Auf der Suche nach dem Phantom

Dekan und Dekanat

Mögen Sie Scrabble? Sie wissen schon, dieser Spieleklassiker, bei dem man blindlings Buchstaben zieht, daraus mehr oder weniger launige Wörter formt und so möglichst viele Punkte einheimst. Wer dafür ein Faible hat, kann aus den Buchstaben A, D, E, K und N beispielsweise ein „DANKE“ basteln – oder aber „DEKAN“, was Ihnen immerhin acht Punkte bringt. Sollten Sie zusätzlich noch über ein A, I, N oder T verfügen, können Sie mit „DEKANIN“ oder „DEKANAT“ sogar zehn Punkte für sich verbuchen. Womöglich werden Ihnen Ihre Mitspieler nun aber einen Strich durch die Rechnung machen wollen und Ihren Triumph lapidar mit dem Hinweis abtun, unsinnige Worte seien unzulässig. Lehnen Sie sich entspannt zurück und kontern Sie doch einfach – vorausgesetzt Sie wissen, was ein(e) Dekan(in) eigentlich ist und was ein Dekanat tagaus, tagein so beschäftigt.

Dekan Studium Bikablo
Dekan Studium Bikablo

Wenn Sie Ihre Augen offen halten, werden Sie bei Ihrer Spurensuche leicht fündig. Sollte es beispielsweise irgendwo im Gebäude Ihrer Fakultät oder Ihres Fachbereichs eine Raumübersicht geben, dann genügt ein kurzer Blick, wo Sie den Dekan und das Dekanat antreffen. Selbst im Aufzug sind Angaben dazu oft hervorgehoben. Wer messerscharf kombiniert, könnte zu dem Schluss kommen, dass dem Dekan nach alledem eine bedeutende Funktion zukommt. Da überrascht es doch, wenn viele Studierende zwischen Studienbeginn und Studienende oft keinen direkten Draht zum Dekan haben – zumindest nicht bewusst. Handelt es sich nur um ein Phantom?

Dekan Studium Bikablo
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Sehen Sie es ganz nüchtern: „Dekan“ (oder die weibliche Form „Dekanin“) ist nichts weiter als eine Funktionsbezeichnung für den „Chef“ einer Fakultät oder eines Fachbereichs (im Unterschied zur Leitung der gesamten Hochschule; die obliegt dem Präsidenten oder Rektor). Es handelt sich also um ein Leitungsorgan, das die Fakultät oder den Fachbereich vertritt und die laufenden Geschäfte führt. Liest sich etwas bürokratisch? So oder so ähnlich ist es aber regelmäßig in den einschlägigen Landeshochschulgesetzen formuliert. Salopp ausgedrückt: Dekane sorgen dafür, dass der Laden läuft. Vieles vollzieht sich allerdings eher hinter den Kulissen und bleibt – selbst wenn es direkt den Studienalltag betrifft – nicht nur für Studierende unscheinbar (sieht man einmal von freundlichen Rundmails mit allgemeinen Informationen oder Veranstaltungseinladungen ab).

Dass überhaupt alles seinen geregelten Gang geht, ist jedoch nicht allein das Verdienst eines Dekans. Der ist nämlich keineswegs ein Alleinunterhalter, sondern wird von einem Team im Dekanat tatkräftig unterstützt: Vertreten wird der Dekan vom Prodekan bzw. von einer Prodekanin (dafür bekommen sie beim Scrabble sogar glatte 15 bzw. 17 Punkte). Das können auch mehrere sein, wobei Sie manchmal noch auf so genannte Studiendekane stoßen: Die kümmern sich speziell um die Lehre. Daneben führt die Dekanatsassistenz das Sekretariat und entlastet zugleich im Tagesgeschäft. Die Palette der anfallenden Aufgaben ist durchaus bunt und kann angefangen vom Erstellen der Vorlesungspläne über Raumbuchungen bis hin zum Ausarbeiten des Prüfungsplans reichen. Nicht zu vergessen: Das Dekanat ist oft eine erste Adresse für Studierende. Sie finden dort für ihre Anliegen zumeist neben einer offenen Tür auch ein offenes Ohr – mag es auch noch so wuselig zugehen. In gewisser Weise ist das Dekanat also das Herz einer Fakultät oder eines Fachbereichs.

