Sei kein Gedankendieb – Vermeide Plagiate!

Plagiate und Zitate

Plagiate sind nicht nur unehrenhaft, sondern können ernsthafte Konsequenzen haben. Prominente Beispiele wie Karl-Theodor zu Guttenberg, Annette Schavan und Jorgo Chatzimarkakis zeigen, dass der Diebstahl geistigen Eigentums sowohl akademische Karrieren als auch politische Ämter zerstören kann. Sie alle haben sich durch Plagiate fremdes Gedankengut angeeignet, ohne die Quelle korrekt anzugeben. Doch was genau sind Plagiate, wie erkennt man sie und vor allem: Wie vermeidet man sie?

Was versteht man unter einem Plagiat?

Ein Plagiat bezeichnet die unrechtmäßige Übernahme von Ideen, Texten oder Bildern anderer, ohne die entsprechende Quelle anzugeben. Es ist, als würdest Du Dir etwas „ausleihen“ und so tun, als wäre es Deine eigene Idee. Das gilt im akademischen Kontext als eine Form des Diebstahls. Eine Studie der Universität Leipzig hat ergeben, dass jeder vierte Student in Deutschland geistiges Eigentum anderer verwendet – sei es bewusst oder aus Unwissenheit. Die Gründe sind vielfältig: Zeitmangel, Druck, Abgabefristen oder schlichtweg das Unwissen, wie man korrekt zitiert.

Plagiate
Bildquelle: Uwe Manschwetus erstellt mit DALL-E

Die verschiedenen Formen von Plagiaten

Plagiate treten in verschiedenen Formen auf, und nicht alle sind auf den ersten Blick als solche erkennbar:

  1. Verbalplagiate: Hierbei werden fremde Texte wortwörtlich übernommen, ohne diese als Zitate zu kennzeichnen. Oft werden Texte einfach „copy-paste“ verwendet, was die häufigste Form von Plagiaten darstellt.
  2. Bildplagiate: Auch Bilder, Diagramme oder Grafiken sind urheberrechtlich geschützt. Werden sie ohne Erlaubnis oder Quellenangabe verwendet, spricht man von einem Bildplagiat.
  3. Ideenplagiate: Noch subtiler wird es, wenn fremde Gedanken, Konzepte oder Theorien übernommen und als eigene dargestellt werden, ohne auf die ursprüngliche Quelle zu verweisen. Dies kann leicht passieren, wenn man sich intensiv mit einem Thema auseinandersetzt und fremde Gedanken mit den eigenen vermischt.
  4. Strukturplagiate: Das Übernehmen der Struktur oder des Aufbaus einer Arbeit ohne entsprechende Nennung der Quelle. Hierbei wird der Aufbau einer Argumentation kopiert, ohne die originären Ideen zu nennen.

Warum passieren Plagiate?

Oftmals ist das Erstellen von Plagiaten nicht das Resultat einer bewussten Täuschung, sondern resultiert aus Unwissenheit oder Nachlässigkeit. Die Hauptgründe lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Zeitdruck: Viele Studierende fühlen sich von Abgabefristen gestresst und greifen daher zu „einfachen Lösungen“ wie Copy-Paste.
  • Mangelndes Wissen über Zitation: Gerade am Anfang des Studiums fehlt vielen das Wissen, wie man richtig zitiert.
  • Überforderung: Der Anspruch, eine wissenschaftliche Arbeit perfekt abzuliefern, führt manchmal dazu, dass sich Studierende fremder Texte bedienen, um ihre eigenen Schwächen zu kompensieren.
  • Fehlende Sprachkenntnisse: Bei Arbeiten in einer Fremdsprache kann es leichter passieren, dass man fremde Texte übernimmt, da das Umschreiben schwieriger fällt.

Ist das Verwenden fremder Gedanken in Ordnung?

