Master
Sie haben ihren Bachelorabschluss geschafft oder stehen kurz davor. Nun müssen Sie sich entscheiden, ob Sie weiter studieren wollen oder in das Berufsleben eintreten. Oder wäre auch Arbeiten und Studieren eine Option? Master oder Nicht-Master, das ist hier die Frage.
Nach dem Bachelor ist der Master der zweite berufsbefähigende Abschluss im Bologna-System. Daher benötigen Sie den Bachelorabschluss auch als Zugangsvoraussetzung für das Masterstudium. Während im Bachelorstudium die Grundlagen für eine berufliche Existenz in dem jeweiligen Fach gelegt werden, vermittelt der Master vertiefende Erkenntnisse. Da ein Masterstudiengang ein grundständiges Studium voraussetzt, werden sie auch als weiterführende oder postgraduale Studiengänge bezeichnet. Das Masterstudium ist anspruchsvoller als die grundständigen Bachelorstudiengänge und verlangt ein höheres Maß an selbstständigem Arbeiten. Am Ende des Studiums ist eine Masterarbeit (Masterthesis) anzufertigen.
Die Dauer des Masterstudiums beträgt mindestens zwei und höchstens vier Semester (ein bis zwei Jahre). Dafür werden 60 bis 120 Leistungspunkte (ECTS) vergeben, wobei ein Kreditpunkt einem Arbeitsaufwand von 30 Stunden entspricht. Dauer und Leistungspunkte des Masters richten sich nach dem Umfang des zuvor absolvierten Bachelorstudiums. In der Summe sollen Bachelor und Master zusammen 300 Kreditpunkte ergeben, was einer Regelstudiendauer von zehn Semestern (fünf Jahre) entspricht.
Es werden zwei Arten von Studiengängen unterschieden: Konsekutive und weiterbildende Master. Wenden wir uns zunächst den konsekutiven Abschlüssen zu. „Konsekutiv“ bedeutet so viel wie „die Folge bezeichnend“. Konsekutive Masterstudiengänge folgen unmittelbar auf den grundständigen Bachelorstudiengängen. Die Abschlussbezeichnungen werden in Analogie zu den Bachelorstudiengängen vergeben: Aus einem Bachelor of Science (B.Sc.) wird ein Master of Science (M.Sc.) (Siehe zu den Abschlussbezeichnungen den Beitrag „Der Bachelor: Erster Schritt zum Job“).
Die meisten konsekutiven Studienprogramme sind eine Vertiefung des vorausgehenden Studiums. So folgt beispielsweise nach dem Bachelor in Chemie der Chemie-Master. Es gibt aber auch einige Masterstudienangebote, für die das Fach des abgeschlossenen Bachelorstudiums keine Rolle spielt. Auf diese Weise werden die beruflichen Einsatzmöglichkeiten erweitert. Angenommen, Sie haben einen Bachelor in einer naturwissenschaftlichen Disziplin in der Tasche. Dann könnten Sie sich überlegen, ob Sie sich direkt im Anschluss an ihr grundständiges Studium in einem Masterstudiengang Betriebswirtschaftslehre einschreiben (z. B. an der FH Kiel), um durch die naturwissenschaftlich / wirtschaftliche Studienkombination, Ihre Berufschancen zu erhöhen (Paradoxerweise werden diese fächerübergreifenden konsekutiven Studienangebote auch als nicht-konsekutive Master bezeichnet).
Der Bachelor ist der erste berufsbefähigende Abschluss und erlaubt den Einstieg in das Berufsleben. Warum dann noch weiterstudieren? Für das Masterstudium spricht die Verbesserung der Berufschancen durch die Vertiefung bzw. Erweiterung der Studieninhalte. In einigen Fachdisziplinen (z. B. Chemie) wird der Master von den Arbeitgebern sogar erwartet. Und wenn Sie Lehrer werden wollen, dann benötigen Sie unbedingt den Master of Education (M.Ed.), denn der Bachelor of Education (B.Ed) genügt nicht als Berufsqualifizierung. Weiterhin belegen Gehaltsauswertungen, dass Beschäftigte mit Masterabschluss im Durchschnitt mehr verdienen als Bachelorabsolventen. Vielleicht planen Sie auch eine akademische Karriere und wollen einen Doktortitel erlangen? Für eine Promotion ist der Master zwingend Voraussetzung. Schließlich ist ein Studium auch eine Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln, Erfahrungen zu sammeln, sich Kenntnisse anzueignen und Fähigkeiten zu erlernen. Dies gilt in besonderer Weise, wenn Sie Ihr Masterstudium im Ausland absolvieren.
Womöglich wollen Sie nach Ihrem Bachelorstudium aber zunächst einmal in den Beruf gehen und den Master später nachholen. Dann könnte der weiterbildende Master das richtige Angebot für Sie sein. Dieser setzt neben einem Bachelorabschluss (Diplom und Magister werden meistens auch akzeptiert) eine mindestens einjährige Berufspraxis voraus, denn die Inhalte des Studiums sollen an den beruflichen Erfahrungen anknüpfen. Im Vergleich zu den konsekutiven Angeboten fallen in der Regel für weiterbildende Master erhebliche Studiengebühren an und es werden auch andere Abschlüsse vergeben. Der wohl bekannteste weiterbildende Abschluss dürfte der Master of Business Administration (MBA) sein. Daneben gibt es noch die Master of Public Management (MPM), International Business (MIB), Global Management (MGM), Social Work (MSW) und Computer Science (M.C.Sc.).
Derzeit werden in Deutschland etwa 6.000 konsekutive und 900 weiterbildende Masterstudiengänge angeboten. Bei diesem riesigen Angebot fällt es nicht leicht, das passende Studium zu finden. Auf den Seiten der Hochschulrektorenkonferenz (www.hochschulkompass.de) kann man sich einen Überblick verschaffen und gezielt nach Studiengängen suchen. Empfehlenswert ist ebenfalls die Suchmaschine für Studiengänge von Zeit Campus. Über beide Angebote können Sie in einem ersten Schritt für Sie infrage kommende Studiengänge identifizieren. Die Basisinformationen wie Zulassungsmodus, Studienbeginn und Mastertyp werden gleich mitgeliefert. Für detaillierte Informationen müssen Sie dann die einzelnen Webseiten der Hochschulen ansteuern.
Als weiteres Entscheidungskriterium für die Studienauswahl können Rankings herangezogen werden. In Deutschland ist das CHE- Hochschulranking am bekanntesten. Das Centrum für Hochschulentwicklung berücksichtigt neben Daten und Fakten auch Umfrageergebnisse von Studierenden und Professoren.
Eine gute Idee kann es auch sein, spezifische Bildungsmessen (z. B. Master and More) zu besuchen. Hier hat man die Möglichkeit, mit den Studienberatern vieler Hochschulen zu sprechen und sich im persönlichen Dialog einen Eindruck von dem Studienangebot zu verschaffen und Detailfragen zu klären.
Das richtige Angebot zu finden ist sicherlich mit einigem Aufwand verbunden. Doch der Mühe sollten Sie sich unterziehen, schließlich wollen Sie mit dem Masterabschluss Ihre akademische Laufbahn veredeln.
Illustration: Ellen Burgdorf auf Basis von bikablo