Fünf Fragen an Birgitta Wolff

Im Vorfeld unserer Fachtagung „Bausteine der Willkommenskultur: Personal, Unternehmen, Standort“ an der Hochschule Harz am 13.06.2014, führe ich mit den beteiligten Referenten und Workshop-Leitern Interviews. Heute mit der ehemaligen Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Birgitta Wolff.

Die Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Internationales Management, an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wird auf der Tagung über Rahmenbedingungen der Willkommenskultur – Glaubwürdige Institutionalisierung am Beispiel einer Wirtschaftsfakultät- referieren.  Frau Wolff studierte nach einer Banklehre Wirtschaftswissenschaften in Witten/Herdecke, an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Harvard University. Nach der Habilitation in München lehrte sie von 1999-2000 an der School of Foreign Service der Georgetown University in Washington D.C. 2000 übernahm sie den Lehrstuhl für BWL, insbesondere Internationales Management, an der Wirtschaftsfakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, deren Dekanin sie auch war. Sie veröffentlichte Schriften zur Personalökonomik, Unternehmensorganisation und international vergleichende Studien. 2010 wurde sie Kultusministerin des Landes Sachsen-Anhalt. Von 2011 – 2013 war sie Landesministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt.

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg


Manschwetus: Sehr geehrte Kollegin Wolff, vermissen Sie eigentlich ihren Job als Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt?

Wolff: Nein. Das, was ich dort als meine Mission gesehen habe, kann ich auch von der Uni Magdeburg aus vorantreiben, vielleicht sogar wirkungsvoller. Allerdings möchte ich die Erfahrungen der drei Ministerjahre nicht missen. Die waren sehr bereichernd und sind jetzt auch fachlich für meine Arbeit hilfreich, zum Beispiel beim Thema Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

Manschwetus: Ihr Lebensweg ist durch internationale Aktivitäten gekennzeichnet. So haben Sie beispielsweise Gastprofessuren in verschiedenen Ländern Osteuropas, in Brasilien und China bekleidet. Wie beurteilen Sie vor diesem persönlichen Hintergrund den Ausgang der Europawahl, die zu einem Erstarken rechter Parteien mit  nationaler Gesinnung geführt hat?

Wolff: Bedauerlich, aber  auch ein weiterer Anlass, intensiv darüber nachzudenken, wo die wohl dahinter stehende Skepsis gegenüber Europa und – implizit – gegenüber Internationalität herkommt. Wir dürfen nicht aufhören, mit guten Argumenten für ein weltoffenes Sachsen-Anhalt zu werben. Das ist in unserem ureigenen Interesse.

Manschwetus: Sie waren auch Ausländerbeauftragte der Otto-von-Guericke-Universität. Mit welchen Schwierigkeiten haben ausländische Studierende vor allem zu kämpfen?

Wolff: Nachdem sich nicht nur die Lehrenden, sondern auch Verwaltungsmitarbeiter(innen) an der Uni, beim Studierendenwerk, bei der Stadt und an anderen Stellen inzwischen gut auf unsere internationalen Studierenden eingestellt haben, erfüllt mich vor allem ein Rest von Alltagsdiskriminierung weiterhin mit Sorge. Darunter haben insbesondere „ausländisch aussehende“ (männliche) Ausländer mitunter zu leiden. Dagegen müssen wir weiter arbeiten.

Manschwetus: Wie ist es ihrer Meinung nach um die Willkommenskultur an deutschen Hochschulen und Universitäten bestellt? Können wir vielleicht etwas von Bildungseinrichtungen in anderen Ländern lernen?

Wolff:  Ja, natürlich. Auch von Bildungseinrichtungen an anderen Orten in Deutschland. Gerade was „fortgeschrittene“ Relocation-Konzepte für internationale Wissenschaftler und deren Familien angeht gibt es bei uns noch Verbesserungspotential. Beispielsweise gestaltet sich die Jobsuche für Partner oft als schwierig. Da sind andere Hochschulen, auch in Deutschland, teilweise erheblich weiter. Bei uns läuft das bislang allenfalls über handgestrickte ad hoc-Lösungen für Einzelfälle.

Manschwetus: Welche Rolle spielt für ausländische Studierende der Standort? Nichts gegen Magdeburg aber im Vergleich zu München, Hamburg und Berlin hat der Standort doch wohl weniger Attraktivität. Kann es trotzdem gelingen internationale Studenten für diesen Standort zu begeistern?

Wolff: Ja. Wie, das werde ich in meinem Vortrag am 13.6. versuchen zu zeigen. Auch da gibt es noch reichlich Verbesserungsmöglichkeiten, aber ganz erfolglos waren wir ja nicht.

Manschwetus: Vielen Dank für das Gespräch!

Der Beitrag erschien zuerst auf www.wirtschafts-thurm.de

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