Wir schreiben das Jahr 2019. Mehr als 4 Milliarden Menschen nutzen weltweit das Internet (Bouwman, 2018) um sich über alltägliches Geschehen in Politik, Prominenz und Ereignisse im In- und Ausland zu informieren. Um über wissenschaftliche Durchbrüche und Tragödien zu lesen, sich an Diskussionen zu beteiligen oder sich eine Meinung zu bilden. Zeitgleich kämpfen die Printmedien um ihre Existenz und können sich oft lediglich durch ihr digitales Standbein retten (Karle, 2009). Wenn Printmedien um ihre Existenz kämpfen, Informationen bevorzugt schnell online abgerufen werden, was bedeutet das für die Kommunikation der Ergebnisse und Vorhaben in Wissenschaft und Forschung, die sogenannte Wissenschaftskommunikation?
Was ist Wissenschaftskommunikation?
Der Begriff Wissenschaftskommunikation setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Wissenschaft und Kommunikation. „Kommunikation“ stammt ursprünglich aus dem lateinischen „communication“ und meint so viel wie das Verständnis durch Zeichen oder Sprache (Lackes & Spiermann, 2018). Das Ziel der Wissenschaft ist es, Erkenntnisse durch Forschung zu erbringen und diese zu vermitteln (Bendel, 2019).
Setzt man diese beiden Worte zusammen, ergeben sie die Kommunikation der Forschung, begonnen bei der Beschreibung von Aufbau und Durchführung einer wissenschaftlichen Arbeit bis zu ihren Ergebnissen. Zielgruppe einer solchen Kommunikation sind nicht nur andere Wissenschaftler, sondern auch die breite Öffentlichkeit, die Gesellschaft. Auf diese Weise wird die Wissenschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht, Diskurse und Debatten anzustoßen, Herausforderungen und Probleme aufzuzeigen und zum Nachdenken anzuregen.
Wie werden Wissenschaft und Forschung verbreitet?
Heute lernt jeder zweite Schüler über YouTube-Videos oder informiert sich lieber im Internet zu seinen Fragen, als in einem Schulbuch (Quecke, 2019). Die Online-Welt ist nicht mehr neu und entwickelt sich trotzdem weiterhin in einem rasenden Tempo. Traditionelle Medien wie die Radio, TV oder Printmedien bieten weiterhin eine Möglichkeit Wissenschaft und Forschung an die interessierte Allgemeinheit zu bringen. Neue Medien wie das Internet, Smartphones oder Tablets bieten eine andere Möglichkeit und erlauben den Trägern der Wissenschaft zudem sich den aktuellen Entwicklungen anzupassen und sich von der Forschung im Elfenbeinturm weiter zu distanzieren und die dritte Mission in Angriff zu nehmen. Die dritte Mission stellt eine Erweiterung der Hochschul-Kernmissionen da. Neben Forschung und Lehre, den Hauptmissionen einer Hochschule, ist die dritte Mission, sich in die Gesellschaft einzubringen.
Eine Befragung aus dem Jahr 2018 zeigt auf, dass aus einer Stichprobe von 190 Probanden, zusammengesetzt aus 24% Wissenschaftlern, 48% Öffentlichkeitsarbeitern und 11% Journalisten eine Stichprobe von 64% (n=122) Twitter am häufigsten als Instrument zur Kommunikation nutzen (siehe Abbildung 1). Dicht gefolgt von 62% (n=117) Veranstaltungen, 52% (n=98) Zeitung, Magazin, Online Medium, Facebook mit 49% (n=94), Interaktionen mit Freunden zu 37% (n=73), Blogs 33% (n=63), sonstigen 26% (n=49), Radio 21% (n=39), TV 17% (n=33).
In dieser Studie wird verdeutlicht, dass die traditionellen Medien an Kommunikationskraft verlieren, während ihre modernen Konkurrenten deutlich an Zuwachs gewinnen. Besonders interessant ist hierbei der Aspekt der Blogs (33%). Während zum Beispiel Twitter-Beiträge vor allem kurze Statements darstellen, Verlinkungen ermöglichen und Diskussionen auslösen, geben Blogs dem Verfasser die Möglichkeit, diverse Themen anzusprechen, zu informieren und sich in den Kommentaren Rückfragen und Kritik zu stellen oder auch Diskussionen zu entfachten (Weißschädel, 2018).
Aber wozu Blogs?
Für die Erstellung eines Blogs gibt es kaum Regeln. Demnach ist es egal, ob sich ein Blog mit einem einzelnem Themengebieten befasst, Artikelserien zu einzelnen Themen produziert oder mit jedem Beitrag ein neues Thema aufgreift.
Dient der Blog aber der Wissenschaftskommunikation, sieht das ganze etwas anders aus, denn die Wissenschaft hat ihre eigenen Regeln. Hierzu gehört zum Beispiel, dass Zitate gekennzeichnet werden müssen, Quellen wissenschaftlich korrekt angegeben werden sollen und Studien herangezogen werden, die sich in Bezug auf Validität, Reliabilität und Objektivität beweisen konnten.
