Lernst du noch, oder läufst du schon?

Hochschulsport

„Mens sana in corpore sano“ – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Diese auf den römischen Dichter Juvenal zurückgehende Redewendung ist zugegebenermaßen ziemlich abgegriffen, doch wie kaum eine andere Formulierung steht dieser Ausspruch für die Liaison von Körper und Geist, von Sport und Bildung. Die Redewendung basiert übrigens auf einer Satire Juvenals, die dieser vor fast 2000 Jahren schrieb. Darin findet sich eine ironisch gemeinte Passage, die vollständig übersetzt lautet: „Beten sollte man darum, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper sei.“

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Die Verbindung von mentalem und körperlichem Training existiert seitdem es akademische Ausbildung gibt und hat aus heutiger Sicht auch einen negativen Beigeschmack. In seiner Rede „Ueber die Pflege der Leibesübungen auf den deutschen Universitäten“ zum Stiftungstage der Ludwig-Maximilians-Universität im Jahre 1861 führt ein gewisser Franz Seitz aus: „Ihre Pflege (gemeint sind die Leibesübungen, Anmerkung des Verfassers) ist ein Verdienst der deutschen Universitäten. Durch sie wurde auch in den gelehrten Ständen eine gewisse Mannhaftigkeit erhalten, die zum Gepräge eines deutschen Studenten gehört.“ Glücklicherweise gehört diese chauvinistische Attitüde des Hochschulsports der Vergangenheit an. Moderne Sportaktivitäten an Hochschulen sind sehr vielseitig und sprechen nicht nur diejenigen an, die an sportlichen Höchstleistungen interessiert sind. Unter der Überschrift „Inklusionssport“ wird an Hochschulen beispielsweise das Prinzip „Sport für alle und mit allen“ praktiziert. An vielen Hochschulstandorten werden spezielle Sportangebot für ausländische Studierende offeriert. So gibt es an der Freien Universität Berlin „Refugees Welcome UniSport“ und „International Sport Classes“, bei denen Englisch gesprochen wird. Neben der Kernaufgabe des Angebotes eines bedarfsorientierten Sport- und Bewegungsprogramms hat der Hochschulsport somit auch soziale Funktionen und soll das Zusammenleben auf dem Campus verbessern.

Im Hochschulsport gibt es kaum eine sportliche Betätigung, die nicht angeboten wird. Da sind zunächst die Klassiker zu nennen: Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Tanzen oder Fußball. Trendsport oder exotische Angebote wie BauchXPress, Beach Soccer, Functional-Morning-Workout, oder Rope Skipping können praktiziert werden. Auch exklusive Sportarten wie Reiten, Tennis, oder Golf sind im Programm so mancher Hochschule. Weiterhin können an vielen Standorten Sportreisen (z. B. Bergwandern, Segeltörns, Skireisen) gebucht werden.

Sport ist an den Hochschulen ein bildungspolitischer Auftrag, der sich aus den Hochschulrahmengesetzen der Bundesländer ableitet. Dieser Aufgabe werden die einzelnen Hochschulen in unterschiedlicher Art und Weise gerecht. An manchen kleineren Einrichtungen wird das Sportprogramm als eine lästige Pflichtaufgabe ohne großes Engagement abgewickelt. In diesen Fällen kommt das Sportangebot über ein paar Leibesübungen in muffigen Turnhallen nicht hinaus. An einigen größeren Universitäten dagegen sind wahre Hochleistungszentren des Sports entstanden, die keine Wünsche offenlassen. In zunehmenden Maße erkennen Hochschulen das Marketingpotenzial des Sports und versuchen sich in diesem Bereich zu profilieren, um für Studieninteressenten attraktiv zu werden.

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Organisatorisch ist der Hochschulsport entweder als Zentrale Einrichtung, als Abteilung sportwissenschaftlicher Institute oder als Stabsstelle der zentralen Verwaltung verankert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Einrichtungen organisieren das Sportprogramm. Informieren Sie sich an ihrer Hochschule über das bestehende Angebot. In der Regel sind die Kurse auf den Internetseiten der Hochschule beschrieben. Sicherlich ist etwas Passendes für Sie dabei. Gründe Sport an der Hochschule zu betreiben gibt es viele. Die meisten Studierenden betreiben Sport, um Fitness zu erlangen. Körperliche Betätigung ist aber auch als Instrument zum Stressabbau und als Ausgleich zum kopflastigen Studium sehr geeignet. Je nach Sportart ist die körperliche Anstrengung außerdem für die Figur und das Aussehen gut. Leistungserleben, Körpererfahrung und die Möglichkeit soziale Kontakte zu knüpfen, sowie Spannung und Abenteuer zu erleben, sind weitere Motive für die Sportausübung.

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Gehören Sie vielleicht sogar zu der Gruppe der Leistungssportler? Für viele Sportarten gibt es Studierenden-Nationalmannschaften und es werden regelmäßig „Weltspiele der Studierenden“ veranstaltet. Beispielsweise wird die Winter-Universiade 2017 im kasachischen Almaty ausgerichtet. Bei den regulären Olympischen Spielen sind auch viele Studierende unter den Athleten. Im Falle der Olympischen Sommerspielen sind sie sogar die größte Statusgruppe unter deutschen Olympioniken. Hochschul-und Leistungssport sind also eng miteinander verwoben.

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Studien zeigen, dass die Beteiligung an Sportaktivitäten – dabei muss es sich nicht um Leistungssport handeln – im jugendlichen Alter einen statistisch signifikanten positiven Zusammenhang mit dem späteren Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg aufweist (vgl. Cornelißen / Pfeifer S. 66). Dieser Effekt ist bei Frauen noch stärker als bei Männern ausgeprägt, was darauf hindeutet, dass im Sport Verhaltensweisen vermittelt werden (z. B. Wettbewerbsdenken), die für Frauen in einer von Männern dominierten Arbeitswelt hilfreich sind. Wenn Sie beruflich noch mehr vom Sport profitieren wollen, dann werden sie Übungsleiter. Führungsfähigkeit, Entscheidungskompetenz Verantwortlichkeit, Organisationsfähigkeit und soziale Kompetenz sind Eigenschaften, die ein Trainer benötigt und die auch später im Beruf erwartet werden.

Im Hochschulsport geht es aber nicht nur um Leistung im Sinne von „höher, weiter, schneller“. Die Gesundheitsprävention ist ein genauso wichtiges Anliegen. Pilates, Tai Chi, Yoga, Massagen und verschiedene Meditationsformen gehören zum sogenannten Gesundheitssport. Hier stellt sich die Frage, ob alle diese Angebote noch als „Sport“ zu verstehen sind. Gleichwohl gilt Schach auch als Sport und der Trend geht zu einem erweiterten Sportverständnis, bei dem Entspannung, Stressabbau und ein Wohlfühlklima im Vordergrund stehen. Das Wellness-Konzept ist auch im Hochschulsport angekommen.

Der Hochschulsport bietet also für Jeden und Jede etwas an. Suchen Sie die für Sie geeignete Sportart heraus. Bedenken Sie aber die Weisheit Peter Frankenfelds: „Wasserball ist ein harter Sport – vor allem für Nichtschwimmer.“

Illustration: Ellen Burgdorf auf Basis von bikablo

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