DIY – Es gibt immer was zu tun

Selbststudium

Selbermachen scheint wieder angesagt, auch unter Studierenden: Da wird gebastelt, gegärtnert, genäht, aufgepimpt oder gezimmert, repariert und „upgecycled“ statt weggeworfen. „Do it yourself“ heißt die Devise – kreativ und in Eigenregie. Und man könnte – frei in Anlehnung an einen der bekanntesten Comic-Prologe der Welt – fortsetzen: Wir befinden uns im Jahr 2017 n. Chr. Das ganze Studium ist von der „Do-it-yourself“-Welle geprägt … Das ganze Studium? Nein! Ein Bereich hört nicht auf, den Studierenden Widerstand zu leisten … Gemeint ist das Selbststudium.

Selbststudium bikablo studium
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Wer heute ein Studium aufnimmt, gewinnt schnell den Eindruck, dass es dabei vergleichsweise verschult hergeht. Mit der europaweiten Harmonisierung von Studiengängen und -abschlüssen im Zuge des so genannten Bologna-Prozesses scheinen die Freiräume für selbstbestimmtes studieren tatsächlich kleiner geworden zu sein. Das klingt auf den ersten Blick kurios, war es doch ein Ziel der Reform Studierenden mehr Möglichkeiten zu bieten. Auf den zweiten Blick relativiert sich dieser Eindruck allerdings auch etwas.

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Sollten Sie sich selbst schon intensiver mit den Rahmenbedingungen Ihres Studiums befasst haben, dann ist Ihnen gewiss schon der sogenannte Workload begegnet. Darunter versteht man den Arbeitsaufwand im Studium. Der Aufwand wird in den bekannten ECTS (European Credit Transfer and Accumulation System) Punkten ausgedrückt, wobei ein ECTS Punkt einem Aufwand von 25 und 30 Stunden entspricht. Wenn Sie genauer wissen wollen, wie das für Ihre Studienfächer bedeutet, schauen Sie einfach in den jeweiligen Modulhandbüchern nach. Und falls Sie sich nun fragen: Und was hat das nun mit dem Selbststudium zu tun? Ganz einfach: Der Arbeitsaufwand ist zweigeteilt. Er beinhaltet zum einen das Präsenzstudium, also die Zeit, die Sie in Lehrveranstaltungen verbringen (einschließlich der Zeit für Praktika etc.). Zum anderen umfasst er das Selbststudium. Die Krux dabei: Viele Studierende meinen, im Mittelpunkt stünde das Präsenzstudium. Und so werden – mehr oder weniger regelmäßig – Woche für Woche Vorlesungen besucht. Wer sich aber die Mühe macht, die Modulhandbücher genauer zu lesen, wird schnell feststellen, dass sich Präsenz- und Selbststudium keineswegs die Waage halten. Eigentlich ist es genau umgekehrt: Hinsichtlich des Arbeitsaufwandes nimmt das Selbststudium gegenüber dem Präsenzstudium meist den größeren Raum ein. Faustformel: 60 Prozent zu 40 Prozent.

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Nun kann man durchaus kritisch einwerfen, der Arbeitsaufwand lasse sich doch kaum mathematisch exakt ermitteln. Darin steckt natürlich ein Körnchen Wahrheit. Dennoch schafft der Workload mehr Transparenz und er bietet Studierenden zugleich eine Orientierung und damit eine Basis, das eigene Lernen zu strukturieren und gezielter anzugehen. Das gilt gleichermaßen für die relevanten Inhalte, wie auch hinsichtlich des zeitlichen Umfangs. Erster kleiner Tipp in diesem Zusammenhang: Berücksichtigen Sie das bei Ihrer Lernplanung und überdenken Sie gegebenenfalls Ihre bisherige Lernstrategie.

Das Selbststudium spielt also eine immense Rolle. Und was umfasst es konkret? Im Kern sind es die Zeiten, die Sie aufwenden, um beispielsweise Lehrveranstaltungen vor- und nachzubereiten, Literatur zu recherchieren, Texte zu lesen und Zusammenfassungen auszuarbeiten, Referate und Hausarbeiten anzufertigen, sich mit Kommilitonen oder Dozenten abseits der Lehrveranstaltungen fachlich auszutauschen, die Prüfungen vorzubereiten und vieles mehr.  Man spricht in diesem Zusammenhang häufig davon, dass sich der Studienfokus verschiebt und zwar von einer Lehrzentrierung hin zu einer Lernzentrierung. Die Konsequenz: Sie stehen nun selbst stärker in der Pflicht, Ihr Lernen eigenverantwortlich anzugehen und nicht passiv zu bleiben, sondern aktiv zu werden. Sie werden ja nicht studiert – Sie studieren.

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Für Anfangssemester ist all das oft neu und von der Schule her so nicht vertraut. Viele haben gar nicht gelernt, wie man lernt. Zweiter Tipp daher: Achten Sie nicht nur darauf was Sie lernen, sondern ebenso wie Sie lernen. Erarbeiten Sie sich möglichst früh Selbstlernkompetenzen. Finden Sie für sich insbesondere Antworten auf folgende Fragen: Was sind Ihre Lernziele? Was sind die Lerninhalte? Wann, wo und wie lernen Sie? Und wie messen Sie Ihre Lernfortschritte und Ihren Lernerfolg? (Übrigens folgt in dieser Reihe demnächst noch ein eigener Beitrag zu Lerntechniken).

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Die Selbstlernkompetenz ist alles in allem ein zentraler Baustein einer weitgespannten Problemlösefähigkeit. Als übergreifende Kompetenz, so genannte Metakompetenz, ist sie elementar, nicht zuletzt für die spätere berufliche Praxis. Schlagworte wie „Halbwertzeit des Wissens“ oder „lebenslanges Lernen“ sind Ihnen sicher vertraut. Es lohnt sich daher, schon früh entsprechende Kompetenzen für sich zu entwickeln. Das klappt natürlich am besten, wenn Studierende, Dozenten und Hochschulen hier Hand in Hand arbeiten. Sollte die Unterstützung von Seiten der beiden letztgenannten ausbleiben, können Sie für sich aber auch so ein Augenmerk darauf legen, persönliche Lernansätze zu entwickeln und umzusetzen. Dazu auch noch ein dritter Tipp: Achten Sie darauf, solche Ansätze immer wieder kritisch auf den Prüfstand zu stellen und wenn nötig anzupassen, etwa dann, wenn eine Prüfung einmal nicht so gut gelaufen ist. Über diese wichtige Fähigkeit zur Selbstreflexion verfügen nur wenige.

Was bleibt als Fazit? Rücken Sie das Selbststudium einfach gezielter in den Mittelpunkt und erwerben Sie Selbstlernkompetenzen. Sie sind so etwas wie Ihr persönlicher Zaubertrank, der sie in die Lage versetzt, sich wenn nötig, erforderliche fachliche Kenntnisse und andere Fähigkeiten und Fertigkeiten in eigener Regie anzueignen. Ein entscheidender Schlüssel für Ihren Erfolg. Beim Teutates!

Illustration: Ellen Burgdorf auf Basis von bikablo.

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