Ja! Tatsächlich ist es sogar ein wichtiger Bestandteil des wissenschaftlichen Arbeitens, sich auf die Ideen anderer zu stützen. Wissenschaftliche Arbeiten bauen auf bestehendem Wissen auf und entwickeln es weiter. Wenn Du also in Deiner Arbeit auf die Erkenntnisse anderer Wissenschaftler eingehst, zeigst Du, dass Du Dich mit dem Thema auseinandergesetzt hast. Wichtig ist nur, dass alle verwendeten Quellen korrekt angegeben werden. Dieser Prozess des Zitierens grenzt wissenschaftliche Texte klar von populärwissenschaftlichen oder journalistischen Artikeln ab.

So vermeidest Du Plagiate durch korrektes Zitieren

Du kannst zwischen zwei Hauptarten von Zitaten wählen:

  1. Direkte Zitate: Hierbei übernimmst Du wortwörtlich einen Textabschnitt und setzt diesen in Anführungszeichen („“). Ein direktes Zitat soll dabei sparsam verwendet werden, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass Deine Arbeit nur aus der Aneinanderreihung fremder Gedanken besteht.
  2. Indirekte Zitate: Häufiger nutzt Du das indirekte Zitieren, bei dem Du fremde Gedanken in eigenen Worten wiedergibst. Hierbei schreibst Du „vgl.“ (vergleiche) vor die Quelle, um zu zeigen, dass es sich um eine Paraphrasierung handelt.

Zitationsstile: Welche gibt es und welcher passt zu Deiner Arbeit?

Für das korrekte Zitieren gibt es zahlreiche Zitationsstile, die jeweils eigene Regeln festlegen. Hier sind einige der bekanntesten:

  • Harvard-Style: Der Harvard-Stil ist besonders in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften beliebt und zeichnet sich durch die Verwendung von Kurzbelegen direkt im Text aus. Diese enthalten den Autorennamen, das Veröffentlichungsjahr und die Seitenzahl. So bleibt der Text leserfreundlich, während die vollständigen Quellenangaben im Literaturverzeichnis am Ende aufgelistet werden. Der Harvard-Stil ist übersichtlich und lässt sich einfach anwenden, wodurch er sich für viele wissenschaftliche Arbeiten eignet.
  • APA-Methode: Der APA-Stil, entwickelt von der American Psychological Association, findet vor allem in den Sozial- und Naturwissenschaften Anwendung. Er legt großen Wert auf einheitliche Formatierung und klar strukturierte Quellenangaben, um Lesern eine einfache Nachverfolgbarkeit der verwendeten Literatur zu ermöglichen. In den Kurzbelegen im Text erscheinen Autor, Jahr und Seite, während im Literaturverzeichnis spezifische Regeln für verschiedene Quellentypen gelten.
  • Chicago-Stil: Der Chicago-Stil bietet zwei Hauptvarianten: den Anmerkungsstil und das Autor-Jahr-System. Der Anmerkungsstil verwendet Fußnoten oder Endnoten für detaillierte Quellenangaben und eignet sich besonders für geisteswissenschaftliche Arbeiten, bei denen zusätzliche Kommentare notwendig sind. Das Autor-Jahr-System ähnelt dem Harvard-Stil, ist jedoch präziser in der Formatierung. Beide Varianten sind flexibel und decken eine breite Palette wissenschaftlicher Bedürfnisse ab.
  • MLA-Variante: Der MLA-Stil, entwickelt von der Modern Language Association, wird vor allem in den Geisteswissenschaften, insbesondere der Literaturwissenschaft, genutzt. Er bevorzugt kurze Belege im Text, die aus dem Autorennamen und der Seitenzahl bestehen. Anders als andere Stile verzichtet der MLA auf Jahresangaben im Text, was den Fokus stärker auf den Fluss der Argumentation legt. Die vollständigen Quellen werden in einem Abschnitt namens „Works Cited“ zusammengefasst.

