Willkommenskultur hat Konjunktur. Der Begriff wird besonders gerne von Politikern benutzt, die eine Willkommenskultur fordern oder vermissen. Dagegen ist zunächst einmal auch nichts zu sagen, denn gesellschaftliche Veränderungen beginnen immer mit Forderungen. Missstände müssen zunächst einmal artikuliert und Wege zur Verbesserung proklamiert werden. Dennoch ist nach meinem Geschmack zu viel „Forderung“ und zu wenig „Handeln“ im Spiel. Und dieses „Handeln“ ist zudem auch noch meist relativ kurzfristiger Natur. Bevor ich diesen Aspekt aufgreife, zunächst ein paar Worte zum Begriff Willkommenskultur.
Karriere des Begriffs Willkommenskultur
Viele sind der Auffassung, dass der Begriff in aller Munde ist und daher eine erstaunliche „Karriere“ gemacht hätte. Sicherlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Begriff eine Diskussion ausgelöst hat. Das Internet ist ein ganz guter Gradmesser für die Verbreitung von Begriffen oder Trends. Ich habe daher den Begriff Willkommenskultur einmal bei Google eingegeben und erhalte 167.000 Ergebnisse (zum Vergleich: Fachkräftemangel brachte 1,6 Millionen Treffer). Eine Analyse bei Google Trends zeigte mir, dass der Begriff Willkommenskultur erst seit 2013 im Netz Verbreitung gefunden hat. Ich vermute jedoch, dass sich die Verbreitung des Begriffs weitestgehend in der Fachöffentlichkeit abspielt, denn viele Menschen, die ich auf den Begriff Willkommenskultur anspreche, können damit erst einmal nicht allzu viel anfangen und brauchen eine Erklärung. Wer sich über den Begriff informieren möchte, dem empfehle ich das Dossier „Inklusiv, offen und gerecht? Deutschlands langer Weg zu einer Willkommenskultur“ der iQ Fachstelle Diversity Management. Hier findet man diverse Beiträge, die in folgende Rubriken gegliedert sind:
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- Grundlagen und Ziele
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- Strategien und Ansätze
- Praxisbeispiele aus dem Förderprogramm IQ
Wanderausstellung Willkommen in Deutschland
Eine weitere wunderbare Möglichkeit sich über das Thema Willkommenskultur zu informieren, ist die Wanderausstellung „Yes, we’re open!“ Hier wird Deutschland als attraktives Land präsentiert, in dem Menschen mit unterschiedlichen kulturellem Hintergrund leben und arbeiten können. Das Ausstellungskonzept basiert auf einer abstrakten Wohnung, deren angedeutete Zimmer verschiedene Lebensbereiche symbolisieren. Thematisiert werden Fakten zur Einwanderungsgeschichte Deutschlands und zur Situation der Zuwanderer.
Projekte alleine genügen nicht
Was mit der Wanderausstellung „Yes, we’re open!“ nach Ablauf der zwei Jahre geschieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Keinesfalls kann es ja so sein, dass der Bildungsauftrag erfüllt ist und die Bevölkerung über Willkommenskultur aufgeklärt wurde. Um dieses Ziel zu erreichen, wären dauerhafte Strukturen notwendig. Dies scheint mir ein Problem im gesamten Bereich der Willkommenskultur zu sein. An vielen Orten entstehen vom Staat geförderte Projekte, die aber zeitlich befristet sind. Sofern es sich um Pilotprojekte handelt, deren Ziel darin besteht, Erfahrungen für den Aufbau dauerhafter Strukturen zu sammeln, ist dagegen nichts zu sagen. Problematisch finde ich aber das Initiieren von beispielsweise Willkommens-Büros, Re-Migrationsinitiativen oder Integrationsmaßnahmen, wenn diese mangels Anschlussfinanzierung nach ein oder zwei Jahren ihre Arbeit einstellen. So kann keine Willkommenskultur geschaffen werden. Wir brauchen dauerhafte Strukturen und nachhaltige Maßnahmen!
Eine tolle Woche wünscht
Uwe Manschwetus
Der Beitrag erschien zuerst auf www.wirtschafts-thurm.de