Projekte im Studium – Vom Todfeind zum besten Freund. Tipps und Tricks für ein leichteres (Projekt)leben

Die meisten von euch werden es kennen, denn es ist Teil nahezu jedes Studiums: Das Projekt. Ob es nun Forschungsprojekt, Beratungsprojekt, Studierendenprojekt oder Service Learning heißt, die Hindernisse, mit denen Studierende zu kämpfen haben, ähneln sich immer. Interessant ist, dass es euch da genauso geht, wie vielen Menschen im Berufsleben. Denn ob ihr es glaubt oder nicht, Projekte lassen euch nie los und Zeitmanagement ist und bleibt immens wichtig.

Das gilt übrigens auch für Abschlussarbeiten.

Es war einmal das Projekt

Im letzten Jahr habe ich zwei mal Projekte von Studierenden betreut und begleitet. Dabei habe ich ihre Entwicklung, den Frust und den Erfolg miterlebt. Um es zukünftigen Projekt-Durchstartern etwas zu erleichtern, haben diese beiden Studierenden ihre Erfahrungen in zehn Tipps und Tricks zusammengefasst.

Ihr könnt sie bei Projekten mit akademischen Partnern, mit Partnern aus der Praxis und auch bei studiengangsinternen Projekten anwenden und werdet damit schnell feststellen: Ihr seid nicht allein. Die meisten werden irgendwann im Projektverlauf mit dem Team, dem Thema oder der Zeit hadern.

Gemeinsam mit Aileen Salomon und Max Stickel erkläre ich euch, wie ihr es euch leichter machen könnt.

Top 10 Tipps und Tricks für ein leichteres (Projekt)leben

  1. Wähle dein Thema mit Bedacht
  2. Partnerwahl ist wichtig – auch im Punkto Projektbetreuung und Auftraggeber
  3. Dein Projektteam muss nicht aus deinen engsten Freunden bestehen
  4. Lerne dein Thema genau kennen
  5. Schreibe dir einen Zeitplan – inklusive Puffer
  6. Belohnung muss sein – Feierabend auch
  7. Die To-Do-Liste ist dein bester Freund
  8. Halte Rücksprache
  9. Wer schreibt der bleibt.
  10. Irgendwann reicht‘s dann auch: Du musst mit dem Thema abschließen

Und hier noch einmal für euch zum Download:

Wer die Wahl hat …

Wähle dein Thema mit bedacht

…wenn du die Wahl hast. In den meisten Projekten ist es so, dass die Studierenden auch ein Mitbestimmungsrecht haben oder vielleicht aus einer Anzahl von Themen eins wählen können. Wenn du die Möglichkeit hast, dann recherchiere vorher schon etwas zu den Themen, damit du sie besser einschätzen kannst. So weist du bereits, was dich interessiert und womit du gar nicht zurechtkommen würdest.

Auswahl diverser Ideen zur Findung eines geeigneten Themas für die Abschlussarbeit
Mögliche Themen für meine Abschlussarbeit. Quelle: Eigene Darstellung.


Bei Abschlussarbeiten ist das besonders wichtig. Du solltest nicht wahllos zu möglichen Betreuern rennen und jedes angebotene Thema nehmen. Mach dir vorher Gedanken und tritt bestenfalls mit eigener eigenen Idee an die Betreuenden heran. Das macht einen guten Eindruck und du weißt schon worauf du dich einlässt.

Dennoch gilt: Wenn du dich einige Wochen ausschließlich mit diesem Thema befasst hast, verfluchst du es in der Regel trotzdem. Hier solltest du ein vorn vornherein Frustrationstoleranz einplanen.

Es wäre also gut, wenn du diesen Kampf nicht schon von Anfang an führen musst.

Partnerwahl ist wichtig – auch im Punkto Auftraggeber und Projekt-Betreuung

Neben der Entscheidung welches Thema du wählst, solltest du dir auch genau überlegen, wer dieses Thema betreut oder wer der Auftraggeber ist.

Tatsache ist, dass wir alle Menschen sind und dass sich nicht jeder mit jedem versteht. Das ist meist kein Problem, außer wir müssen zusammenarbeiten. Falls du also gute Erfahrungen mit zur Verfügung stehenden Betreuerinnen und Betreuern hast, dann solltest du darauf aufbauen.

Bei Auftraggebern ist das meist etwas anders. Hier kannst du sehr selten auf Erfahrungen aufbauen und solltest dich nach dem Thema ausrichten.

Ein Männchen, mit vielen Fragezeichen über dem Kopf.
Aber was ist Third Mission? Quelle: Eigene Darstellung.

Zwei Punkte kannst du mit Betreuenden und Auftraggebern aber sehr früh klären, um die Zusammenarbeit effektiver zu gestalten und Uneinigkeiten zu umgehen:

  • Was genau erwarten Betreuende und Auftraggeber von mir und meiner Arbeit?
  • Was genau erwarte ich von den Betreuenden und Auftraggebern?

Dabei kann es sich z. B. um das genau ausformulieren einer Zielstellung, regelmäßige Meetings oder auch den Freiheitsgrad in der Arbeit handeln.

