Ohne Mittelbau läuft nichts

Wissenschaftliche Mitarbeiter

Der sogenannte Mittelbau besteht aus den angestellten Wissenschaftlichen Mitarbeitern einer Universität. Die Bezeichnung „Mittelbau“ verweist auf die hierarchische Stellung der Wissenschaftlichen Mitarbeiter zwischen Professoren und Studierenden. Sie haben ein abgeschlossenes Studium, bekleiden aber keinen Lehrstuhl. Als Lehrstuhl wird eine beamtete Professorenstelle bezeichnet, die mit finanziellen Mitteln und Personal ausgestattet ist.

Wissenschaftliche Mitarbeiter gibt es zwar vereinzelt auch an Fachhochschulen, doch die Mehrzahl der etwa 180.000 Personen des Mittelbaus sind an den Universitäten beschäftigt. Wissenschaftliche Mitarbeiter haben im Hochschulsystem eine wichtige Funktion, denn sie sind an der Forschung beteiligt und übernehmen einen Teil der Lehre. Sie werden insbesondere für Einführungsveranstaltungen, Proseminare (so bezeichnet man Veranstaltungen für Studienanfänger), Praktika, Übungen und Tutorien eingesetzt. Ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter ist im Regelfall einem Professor zugeordnet.

Wissenschaftliche Mitarbeiter können in einem befristeten oder in einem unbefristeten Angestellten- oder Beamtenverhältnis beschäftigt sein. Die Dauerstellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter können je nach Bundesland, Hochschule und Aufgabengebiet mit spezifischen Berufsbezeichnungen betitelt werden, wie zum Beispiel Akademischer Rat, Akademischer Direktor, Studienrat im Hochschuldienst Lehrkraft für besondere Aufgaben, Senior Researcher oder Senior Lecturer. Betrachtet man das Verhältnis von unbefristeten zu befristeten Stellen, so ist in den letzten 20 bis 30 Jahren ein deutlicher Rückgang der Dauerstellen zu verzeichnen.

Nach Abschluss Ihres Studiums könnte die Bewerbung auf eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter eine denkbare Alternative für Sie sein. Doch warum sollten Sie sich auf einen befristeten Arbeitsvertrag mit eher mäßiger Bezahlung einlassen? Der Hauptgrund besteht darin, dass mit einer solchen Stelle gewöhnlich ein Promotionsverfahren verbunden ist, welches mit der Verleihung des Doktortitels endet (siehe Beitrag akademische Grade). Sie erhalten einen Vertrag über 2 bis 4 Jahre und sind einem Lehrstuhl zugeordnet. In dieser Zeit können sie an Ihrer Promotion arbeiten, müssen die Ihnen zugewiesenen Lehrveranstaltungen abhalten und unterstützen Ihren Doktorvater (oder Doktormutter) bei der Forschung, bei Veröffentlichungen und häufig auch bei Prüfungen (z. B. Klausurbewertungen). Sie betreuen Abschlussarbeiten und werben Drittmittel ein.

Der Rollenwechsel vom Lernenden zum Lehrenden ist spannend, aber auch eine große Herausforderung. Schließlich sitzen Sie dann nicht mehr entspannt im Hörsaal und lauschen mehr oder weniger aufmerksam den Ausführungen des Dozenten. Stattdessen stehen Sie vor dutzenden oder vielleicht sogar hunderten Studierenden, die gespannt sind, wie sich denn der neue Dozent verhält. Entscheidend für diese Zeit wird sicherlich Ihr Verhältnis zum betreuenden Professors sein. Wie an jedem anderen Arbeitsplatz auch, kann es ein gutes oder ein schlechtes Betriebsklima geben. Doch Sie unterliegen einer besonderen Situation, denn durch Ihre Promotion befinden Sie sich in einem speziellen Abhängigkeitsverhältnis zum betreuenden Professor.

Wahrscheinlich werden Sie – wie fast jeder wissenschaftliche Mitarbeiter – die Erfahrung machen, dass die Zeit sehr schnell verrinnt und Ihre Promotion werden Sie unter großem Zeitdruck fertig stellen müssen. Wenn alles gut geht, haben Sie nach 4 bis 5 Jahren, so lange dauert nämlich ein durchschnittliches Promotionsverfahren, ihren Doktortitel in der Tasche. Dann gilt es sich zu entscheiden, ob der akademische Karriereweg weiter beschritten werden soll. Wenn Sie sich dafür entscheiden, werden Sie sich mangels Dauerstellen wieder auf eine befristete Stelle bewerben müssen. Dies kann eine sogenannte Postdoc-Stelle sein. Wie der Name erahnen lässt, ist eine abgeschlossene Promotion (mit sehr guter Bewertung) Voraussetzung für die Stellenbesetzung. Hauptaufgabengebiet ist die Forschung. Typischerweise werden Postdoc-Stellen von Universitäten oder Forschungseinrichtungen vergeben und sind auf etwa 2 Jahre befristet. Der Zeitraum kann aber auch deutlich kürzer oder länger sein (bis zu 5 Jahre).

Anstelle oder nach der Postdoc-Beschäftigung können Sie als Juniorprofessor tätig werden. Wie ein „richtiger“ Professor haben Sie dieselben Aufgaben in der Lehre und Forschung. Allerdings ist die Stelle wiederum befristet. Die Berufung eines Professors im Beamtenverhältnis auf Lebenszeit setzt an der Universität eine Habilitation voraus und an den Fachhochschulen eine mehrjährige Berufserfahrung in leitender Position.

Wie kommt man nun zu seiner Habilitation? Sie ahnen es schon: Es setzt wiederum eine befristete Stelle voraus. Und damit sind wir bei dem Hauptproblem des akademischen Karrieremodells in Deutschland. Es ist geprägt durch befristete Beschäftigungsverhältnisse der Wissenschaftlichen Mitarbeiter mit ungewissem Ausgang. Das Schicksal von Eric Linhart ist nicht typisch, kommt aber auch nicht selten vor. Er schloss sein Politikstudium mit Bestnoten ab, bekam eine Doktorandenstelle und anschließend eine Stelle als Juniorprofessor an der Universität Kiel. Nach Ablauf der Befristung befand er sich im Alter von 39 Jahren in einer beruflichen Sackgasse. Aufgrund des Wissenschaftszeitvertragsgesetztes (WissZeitVG) war eine befristete Weiterbeschäftigung nicht möglich. Die einzige Chance den wissenschaftlichen Karriereweg weiterzugehen, ist eine ordentliche Professur. Doch eine solche Stelle ist extrem begehrt und dementsprechend schwierig zu bekommen. So befinden sich viele hochqualifizierte Akademiker in einer schwierigen beruflichen Situation. Die akademische Laufbahn ist blockiert und die Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses außerhalb des Hochschulsektors ist aufgrund des Alters und der mangelnden Berufserfahrung ausgesprochen schwierig. Hier ist die Politik gefordert, endlich bessere Bedingungen für den akademischen Nachwuchs zu schaffen!

Illustration: Ellen Burgdorf auf Basis von bikablo

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