In einer zunehmend wettbewerbsorientierten Arbeitswelt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, nicht nur die besten Talente zu finden, sondern sie auch langfristig zu binden. Der Einsatz neurowissenschaftlicher Methoden im Personalmarketing bietet hier neue, vielversprechende Ansätze. Welche Rolle emotionale Botschaften spielen und wie sich das Entscheidungsverhalten von Bewerbern beeinflussen lässt, erklärt der Beitrag von Dr. Benny Briesemeister aus dem Buch Personalmarketing in 3D ausführlich.1
Warum Neurowissenschaft im Personalmarketing?
Menschen treffen Entscheidungen oft nicht so rational, wie sie es von sich glauben. Auch die Berufswahl und die Entscheidung für einen Arbeitgeber sind emotional stärker geprägt als viele denken. Forschungen zeigen, dass selbst bei komplexen und scheinbar durchdachten Entscheidungen unbewusste, emotionale Einflüsse eine zentrale Rolle spielen. Hier setzt die Neurowissenschaft an: Sie ermöglicht es, emotionale Reaktionen auf bestimmte Botschaften und Bilder im Gehirn sichtbar zu machen. Für das Personalmarketing bedeutet das, dass Unternehmen ihre Kommunikation gezielt so gestalten können, dass sie Bewerber positiv anspricht und Vertrauen aufbaut.
Emotionale Botschaften in Stellenanzeigen
Ein Beispiel zeigt, wie subtil das menschliche Gehirn auf emotionale Botschaften reagiert: Wenn eine Stellenanzeige betont, dass der Bewerber „von Anfang an Verantwortung übernehmen“ soll, könnte dies ein falsches Bild von der Unternehmenskultur vermitteln. Obwohl die Aussage oft positiv gemeint ist, löst sie bei vielen Lesern unterschwellig Druck und Unsicherheit aus. Studien belegen, dass solche Botschaften in den emotionalen Zentren des Gehirns zwiespältige Reaktionen hervorrufen können. Ein unbewusster Konflikt entsteht, der das Interesse des Bewerbers untergräbt.
Authentizität als Schlüssel zur Mitarbeiterbindung
Authentizität spielt im Personalmarketing eine zunehmend wichtige Rolle. Unternehmen, die sich ehrlich und transparent präsentieren, bauen eine engere Bindung zu ihren Mitarbeitenden auf und stärken ihre Arbeitgebermarke. Doch was bedeutet „authentisch“ konkret? Es reicht nicht, Mitarbeitervideos zu zeigen, in denen Phrasen wie „gutes Arbeitsklima“ oder „kollegiales Team“ fallen. Stattdessen sollten Mitarbeiter reale Geschichten aus ihrem Alltag erzählen, die dem Zuschauer authentische Einblicke geben. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen, sondern schafft eine emotionale Verbindung zum Unternehmen, die langfristig die Loyalität fördert.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Arbeitgeberattraktivität
Eine interessante Untersuchung zeigt, dass die Präferenz für bestimmte Arbeitgeber eng mit dem Belohnungssystem im Gehirn verknüpft ist. So reagiert das Gehirn besonders positiv auf Unternehmen, die das Sicherheitsbedürfnis, die Autonomie und die Neugier der Bewerber ansprechen. Google ist hierfür ein bekanntes Beispiel: Mit seiner „Markenpersönlichkeit“ vermittelt das Unternehmen Werte wie Innovation, Bekanntheit und Entscheidungsfreiheit. Diese Eigenschaften machen es besonders attraktiv, da sie die grundlegenden Bedürfnisse der Bewerber aufgreifen.
Fazit: Wie Neurowissenschaft das Personalmarketing verändert
Die Integration neurowissenschaftlicher Methoden bietet wertvolle Einblicke in das Entscheidungsverhalten von Bewerbern. Für Personalverantwortliche bedeutet dies, dass sie emotionale und authentische Botschaften nutzen sollten, um eine echte Verbindung zu potenziellen Mitarbeitenden aufzubauen. Indem Unternehmen emotionale Bedürfnisse ansprechen und gleichzeitig ein authentisches Bild vermitteln, können sie ihre Arbeitgebermarke erfolgreich stärken und die besten Talente für sich gewinnen.
1 Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Der Blick ins Gehirn. Angewandte Neurowissenschaft für das Personalmarketing“ von Dr. Benny Briesemeister aus dem Buch Personalmarketing in 3D (Hrsg. Ahrendt / Wöhrmann), Thurm-Verlag 2018.