Dekan Studium Bikablo

Wenn Sie noch Genaueres wissen wollen, so lohnt ein Blick in die jeweiligen Landeshochschulgesetze (die Hochschullandschaft variiert ja mehr oder weniger stark von Bundesland zu Bundesland). Typischerweise leitet der Dekan den Fakultätsrat beziehungsweise Fachbereichsrat. Dessen Sitzungen werden im Dekanat vorbereitet und die gefassten Beschlüsse anschließend umgesetzt. Auch in finanzieller und personeller Hinsicht hält ein Dekan die Zügel in der Hand. So verantwortet er das zugewiesene Budget und hat stets einen Blick auf die Stellenplanung. Er trägt zudem dafür Sorge, dass das wissenschaftliche Personal (Professorenschaft und wissenschaftliche Mitarbeiter) sowie die sonstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren jeweiligen Lehr- und Prüfungsverpflichtungen, ihren Aufgaben bei der Betreuung der Studierenden oder ihren sonstigen Verpflichtungen nachkommen.

Dekan Studium Bikablo

In mancher Hinsicht ähnelt der Dekan also durchaus einem Manager in einem mittelständischen Unternehmen mit mehreren Dutzend Beschäftigten. Doch es gibt gewichtige Unterschiede. Zum einen ist man nicht auf unbestimmte Zeit Dekan, schon gar nicht handelt es sich um eine Lebensaufgabe. Ganz im Gegenteil. Als Ausprägung der Selbstverwaltung werden Dekane aus dem Kreise der Professorenschaft vom Fakultätsrat oder Fachbereichsrat meist für eine Amtszeit von zwei oder vier Jahren gewählt. Danach beginnt sich das Karussell von neuem zu drehen (sofern die bisherigen Amtsinhaber nicht abermals antreten und gewählt werden). Zum anderen hat der Amtsinhaber gewissermaßen zwei Jobs: Neben der Funktion als Dekan bleiben die professoralen Aufgaben der Forschung und Lehre weiter bestehen. Dekan ist man eigentlich eher im Nebenamt. Um beides unter einen Hut zu bekommen, sind dann allerdings z. B. die Lehrverpflichtungen gemindert. „Hauptamtliche“ Dekane sind zumindest derzeit noch die Ausnahme, auch wenn eine entsprechende Anregungen verschiedentlich ins Spiel gebracht werden.

Übrigens: Wenn Sie einmal ein bisschen genauer hinter die Kulissen schauen wollen, überlegen Sie doch, sich selbst mehr in das Hochschulleben einzubringen: Da bieten sich manche Möglichkeiten: Ob als Vertreter der Fachschaft, als studentisches Mitglied im Fakultäts- oder Fachbereichsrat oder durch Mitarbeit in anderen studentischen Initiativen. Hier können Sie zu unterschiedlichsten Themen mit dem Dekan und Dekanat zusammenarbeiten. Ansonsten warten bis Sie einfach, bis Sie am Ende Ihres Studiums Ihre Abschlussurkunde in den Händen halten. Die wird – je nach Studiengang – oft von wem mitunterschrieben sein? Natürlich: Dem Dekan.

Illustration: Ellen Burgdorf auf Basis von bikablo.

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2 Kommentare zu „Auf der Suche nach dem Phantom“

  1. Sehr geehrter Herr Niedostadek,
    bezüglich der begrenzenten Amtszeit des Dekans:

    Wie ist es zu bewerten, wenn der Dekan auf unbestimmte Zeit durch ein Ministerium bestellt wird.

    An der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Bayern heißt es im Art. 12 I HföDG, dass der Fachbereichsleiter vom Staatsministerium der Finanzen im Einvernehmen mit dem jeweils für den Fachbereich zuständigen Ministerium bestellt wird?
    Der Fachbereichsrat äußert sich nur im Rahmen eines Gutachtens hierzu.

    In Bayern ist Voraussetzung, dass er über einschlägige Erfahrungen in der Aus- und Fortbildung verfügen muss.

    An der Hochschule des Bundes legt der Fachbereichsrat über den Senat dem zuständigen Ministerium eine Vorschlagsliste mit 3 Namen (die Personen müssen keine Lehrbefähigung nachweisen) vor und das Ministerium bestellt dann den Dekan (auf Lebenszeit).

    Können Sie mir hier helfen?

    1. @Kirch Vielen Dank für die interessante Frage. Das hängt mit der unterschiedlichen Struktur der genannten Hochschulen zusammen. Dabei handelt es sich – wie auch bei anderen Hochschulen der öffentlichen Verwaltung – um interne staatliche Hochschulen. Für die gelten gesonderte Regelungen. Wenn man so will, dann sind sie weniger “unabhängig”, was sich eben auch auf die “Fachbereichsleitung” auswirkt. Hoffe, dass ich damit – wenn auch verspätet – die Frage beantworten konnte.

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