Expertentipp von Rebecca: Mir als Betreuerin oder Auftraggeberin ist besonders wichtig, dass die Studierenden das Projekt auch als ihr eigenes annehmen. Natürlich bin ich für Fragen immer da und plane gerne regelmäßige Meetings ein, dennoch erwarte ich insbesondere eigene Initiative.

Im Projekt muss dein Team nicht aus deinen engsten Freunden bestehen

– ganz im Gegenteil: Manchmal tut Abwechslung sehr gut und kann vor allem zu neuen Herangehensweisen, Ergebnissen und Kontakten führen. Wichtig ist bei einem Projekt nicht, dass ihr euch alle wahnsinnig lieb habt, sondern, dass ihr ein gemeinsames Ziel verfolgt und zusammenarbeiten könnt. In manchen Gruppen ist es daher auch sinnvoll Regeln aufzustellen, das werdet ihr aber schnell feststellen.

Wenn du die Wahl hast wähle ein Team, das sich ergänzt und mit dem du auf einer Wellenlänge bist. Es wäre z. B. ungünstig, wenn du unbedingt eine eins möchtest und der Rest deines Teams einfach nur bestehen will.

Ihr solltet bei einer Gruppenarbeit immer darauf achten, dass die Aufgaben gut verteilt sind und sie, wenn möglich, den Stärken der einzelnen Mitglieder zuordnen.

Kommunikation ist in Gruppenarbeiten das A und O. Daher empfiehlt es sich, regelmäßige Gruppentreffen einzuführen und einen gemeinsamen Chat zu verwenden.

Gute Vorbereitung und Dokumentation sind die halbe Arbeit

Lerne dein Thema genau kennen

Wenn du dich vor dem Erstellen des Zeitplans schon in das Thema eingelesen hast, kannst du den Arbeitsaufwand einzelner Pakete besser einschätzen. Suche dafür vielleicht Unterkategorien für das Thema und mache dir zu Beginn an eine mögliche Gliederung des Projektes. So verlierst du nie den Überblick, hast einen guten roten Faden (was insbesondere beim Schreiben von Texten sehr wichtig ist) und kannst Sachen erfolgreich abhaken.

Das Gefühl hinter etwas einen Haken setzen zu können ist übrigens ein kleiner Trick, der ein Erfolgserlebnis darstellt und sich befreiend anfühlt. Macht glücklich, versuch‘s mal.

Schreibe dir im Projekt einen Zeitplan – inklusive Puffer

Hierzu gehört nicht nur, dass du ein Start oder ein Ende/ Abgabedatum definierst, sondern auch, dass du dir überlegst, was du bis wann geschafft haben willst. Nimm also deine vorhin definierten Arbeitspakete und setze dir kleine Meilensteine die du erreichen möchtest.

Zeitplan für mein Third-Mission-Projekt als Balkendiagramm
Zeitplan für mein Projekt. Quelle: Eigene Darstellung.

Wichtig ist dabei, dass du deinen Zeitplan nicht zu engmaschig aber auch nicht zu locker planst. Vielleicht musst du an der ein oder anderen Stelle im Projektverlauf nachjustieren, das ist ganz normal. Irgendwann kannst du dich und deine Fähigkeiten besser einschätzen und deine Pläne werden genauer. Prüfe deine Meilensteine also regelmäßig.

Teil deines Zeitplans sollten immer auch Puffer sein. Die wenigsten Projekte funktionieren so, wie man es sich von Beginn an vorstellt und das ist auch okay, solange du Puffer einbaust. Ein guter Trick dabei ist, dich selbst mit dem Abgabedatum zu veräppeln. Wenn die eigentliche Abgabe am 17. ist, dann setzt dir doch mal das Ziel, alles bis zum 10. fertig zu haben. So hast du genug Zeit für Korrekturen oder ähnliches.

Ein sehr beliebter Trick bei Studierenden ist sonst ja auch, alles am Ende zu machen. Das schafft unnötigen Stress und in der Regel leidet auch die Arbeit darunter. Nimm dir also regelmäßige Arbeitspakete vor und schaffe vielleicht ein wiederkehrendes Zeitfenster, in dem du dich immer mit dem Projekt befasst.

Außerdem ist es sehr befreiend, nicht in der letzten Nacht vor der Abgabe etwas fertig zu stellen.

Expertentipp von Max: Falls du zu den Studierenden gehörst, die den Zeitdruck zum Ende benötigen, dann solltest du insbesondere auf den Trick mit dem vorverlegten Abgabedatum hören. So kannst du dir quasi stressfrei Stress machen.

Belohnung muss sein – Feierabend auch

Wenn du regelmäßig an deinem Projekt arbeitest, dann solltest du dir auch freie Tage gönnen. Körper und Geist werden es dir danken – genauso wie deine Familie und Freunde. Mach etwas, das dir gefällt und versuche in dieser Zeit auch nicht an deine Projekte zu denken. Du wirst sehen, dass du erholt und mit frischen Ideen an den Schreibtisch zurückkehrst.