Solltest Du von Deinem Betreuer oder Deiner Fakultät keine spezifischen Vorgaben bekommen, empfiehlt es sich, einen etablierten Stil zu wählen und diesen durchgängig zu verwenden. Achte darauf, dass alle zitierten Werke auch im Literaturverzeichnis aufgeführt sind.

Zitationsstil des Thurm-Verlages

In meinem Buch „Ratgeber wissenschaftliches Arbeiten“ habe ich mich ausführlich mit Zitationsstilen beschäftigt. Auf Basis der Harvard-Kurzzitierweise, habe ich ein Zitationsschema entwickelt, das auch im Literaturverwaltungsprogramm Citavi integiert ist. Auf unserer Download-Seite findest du Kurzreferenzen, wie du den Stil verwenden kannst.

Warum legen Wissenschaftler so viel Wert auf korrektes Zitieren?

Korrektes Zitieren erfüllt viele wichtige Funktionen, die über die bloße Vermeidung von Plagiaten hinausgehen:

  1. Vermeidung von Plagiaten: Der wohl offensichtlichste Grund. Wenn Du fremde Gedanken als solche kennzeichnest, entziehst Du Dich dem Vorwurf des geistigen Diebstahls.
  2. Wissenschaftlicher Fortschritt: Wissenschaft ist ein dialogischer Prozess. Indem Du auf bestehende Erkenntnisse verweist, hilfst Du, Wiederholungen zu vermeiden, und förderst den Austausch und die Weiterentwicklung von Ideen.
  3. Literaturempfehlungen: Für Leser sind die zitierten Quellen eine wertvolle Ressource. Gerade bei speziellen Themen kann das Literaturverzeichnis Deiner Arbeit zum Startpunkt weiterer Recherchen werden.
  4. Bewertung durch Prüfer: Die Quantität und Qualität der zitierten Quellen sind ein wesentlicher Bestandteil der Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten. Nur durch korrekte Zitierung kann der Prüfer erkennen, was Dein eigener Beitrag ist.
  5. Absicherung gegenüber Fehlern: Sollten in den verwendeten Quellen Fehler enthalten sein, schützt Dich die korrekte Angabe vor dem Vorwurf, diese Fehler als Deine eigenen darzustellen.

Tipps zur Vermeidung von Plagiaten

  • Notizen machen: Wenn Du für Deine Arbeit recherchierst, notiere Dir stets die vollständigen Quellenangaben. Das spart Dir später viel Zeit und schützt Dich davor, unabsichtlich zu plagiieren.
  • Plagiatsprüfungen nutzen: Es gibt verschiedene Online-Tools, mit denen Du Deine Arbeit auf Plagiate überprüfen kannst. Diese zeigen Dir auf, welche Textstellen möglicherweise als Plagiat gewertet werden könnten.
  • Paraphrasieren üben: Übe, Texte in eigenen Worten wiederzugeben. So entwickelst Du Deine Fähigkeit, Gedanken anderer korrekt wiederzugeben, ohne den Originaltext zu kopieren.
  • Zeitmanagement: Vermeide Zeitdruck, indem Du rechtzeitig mit der Arbeit beginnst. So hast Du genügend Zeit, gründlich zu recherchieren und korrekt zu zitieren.

Fazit: „Ehrlich währt am längsten“ gilt auch in der Wissenschaft

In der akademischen Welt gibt es keinen Platz für Plagiate. Es geht darum, bestehendes Wissen zu würdigen und weiterzuentwickeln. Das Problem stellt sich durch die Verwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) noch einmal in einer ganz anderen Dimension. Aber das ist ein anderes Thema und wird in zukünftigen Beiträgen aufgegriffen. Wenn Du korrekt zitierst, beweist Du nicht nur Deine wissenschaftliche Integrität, sondern erleichterst auch den wissenschaftlichen Austausch und Fortschritt. Plagiate zu vermeiden ist einfacher als Du denkst – Du musst nur die grundlegenden Zitierregeln befolgen. Und vergiss nie: „Ehrlich währt am längsten!“


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