Vor- und Nachteile von Blogs
Während zu Beginn der Bloggerszene Blogs primär als Life-Style Notizbuch genutzt wurde, findet dieses Instrument nun auch in der Wissenschaft seinen Einsatz. Forschungsarbeiten, Perspektiven und Ergebnisse werden vermehrt über Blogs publiziert und geteilt und haben sich in einigen Forschungsbereichen bereits als relevantes Forum der wissenschaftlichen Debatte etabliert. So berichtet auch der US Chronische of higher Education im Jahr 2012 davon, dass zahlreiche ökologische Themen in Echtzeit auf Blogs diskutiert werden. Der Erfolg der Blogs lässt sich demnach darauf zurückführen, dass hier diversen Themen eine Plattform geboten wird, auch unpopuläre Themen Gehör finden können und das durch dieses Format neue Debatten belebt und Denkansätze angestoßen werden (Barrett, 2012).
Der Preisträger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften 2008 Paul Krugman, befürchten, dass Blogs eine aggressive und von Vorurteilen geprägte Haltung in eine Debatte einbringen könnten (Krugman, 2012). Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass durch eine Wissensvermittlung durch einen Blog, oftmals eine subjektive Meinung mitgegeben wird und anders als im klassische, objektiven Journalismus, bereits eine Meinung und Bewertung durch den Autoren mitgegeben wird. Demnach wären also Blogs vor allem für jenes Publikum interessant, welche in der Lage sind, den Inhalt des Beitrags unbefangen und wertfrei zu lesen und sich eine eigene Meinung darüber zu erschaffen.
In ihrer Gesamtheit zeigen sich Blogs als interessante Informationsquelle, welche, je nach Gestaltung, Sprachstil und Aufmachung des Beitrages, nicht nur an die enge Wissenschaftsgemeinde gerichtet sein muss. Blogs bieten einen umfassenden Überblick über diverse Themen und Diskussionen und können auch dazu beitragen, dass öffentliche Dialoge gestartet werden.
Welche Rolle nehmen Blogs in der Wissenschaftskommunikation ein?
Fest steht, dass Blogs ein interessantes Medium des Zeitalters sind – unabhängig von ihrem thematischen Schwerpunkt.
Wissenschaftliche Blogs ermöglichen es Forschungseinrichtungen Informationen Zielgruppenspezifisch aufbereiten und bereitstellen, um Diskussionen, Hinterfragen und Problemlösungen anzuregen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung ihrer dritten Mission und zum Abbau von Hemmnissen und Berührungsängsten zwischen den Welten der Wissenschaft und der Gesellschaft.
Eine sehr herausstechende Eigenschaft von Blogs ist, dass sie sich an die interessierte Öffentlichkeit richten. Innerhalb weniger Google-Klicks lässt sich ein Blogeintrag schnell finden und steht für den interessierten Leser zur Verfügung. Zu den Lesern gehört zum einen Fachpublikum, zum anderen aber auch die allgemeine Öffentlichkeit, der interessierte Leser von Nebenan. Dies ist von enormer Relevanz, da die Intention von wissenschaftlichen Blogs darin besteht, die Wissenschaft in die Gesellschaft zu bringen. Dazu gehört auch, dass komplizierte Sachzusammenhänge verkürzt, zusammenfassend und einfach thematisch aufgearbeitet und dargestellt werden.
Quellenverzeichnis
Bendel, O. (15. 07 2019). Gabler Wirtschaftslexikon. Abgerufen am 02. 08 2019 von https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/wissenschaft-100061/version-370808
Berrett, D. (08. 01 2012). The chronicle of higher education . Abgerufen am 26. 09 2019 von http://chronicle.com/article/Dim-Sum-for- the-Mind-/130263/
Bouwman, V. (30. 01 2018). We are social. Abgerufen am 03. 08 2019 von https://wearesocial.com/de/blog/2018/01/global-digital-report-2018
Karle, R. (22. 07 2009). Absatzwirtschaft. Abgerufen am 04. 08 2019 von https://www.absatzwirtschaft.de/printmedien-leben-besser-mit-digitalem-standbein-7642/
Krugman, P. (04. 01 2012). The New York Times. Abgerufen am 26. 09 2019 von https://krugman.blogs.nytimes.com/2012/01/04/the-nonsense-problem/
Lackes, R., & Spiermann, M. u. (19. 02 2018). Gabler Wirtschaftslexikon. Abgerufen am 02. 08 2019 von hhttps://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/kommunikation-37167/version-260610
o.A. (o.J.). Bundesministerium für Bildung und Forschung. Abgerufen am 06. 08 2019 von https://www.bmbf.de/de/buergerbeteiligung-und-wissenschaftskommunikation-216.html
Quecke, F. (04. 06 2019). Spiegel Online. Abgerufen am 29. 07 2019 von https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/studie-ueber-youtube-fast-jeder-zweite-schueler-lernt-mit-videos-a-1270498.html
Weißschädel, A. (06. 04 2018). Wissenschaftskommunikation . Abgerufen am 13. 08 2019 von https://www.wissenschaftskommunikation.de/stimmungsbild-wer-kommuniziert-wissenschaft-und-auf-welchen-kanaelen-13925/