Die To-Do-Liste ist dein bester Freund

Gerade, wenn ihr mit mehreren Personen an einem Projekt arbeitet, ist es wichtig den Überblick zu behalten. Ich empfehle dir dafür eine To-Do-Liste, gleich welcher Art.

Liste der zu erledigenden Punkte in meinem Projekt dieses SoSe
To-Do-Liste Projekt. Quelle: Eigene Darstellung.


Wichtig ist dabei, dass du deinen eigenen Stil findest. Das Schreiben von Listen ist in gewisser Weise eine kreative Methode, in deren Anwendung du dich ganz frei entfalten kannst. Manch einer findet richtig Gefallen daran, probier es aus.

Expertentipp von Aileen: Ich persönlich präferiere das Handschriftliche und liebe meine To Do Listen, auf denen ich grüne Harken setzen kann oder arbeite sehr gerne mit Farben, um die Dringlichkeit/ Rangordnung der Dinge festzulegen. Wenn du das aber zum Beispiel gar nicht magst und alles gerne am PC machst, dann ist dies auch völlig okay.

Sei deinen Freunden nah und deinen Betreuern/ Auftraggebern näher

Halte Rücksprache mit den anderen Verantwortlichen im Projekt

Besser eine Frage zu viel gestellt als eine zu wenig. Wenn du unsicher bist, einen Diskurs wünschst oder ein Feedback, dann solltest du deine Betreuerin/ deinen Betreuer oder den Auftraggeber ansprechen.

Du zeigst damit Interesse und schiebst nicht haufenweise Unwissenheit vor dir her. Auch hier ist Kommunikation das A und O.

Die Zwischenergebnisse der Meilensteine solltest du regelmäßig mit den Betreuenden oder den Auftraggebern prüfen. Es ist besser frühzeitig Missverständnisse auszuräumen und Änderungswünsche aufzunehmen, sonst musst du später von vorne anfangen.

Deine Betreuerinnen und Betreuer sind – ebenso wie die Auftraggeberinnen und Auftraggeber – zwar wahrscheinlich besser mit dem Themengebiet vertraut, jedoch können sie nicht 1 zu 1 den Weg vorgeben. Dir eine ungefähre Richtung einzuholen ist schlau, das solltest du möglichst früh tun.

Das eigenständige Arbeiten und Entscheiden ist aber anschließend mindestens genauso wichtig.

Expertentipp von Rebecca: Ich finde es wichtig, dass die Studierenden mit ihren Fragen regelmäßig an mich herantreten. Es ist allerdings nicht sinnvoll, zwölf Mails in neun Tagen zu schreiben. Sammelt lieber ein paar Tage lang und schreibt dafür vielleicht zwei strukturierte Mails.

Falls ihr Hinweise sucht, wie man eine gute Mail an Betreuerinnen/ Betreuer formuliert, dann schaut mal hier rein:

Wer schreibt, der bleibt

Wenn dir im Verlauf der Bearbeitung Fragen aufkommen, dann solltest du diese immer gleich notieren. Leite sie nicht direkt an den Betreuer/ die Betreuerin oder den Auftraggeber weiter. Sammle sie ein paar Tage und schick sie gebündelt oder sprich sie beim nächsten Meeting an, wenn sie nicht so dringend sind.

Auch Bemerkungen oder Komplikationen bzw. Hürden, die aufkommen, solltest du gleich notieren. Diese können auch für dich und potentielle zukünftige Arbeiten zu ähnlichen Thematiken sehr wichtig sein.

Expertentipp von Max: Solche Aspekte zu notieren ist auch sehr hilfreich und relevant für das spätere schreiben einer Diskussion der Arbeit oder den Empfehlungen für weiterführende Projekte. So kannst du dir gleich Arbeit sparen. Schreib deine Hinweise aber so auf, dass du sie später auch noch verstehst.

Irgendwann reicht‘s dann auch: Du musst mit dem Thema abschließen

Männchen erreicht die Ziellinie. Juhu!
Ziel erreicht, juhu! Quelle: Eigene Darstellung.

In den meisten Fällen bist du im Nachgang schlauer oder würdest etwas anders machen – das kannst du in der Regel aber nicht, wenn schon abgegeben wurde. Daher nimm dir vorher genügend Zeit, das Projekt durchzusprechen/ zu korrigieren oder die Hausarbeit gegenzulesen und gib sie dann mit einem guten Gewissen ab.

Im Nachgang jemanden die Schuld zu zuweisen ist nie fair und ändert auch nichts an der Note. 

Gib sie jemandem aus deiner Familie oder von deinen Freunden zu lesen, wenn du kannst. Du kannst auch deine Betreuerin/ deinen Betreuer darum bitten, einen kurzen Ausschnitt zu lesen oder einen Blick auf die Gliederung zu werfen. Viele werden das sicher gerne tun.

Bei Abschlussarbeiten ist das natürlich etwas Anderes, da solltest du die Gliederung immer mit deiner Betreuerin/ deinem Betreuer abstimmen. Aber auch hier bieten viele an, vorab schon Ausschnitte zu lesen.

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