Vertreterin studentischer Interessen

Fachschaft

„Semesteropening! Die Fachschaft lädt ein zur Erstiparty.“ Solche Ankündigungen findet man an vielen Hochschulen zu Semesterbeginn. Wer ist das eigentlich, diese Fachschaft? Und machen die noch mehr, als Partys für Erstsemester organisieren?

Fachschaft Studentische Vertretung Bikablo
Fachschaft Studentische Vertretung Bikablo

Die Gesamtzahl der Studierenden eines Faches wird als Fachstudierendenschaft oder auch als Fachschaft bezeichnet. Was als ein Fach interpretiert wird, hängt vor allem von der Größe der Hochschule ab. Es kann eine Fakultät, ein Institut oder ein Fachbereich mit mehreren Studiengängen sein. Durch die Immatrikulation wird man automatisch Mitglied der Fachstudierendenschaft. Die Studierenden eines Faches wählen normalerweise einmal im Jahr den Fachschaftsrat. Diese Interessenvertretung der Studierenden wird bisweilen auch als Fachschaftsvertretung, Fachbereichsvertretung oder Fachstudierendenrat bezeichnet. Im Hochschulalltag gilt dieses Gremium als die eigentliche Fachschaft. Ganz pragmatisch wird der Begriff Fachschaft an der Universität Ulm gehandhabt: Hier sieht man als Fachschaft diejenigen Studierenden an, die sich häufiger im Fachschaftsbüro aufhalten, um dort sinnvollen Tätigkeiten nachzugehen und Gutes für die anderen Studierenden zu tun.


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Fachschaft Studentische Vertretung Bikablo

Der Fachschaftsrat ist ein Organ der studentischen Selbstverwaltung und bezieht seine Legitimation aus dem Hochschulgesetz. Da jedes Bundesland ein eigenes Hochschulgesetz hat, sind die Rahmenbedingungen für die Fachschaftsarbeit unterschiedlich. Finanziert wird die Arbeit der Fachschaft meistens durch einen Teil der Semesterbeiträge, die durch den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) bzw. dem Studierendenrat (StuRa) zur Verfügung gestellt wird. Bayern bildet eine Ausnahme, denn hier wurde in den 1970er Jahren die sogenannte verfasste Studierendenschaft abgeschafft. Daher gibt es an bayrischen Hochschulen weder einen AStA noch Fachschaftsräte. Es haben sich aber auf Eigeninitiative von Studierenden an vielen Hochschulen Bayerns Fachschaftsinitiativen gebildet, die die Aufgaben der Fachschaftsräte übernehmen.

Je nach Größe der Hochschule existieren unterschiedlich viele Fachschaften. An der Universität Mainz sind es beispielsweise fast 40 Fachschaften von Ägyptologie über Pharmazie bis hin zur Turkologie hat jedes Fach seine eigene Interessensvertretung. Die einzelnen Fachschaften organisieren sich an großen Hochschulen zu übergeordneten Gremien. In Mainz ist dies der Zentrale Fachschaftenrat (ZeFaR). Geläufig ist auch der Name Fachschaftenkonferenz für den Zusammenschluss der Fachschaften auf Hochschulebene. Übergeordnete Organisationen entstehen auch hochschulübergreifend für einzelne Fachgebiete. So haben sich 52 Fachschaften der Archäologie zum Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen e. V. (DASV) zusammengeschlossen, um das Mitspracherecht von Studierenden zu stärken und die wissenschaftliche Vielfalt der archäologischen Fächer zu erhalten.

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Was haben Sie als Studierender von einer Fachschaft? Dieses Gremium ist für Sie die erste Anlaufstation bei Problemen im Studium. Ihre Fachschaftler werden Ihnen mit Rat und Tat beiseite stehen. Dabei können sie sich sehr gut in Ihre Problemlage hineinversetzen, da sie das gleiche Fach studieren. In ihrer Funktion als Ansprechpartner für Studierende offerieren die Fachschaften ein vielfältiges Angebot. Sie stellen Klausurmitschriften und Lernmaterialen bereit, bieten persönliche Beratung an und informieren über wichtige Entwicklungen des Faches. Insbesondere die Erstsemester profitieren von der Fachschaftsarbeit, denn für die „Erstis“ werden Orientierungswochen oder -tage veranstaltet und Informationsbroschüren erstellt. Wie gut das Ganze funktioniert, hängt natürlich vom Engagement der Fachschaftler ab.

Der zweite wichtige Aufgabenbereich von Fachschaften ist die Gremienarbeit. Ein besonderes Merkmal von Hochschulen ist ihre Autonomie und Selbstverwaltung. In vielen gewählten Gremien wie dem Senat, dem Fachbereichsrat oder dem Prüfungsausschuss sitzen gewählte Vertreter der Hochschule und bestimmen über die Geschicke der Einrichtung. Nicht nur Professoren und akademische Mitarbeiter, sondern auch Studierende haben ein gesetzlich verbrieftes Mitspracherecht in den Gremien. Zur Wahrnehmung der studentischen Interessen entsenden die Fachschaften Vertreter in die einzelnen Gremien. Die Wahrnehmung dieses hochschulpolitischen Mandates ist eine sehr wichtige Aufgabe, denn auf diese Weis können die Studierenden Einfluss auf die Hochschulentwicklung nehmen.

Der dritte wichtige Aufgabenbereich der Fachschaft ist das Socializing. Für das Klima auf dem Campus ist die Kontaktpflege, gesellige Treffen und die Durchführung von Veranstaltungen sehr wichtig. Dies beginnt schon mit dem Fachschaftsbüro, das häufig als Treffpunkt und Begegnungsstätte fungiert. Das Organisieren von Partys gehört zum Standardrepertoire von Fachschaften. An manchen Hochschulorten werden von den Studentenvertretern sogar Ausflüge oder Fahrten zu wissenschaftlichen Tagungen organisiert.

Fachschaft Studentische Vertretung Bikablo

Halten wir fest: Fachschaften sind Ansprechpartner und Interessensvertreter für Studierende und leisten einen wichtigen Beitrag für das soziale Klima auf dem Campus. Damit all dies jedoch funktionieren kann, müssen sich Studierende für die Fachschaftsarbeit finden. Leider ist aber in der Studentenschaft ein zunehmendes Desinteresse an Fachschaften zu verzeichnen. Von 1987 bis 2013 erhöhte sich laut der Studie Deutscher Studierendensurvey der Universität Konstanz der Anteil derjenigen, die kein Interesse an der Fachschaft haben, von 28 auf 38 Prozent. Eine häufige Teilnahme an Fachschaftssitzungen bekundeten lediglich 5 Prozent der Befragten.

Und wie steht es mit Ihnen? Prüfen Sie doch, ob die Mitarbeit in einer Fachschaft für Sie eine Option wäre! Sie bekommen auf diese Weise Kontakt zu vielen Studierenden und das Gefühl, anderen im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit helfen zu können, trägt zum eigenen Wohlbefinden bei. Durch die Gremienarbeit können Sie zudem hinter die Kulissen schauen und bekommen spannende Einblicke in das Hochschulsystem. Mitarbeit in gesetzlich vorgesehenen Hochschulgremien kann sogar eine BAföG-Verlängerung begründen. Und schließlich müssen Sie als Fachschaftler auch Partys organisieren – es gibt Schlimmeres.

Illustration: Ellen Burgdorf auf Basis von bikablo

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