch, dass Persönlichkeitstests, die andere Konzepte postulieren, als falsch zu betrachten sind.

Welche Persönlichkeitstests sollte man vermeiden?

An dieser Stelle daher direkt der Hinweis: Solltest du bereits einen Persönlichkeitstest gemacht haben bzw. einen kennen, der von „Typen“ spricht (in der Regel 16 an der Zahl), „Myer-Biggs“ im Titel trägt, die Abkürzung „DISG“ oder „DISC“ enthält oder gar Farben eine elementare Rolle in der Auswertung verleiht, dann vergesse diesen am besten wieder.

Das einzige Konzept, welches bisher der wissenschaftlichen Prüfung standhalten konnte, ist das Big-Five Konzept, auch OCEAN-Persönlichkeitstest genannt. Auch der von Studenten entwickelte Persönlichkeitstest auf deinetests.de basiert auf diesem Konzept.

Big-Five Persönlichkeitstests – Nicht die Tiere!

Der ein oder andere wird jetzt sicherlich verwundert sein: „Waren die Big-Five nicht Tiere aus der afrikanischen Savanne?“ Tatsächlich teilen die Highlights einer Safari (Elefanten, Büffel, Löwen, Nashörner und Leoparden) und die modernen Persönlichkeitstests nicht nur den Namen, sondern auch eine weitere Eigenschaft. Die tierischen Big-Five zeichnet eine herausstechende Größe aus, ähnliches gilt für die psychologischen Big-Five. Sie vereinen eine große Bandbreite an Persönlichkeitszügen in sich.

Warum keine Typen in der professionellen Persönlichkeitstestung existieren

Sicherlich hast du bereits von dem Begriff Extraversion gehört. Kontaktfreudige, laute, gesellige Menschen beschreibt man gerne als extravertiert. Auch die meisten Persönlichkeitstests wenden den Begriff an. Menschen, auf die diese Eigenschaften zutreffen, werden häufig in eine gemeinsame Kategorie sortiert. Es sind extravertierte Typen.

Nun denke einmal an Personen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis, die du als extravertiert bezeichnen würden. Sind alle gleich kontaktfreudig, gleich laut und gleich gesellig? Bestimmt kannst du deine extravertierten Bekannten in eine Rangreihe bringen, wobei der Erste der extravertierteste und der Letzte der am wenigsten extravertierte ist.

An diesem einfachen Beispiel erkennt man das Problem von Persönlichkeitstests, die Menschen in Persönlichkeitstypen kategorisieren. Der Mensch ist zu vielfältig, als dass einige Typen reichen würden, um seine charakterlichen Ausprägungen und Unterschiede zu beschreiben. Deshalb wird ganz allgemein in der modernen psychologischen Forschung, nicht nur in der professionellen Persönlichkeitstestung, auf Typologien verzichtet. Persönlichkeitstypologien konnten bisher auch nicht empirisch bestätigt werden.

Big-Five Persönlichkeitstests enthalten daher Persönlichkeitsdimensionen. Fünf Dimensionen, auf denen Menschen letztendlich jeden beliebigen Wert erhalten können. Je höher der Wert, desto stärker zeigt eine Person das von der Dimension beschriebene Verhalten.

Die 5 Dimensionen der Big-Five Persönlichkeitstests

Eine Persönlichkeitseigenschaft bezeichnet eine Handlungstendenz. Unabhängig von der Situation wird also eine bestimmte Verhaltensweise von einer Person tendenziell gezeigt. Die fünf Dimensionen der Big-Five Persönlichkeitstests fassen entsprechend jeweils Handlungen zusammen, die tendenziell gezeigt werden und als Indikatoren für den Grad der Persönlichkeitsausprägung genutzt werden.

Die fünf Dimensionen lauten „Offenheit für Erfahrung“, „Gewissenhaftigkeit“, „Extraversion“, „Verträglichkeit“ und „Neurotizismus“. Auf Englisch lässt sich hier das Akronym „OCEAN“ (Ozean) bilden, daher der Beiname OCEAN-Persönlichkeitstest. Die Dimensionen sind nochmals in Persönlichkeitsfacetten unterteilbar.

Hier allerding nur eine kurze Beschreibung der fünf Dimensionen. Auf der angesprochenen Webseite (deinetests.de) findest du umfassende Infos zu allen Dimensionen und Facetten und natürlich den Persönlichkeitstest selbst.

„Offenheit für Erfahrung“…

…unterscheidet unkonventionelle, fantasievolle Personen von eher konventionellen, bodenständigen. Ein Künstler hat in diese Dimension in der Regel hohe Werte, ein Wähler einer konservativen Partei hingegen eher niedrige.

Abgesehen davon, das vor allem Unternehmer meist sehr offen für Erfahrungen sind, kommt dieser Persönlichkeitsdimension eine besondere Rolle bei der Partnerwahl und Beziehungsdauer zu. Je größer die Ähnlichkeit eines Paares in dieser Dimension, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Partnerschaft lange andauern wird. Dies gilt zwar auch für die anderen Persönlichkeitsdimensionen, der Einfluss von „Offenheit für Erfahrung“ ist allerdings der stärkste. Tatsächlich finden Sie auf “deineTests” auch einen Persönlichkeits-Paartest.

