Nicht selten scheitern interessante Bachelor- und Master-Projekte nicht an fachlichen oder organisatorischen Hürden, sondern – ganz banal – an der Finanzierung. Mal fehlt im Labor noch ein spezielles Gerät für einige tausend Euro, mal das Geld für eine Recherchereise ins Ausland und mal der Druckkostenzuschuss für die professionelle Publikation einer besonders hochwertigen Abschlussarbeit. Zur Deckung derartiger Lücken bietet sich seit einigen Jahren eine neue Finanzierungsform an, die auch für Studentinnen und Studenten zunehmend attraktiver wird: Das ursprünglich aus dem Kultur- und Kreativbereich stammende, inzwischen aber deutlich breiter etablierte Crowdfunding.
Beim Crowdfunding wird ein geplantes Projekt ausführlich auf einer Internetplattform vorgestellt und um finanzielle Unterstützung in Form von kleinen und kleinsten Beiträgen geworben. Dabei gilt bei den meisten Plattformen das „Alles oder nichts“-Prinzip: Nur wenn die für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts minimal benötigte Summe zusammenkommt, werden die eingeworbenen Gelder auch an das Projektteam ausgezahlt – anderenfalls gehen sie wieder an die Unterstützerinnen und Unterstützer zurück. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass Gelder nur in Projekte fließen, die zumindest Aussicht auf Erfolg haben – ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit der Unterstützerinnen und Unterstützer und damit deren langfristige Bindung an die Plattform.
Auf den Begriff des „Spenders“ wird auf den meisten Plattformen übrigens ganz bewusst verzichtet, betrachten sich die meisten Crowdfunderinnen und Crowdfunder doch viel eher als Investoren, die mit den geförderten Projekten durch mehr als „nur“ durch eine einfache Spende verbunden sind. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass der tiefere Einblick in ein Projekt – etwa über einen Unterstützer-Newsletter des Projektteams – zu den beliebtesten Incentives auf Crowdfunding-Plattformen gehört – kleinen „Dankeschöns“, die Unterstützerinnen und Unterstützer zusätzlich motivieren sollen.
Wie stehen nun aber die Crowdfunding-Chancen im Studium? Sieht man sich die größeren Crowdfunding-Plattformen wie VisionBakery, Startnext und Kickstarter einmal näher an, sticht bei den studentischen Projekten insbesondere Sciencestarter hervor, deren klarer Fokus auf der Finanzierung von Projekten in den Themenbereichen Bildung und Forschung liegt (International ist Experiment die größte wissenschaftlich ausgerichtete Crowdfunding-Plattform). Die Plattform wird von der gemeinnützigen Berliner Wissenschaft im Dialog gGmbH betrieben, die 1999 von führenden Wissenschaftsorganisationen wie Fraunhofer- und Max-Planck-Gesellschaft gegründet wurde und heute maßgeblich durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt wird. Über Sciencestarter wurde in den vergangenen Jahren bereits eine ganze Reihe spannender studentischer Projekte unterstützt, wobei es sich bei dem Großteil – noch – um Dissertationen handelt.
– Masterarbeit von Charlotte Mueller an der Uni Maastricht über die Reintegration jugendlicher Flüchtlinge, die aus den USA nach Guatemala abgeschoben werden (655 Euro für Reisekosten)
–Bachelor-Projekt von acht Studierenden an der Universität Erfurt zur Spannungswahrnehmung bei TV-Sendungen durch Gehörlose (1.515 Euro für Gebärdensprachedolmetscher)
– Dissertation von Anne Hennings an der Uni Münster über die Auswirkungen des Widerstands gegen Landinvestitionen auf Friedensprozesse (7.030 Euro für Dolmetscher in Sierra Leone)
– Dissertation von Tim Williams an der Phillips-Universität Marburg zur Frage, warum Menschen sich an genozidalen Handlungen beteiligen (6.605 Euro für Dolmetscher in Kambodscha)
– Dissertation von Kristina Hühn an der Berliner Humboldt-Universität über das Verhältnis von Kranichzug und Landwirtschaft (16.660 Euro an Lebenshaltungskoten für ein finanziell sorgenfreies Forschungsjahr)
– Dissertation von Rosemarie Neumann an der Birmingham City University über den Schutz von Mooren (7.425 Euro für Workshops)
Die Finanzierung des eigenen Bachelor- oder Master-Projekts mittels Crowdfunding ist also – solange sich die erforderliche Summe noch in einem überschaubaren (vierstelligen) Rahmen bewegt – durchaus nicht unmöglich. Bevor man sich aber unvorbereitet in ein Crowdfunding-Projekt stürzt, sollte man sich darüber im klaren sein, dass eine erfolgreiche Finanzierung einiges an Arbeit voraussetzt. Zeit sollte man vor allem in der Startphase für die Erstellung eines aussagekräftigen Projektprofils (samt Vorstellungsvideos), sowie für die Einwerbung von Unterstützerinnen und Unterstützern über Soziale Medien und Microbloggingdienste wie Facebook oder Twitter einplanen. Auch regelmäßige Blogbeiträge des Projektteams sind Pflicht – und das sowohl in der Finanzierungsphase, in der aktiv um Gelder geworben wird, als auch in der Durchführungsphase, in der die Unterstützerinnen und Unterstützer natürlich über den Fortgang des Projekts informiert werden möchten.
Bereits die Vorbereitung eines Crowdfundings – die Definition von geeigneten Projektzielen und Zielgruppen, die Auswahl attraktiver Incentives und die Zusammenstellung von aussagekräftigem Bild- und Videomaterial – ist mit sehr viel Arbeit verbunden. Das nachfolgend eingebettete Video wurde beispielsweise mit großem Aufwand für „Silver Clips“ erstellt – die erste (und bislang einzige) hier an der Hochschule Harz durchgeführte Crowdfunding-Kampagne, mit der 4.500 Euro zur Finanzierung studentischer Hilfskräfte für ein sozialwissenschaftliches Forschungsprojekt eingeworben werden konnten.
Eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne ist also kein Selbstläufer, sondern erfordert ständige Pflege und Aktivität – allein für „Silver Clips“ wurden über einen Zeitraum von etwa vierzehn Monaten beispielsweise 73 Blogbeiträge und weit über 200 Beiträge für Soziale Netzwerke verfasst. Für kommunikative Persönlichkeiten kann Crowdfunding also eine sehr gute Option sein – wer sich dagegen mit dem offensiven Werben für eigene Ideen schwertut, wird mit dem Format vermutlich nicht sehr glücklich werden. Unentschlossenen sei daher geraten, sich eingehend mit den Profilen und Aktivitäten erfolgreicher studentischer Crowdfunding-Projekte zu befassen. Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang auch das Video-Tutorial „SciencestarterLab“ des Sciencestarter-Teams auf YouTube, von dem es bis dato sechs Ausgaben gibt.
Übrigens: Studierende der Hochschule Harz, die für eine Abschlussarbeit oder ein studentisches Projekt eine Crowdfunding-Kampagne in Erwägung ziehen, können sich hierzu kostenfrei und unverbindlich im Application Lab der Stabsstelle Forschung beraten lassen.
Toller Artikel! Ich finde die Beteiligung an Sciencestarter und Co. klasse. Projektideen werden vollständig und geordnet vorgestellt – Initiatoren erhalten eine Plattform und machen auf Ihr Vorhaben aufmerksam. Das klingt alles sehr rund.
Eine gute Möglichkeit, auf die sicherlich mit der Zeit immer mehr zurückgreifen werden, weil es einfach eine ganz tolle Finanzierungsalternative sein kann.