Kennen Sie die Uckermark? Eine traumhafte Landschaft zwischen Oder und Havel im nördlichen Brandenburg. Ideal zum Radfahren, Wandern, Angeln oder jede Form von Wassersport. Die Wasserqualität ist hervorragend und die Luft ist sauber. Ich habe die Uckermark im Rahmen eines Beratungsauftrages zur Strukturförderung kurz nach der Wende näher kennen gelernt. Daher kenne ich auch die Probleme vor Ort. Sucht man nach strukturschwachen Regionen in Deutschland, so dürfte die Uckermark eine der ersten Adressen darstellen.
Und nun kommt der demographische Wandel und trifft die Region mit voller Härte. Wie viele andere ländliche Regionen auch, hat die Uckermark mit einer Überalterung der Bevölkerung und dem Wegzug der jungen und agilen Bevölkerung zu tun. Dies schafft Folgeprobleme, die für viele Kommunen kaum zu bewältigen sind, denn wie sollen für die schrumpfende Bevölkerung Schulen, Kindergärten, Polizeistation und andere öffentliche Dienstleistungen aufrechterhalten und finanziert werden? Tristesse, verlassene Dörfer und verwaiste Spielplätze sind sichtbare Zeichen des regionalen Niedergangs. Einfache Lösungen liegen nicht auf der Hand.
Für die betroffenen Kommunen wäre eine vergleichende Einordnung der Problemdimensionen schon einmal ein erster hilfreicher Schritt zur Lösungsfindung. Hierfür gibt es nun ein sehr interessantes, frei zugängliches Tool. Die interaktive Karte zu regionalen Herausforderungen wird vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung und dem Johann Heinrich von Thünen Institut zur Verfügung gestellt. Für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt in Deutschland informiert ein Dossier über den Handlungsbedarf und präsentiert ausgewählte Kennziffern.
Machen wir doch die Probe aufs Exempel und schauen uns einmal die Situation in der Uckermark an. Ich bin mit der Maus über die Karte gefahren und habe auf den Landkreis geklickt. Im Ergebnis erhalte ich ein zweiseitiges PDF Dokument mit den wichtigsten demographischen Daten und Informationen zur Wirtschaftsstruktur. Die zentralen Handlungsfelder sind in einer Grafik aufbereitet.
Der Strich in der Mitte stellt den durchschnittlichen Handlungsbedarf in Deutschland dar. Wenn die Balken nach rechts ausschlagen, bedeutet dies eine überdurchschnittliche Betroffenheit. Demnach hat die Uckermark drei vordringliche Aufgaben zu lösen:
- Förderung des Humankapitals
- Förderung von Wirtschaftswachstum
- Anpassung an sinkende regionale Nachfrage
Schauen wir uns zum Vergleich einen beliebigen zweiten Standort an. Nehmen wir mal München. Es verwundert nicht, das München mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat, als die Uckermark. In der bayerischen Metropole geht es vor allen Dingen um die Integration ausländischer Fachkräfte, die in die Region strömen.
Deutschland ist sehr heterogen und daher wirkt sich der demographische Wandel auch sehr unterschiedlich aus. Folglich kann es auch keine einfachen, pauschalierenden Lösungen geben, sondern jeder Standort wird auf Basis seiner Spezifikation einen Lösungsweg suchen müssen.
Grafiken: https://www.bbr-server.de/imagemap/demographie/index.html
Der Beitrag erschien zuerst am 24.01.2014 auf www.wirtschafts-thurm.de