„Gewissenhaftigkeit“…

…differenziert zwischen planvollen, zielstrebigen und eher chaotischen, verplanten Personen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sehr gewissenhafte Menschen meist erfolgreich im Beruf sind. Tatsächlich ist diese Persönlichkeitsdimension einer der besten Prädiktoren von beruflichen Erfolg. „Gewissenhaftigkeit“ sagt den Karriereerfolg genauso gut vorher wie ein Intelligenztest, der allgemein als bester Prädiktor für unspezifischen beruflichen Erfolg betrachtet wird. Deshalb werden Bewerber manchmal gebeten, einen Persönlichkeitstest abzulegen. Außerdem steht diese Dimension mit Gesundheit und Lebensdauer im Zusammenhang. Gewissenhafte Menschen sind also tendenziell reicher und leben länger.

„Extraversion“…

…ist ein bekannter Begriff von dem viele bereits eine Vorstellung haben und innerhalb von Big-Five Persönlichkeitstests wird er ähnlich interpretiert. Extravertierte Personen sind gesellige und durchsetzungsstarke Menschen, die ein größeres Bedürfnis nach sozialer Stimulation haben.

Personen mit geringen Werten in dieser Dimension werden auch als introvertiert bezeichnet. Introvertierte Personen werden oft als schüchtern oder gar depressiv missverstanden. Tatsächlich ist ihr Bedürfnis nach sozialer Stimulation schlicht schwächer ausgeprägt. Sie sind also mit wenigen zwischenmenschlichen Kontakten bereits zufrieden und zeigen entsprechend eher ruhiges, bedachtes Verhalten.

Hohe Werte in „Extraversion“ stehen im Zusammenhang mit positive Emotionen. Hoch interessant hierbei ist, dass das häufigere Erleben von positiven Emotionen nicht bedeutet, dass man negative Emotionen nur selten erfährt. Negative Emotionen stehen mit der Dimension „Neurotizismus“ im Zusammenhang, nicht mit „Extraversion“.

„Neurotizismus“…

…kann auch als psychisch/emotionale Instabilität umschrieben werden. Entsprechend neigen Menschen bei Persönlichkeitstests mit hohen Werten in dieser Dimension zu unangebracht starken, negativen emotionalen Reaktionen.

Dies wirkt sich natürlich ungünstig auf die Gesundheit einer Person aus. So steht „Neurotizismus“ mit zahlreichen psychischen und körperlichen Erkrankungen im Zusammenhang wie Angststörungen und Depression.

Niedrige Werte in dieser Dimension weisen hingegen auf psychische Stabilität hin. Solche Menschen erleben eher selten negative Emotionen und reagieren eher angebracht auf Ereignisse. Außerdem halten negative Gefühle bei ihnen nur kurz an. Über die Häufigkeit von positiven Gefühlen trifft diese Persönlichkeitsdimension keine Aussage! Eine Person kann also durchaus selten negative Emotionen erleben und gleichzeitig selten positive Gefühle haben. Dies wird tendenziell der Fall sein, wenn eine Person niedrige „Neurotizismus“-Werte aufweist und gleichzeitig niedrige „Extraversion“-Werte.

Verträglichkeit…

…differenziert kooperative, harmonieliebende von unkooperative, misstrauische Personen. Je verträglicher man ist, desto besser kommt man mit anderen Personen klar und ist insgesamt beliebter. Außerdem glauben verträgliche Personen, dass der Mensch positive Absichten hat.

Ist man hingegen nichtverträglich, so wird man tendenziell weniger beliebt sein und skeptisch gegenüber den Absichten anderer Personen sein. Außerdem wird man als weniger sozial und eher unfreundlich wahrgenommen.

Sollte man laut eines Persönlichkeitstests niedrige Werten in dieser Persönlichkeitsdimension haben, bedeutet dies allerdings auch, dass man besser objektive Entscheidungen treffen kann und ein ausgezeichnete Wissenschaftler oder Kritiker werden könnte.

Was bringt mir ein Persönlichkeitstest?

Neben der Befriedigung des angesprochenen Bedürfnisses nach Selbstdefinition kann ein guter Persönlichkeitstest Hinweise auf die Zukunft geben und Veränderungen im eigenen Leben anstoßen und damit das Leben verbessern.

Das gewissenhafte Menschen länger leben hat zum Beispiel mit ihrer zielbewussten Art zu tun. Sie ziehen tendenziell durch, was sie sich vornehmen. Wer seine Gesundheit verbessern will, sollte sich also einige Verhaltensweisen von gewissenhaften Personen abschauen, selbst wenn man laut eines Persönlichkeitstest nicht sehr gewissenhaft ist.

Wer einen hohen Wert in Neurotizismus erhält, der sollte gut auf seine Emotionalität achtgeben. Sie benötigt schlicht mehr Pflege als die von emotional stabilen Menschen. Hierzu gehören auch die Lebensumstände. Für die Gesundheit einer neurotizistischen Person sind stabile und geordnete Lebensumstände wichtiger als für emotional Stabile.

Auch bei der Berufswahl kann ein Persönlichkeitstest helfen. Eine geringe „Verträglichkeit“ kann darauf hinweisen, dass man sich lieber keinen Beruf aussucht, bei dem Kooperation eine Grundvoraussetzung ist. Andererseits kann ein solches Ergebnis auch bedeuten, dass man an seinen Kommunikationsfähigkeiten arbeiten sollte. In vielen Berufen sind gute „social-skills“ unabdingbar. Menschen mit hoher „Offenheit für Erfahrung“ sollten sich einen eher kreativen Beruf aussuchen und extravertierte Personen einen Beruf bei dem sie mit vielen Menschen in Kontakt kommen.

Die Persönlichkeit zu ändern, wird allerdings wohl nicht klappen. Die Studienlage ist hier relativ eindeutig. Die Persönlichkeit verändert sich kaum über die Lebensspanne.

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