Digitale Zettelkästen

Zettelsysteme oder Karteikarten sind beliebte Hilfsmittel im Studium, um beispielsweise ein Referat vorzubereiten. Diese Hilfsmittel wusste bereits der bekannte Soziologe Niklas Luhmann zu schätzen. Thomas Karolczak beginnt seinem Beitrag mit der legendären „Zettelwirtschaft“ des Niklas Luhmann und zeigt dann moderne digitale Alternativen auf.

HEAJ : Mundaneum von Marc Wathieu unter CC BY 2.0

Niklas Luhmann – Ein Trendsetter auch ohne Web

Das Lebenswerk des 1927 in Lüneburg geborenen Gesellschaftstheoretikers, Niklas Luhmann gilt unumstritten als bemerkenswert. Zahlreiche Veröffentlichungen zieren seine Laufbahn, seine Werke gelten als Klassiker der Sozialwissenschaften. Luhmann gilt als wichtigster deutschsprachiger Vertreter der soziologischen Systemtheorie und Soziokybernetik. Zeitlebens bezeichnete er sich als Soziologe; sein Lebenswerk ehrt ihn als Wissenschaftstheoretiker. Die Luhmannsche Systemtheorie grenzt sich stark von koexistierenden Theorien ab und setzte Impulse – weit über die Soziologie hinaus. Trotz heftiger Kritik aus der Fachwelt profitierten Psychologie-, Literatur- und moderne Management-Theorie von seinem Lebenswerk.

Luhmanns Manier: Künstliche Intelligenz aus Papier, Holz und Tinte

Luhmanns Ordnungssystem gilt als legendär, viele Jahre vor perfekter digitaler Verschlagwortung, wie wir Sie kennen, vernetzte er gekonnt Tausende Kärtchen und behielt die überhand der analogen „Zettelwirtschaft“. Er sammelte und organisierte Wissen, sortierte Zitate und Texte. Ein gut organisierter Zettelkasten war das Geheimnis seiner Produktivität!

„Als Ergebnis längerer Arbeit mit dieser Technik entsteht eine Art Zweitgedächtnis, ein Alter ego, mit dem man laufend kommunizieren kann.“

Quelle: Luhmann, Niklas (1992): „Kommunikation mit Zettelkästen“. In: Luhmann, Niklas & Kieserling, André (Hrsg.) Universität als Milieu Bielefeld: Haux, 67f.

Weniger Holz, mehr Digital – Warum digitale Zettelkästen dein Leben bereichern

Die Anziehungskraft des Luhmannschen Zettelkasten lässt Kreative und Wissenschaftler bis heute nicht los. Wir wollen immer höher, schneller, weiter über bisher Geleistetes hinaus. Die stets wachsende Datenflut bricht über dich herein, sofern du nicht gegenlenkst oder gar den Stecker ziehst. Die Schreie nach Software zur Wissens- und Ideenorganisation werden immer lauter. Wer sein Wissen nicht sammelt, organisiert und zentral ablegt, macht es sich beim strukturierten wissenschaftlichen Arbeiten nur unnötig schwer. Ein digitaler Zettelkasten schafft Abhilfe. Wissen zu speichern und zu organisieren geht heute per ‚Drag and Drop‘.

Alternativen die einen Testlauf wert sind:

Um herauszufinden ob der Luhmannsche Zettelkasten in digitaler Form auch deine ‚Weapon of Choice‘ werden kann, haben wir 6 Alternativen zusammengetragen und getestet.

ZKN3 – Zettelkasten nach Niklas Luhmann

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Die intuitive Bedienbarkeit dieses digitalen Zettelkastens wird besonders durch das cleane und minimalistische Design gestützt. Neben automatischen Verweisen zwischen „digitalen Zetteln“ hast du die Möglichkeit ‚Folgezettel‘ und thematische Cluster zu erstellen. Auch mit Schnittstellen geizt ZKN3 nicht, der Direktimport aus Bibtex, Zotero, Citavi, Refworks und Jabref macht das wissenschaftliche Arbeiten komfortabel und effektiv. Der Export erfolgt in CSV, DOCX, RTF oder HTML – professionelle Textverarbeitungen sprechen also die Sprache des Tools. Version 3 ist kostenfrei und für Windows sowie Mac OS X verfügbar. Bereite dem Kopfzerbrechen ein Ende und erstelle dein Themencluster.

Erfahre mehr! zettelkasten.danielluedecke.de

Synapsen – Schluss mit: „Das habe ich schon mal irgendwo gelesen“

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Synapsen ist ein preisgekrönter hypertextueller Zettelkasten, der auf einer Datenbank basiert und deine Literaturvernetzung abbildet. Du erhältst einen Zettelkasten, der sich ganz nah an Luhmanns Original bewegt und die Idee des Erfinders nicht nur aufgreift, sondern an einigen Stellen sogar elektrifizierend erweitert. Studentenversionen sind für Windows, Linux und Mac OS X verfügbar. Einer Zusammenarbeit im Team steht mit Synapsen nichts im Weg!

Erfahre mehr! verzetteln.de/synapsen/

Notational Velocity – take notes quickly and effortlessly

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Mit Notational Velocity erhalten Mac OSX-User einen digitalen Zettelkasten, dessen Funktionen aufs Wesentliche reduziert sind. Das schlanke Werkzeug kann durch viele Tastenkürzel angesprochen werden und bettet sich schnell in deinen Workflow ein. Notational macht genau das, was es soll! Du erhältst einen ernst zu nehmenden Wissensspeicher, der kostenfrei und Open-Source zum Download bereit steht.

Erfahre mehr! notational.net

Devonthink – Informationsmanagement neu erfunden

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Eine weitere ausgewachsene Alternative stellt Devonthink dar. Devonthink ist eine Softwarelösung fürs digitale Wissensmanagement an und versorgt all diejenigen, die Struktur in Gedanken, Literatur, Quellen oder Zitate bringen möchten. Devonthink gleicht einem „Zettelkasten mit Extras“, Datenanhänge werden importiert. Mit der Verschlagwortung wird die Suche zum Kinderspiel. Die Software ist in vier verschiedenen Premiumversionen für Mac OS X verfügbar und wird zu Normalpreis über den App Store vertrieben. EDU-Lizenzen können über die Anbieterwebsite bezogen werden.

Erfahre mehr! devontechnologies.com

Flash Card Manager – Your Flash Card, Your Way!

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Der Flash Card Manager ist eine Symbiose aus Lernsoftware und Luhmannschen Zettelkasten. Mit dem Editor kannst du dir Flash Cards erstellen und diese direkt digital durchlaufen. Der Study-Mode ist in der Lage Karten darzustellen, Inhalte können medial durch Bilder und cleveres Textformat angereichert werden. Interessant ist die Druckoption; Lernkarten sind nicht länger digital, du kannst den Ausdruck in deine Lerngruppe mitnehmen. Verfügbar ist die Software exklusiv für Windows.
Erfahre mehr! vendant.com

SlipBox – Verzetteln war gestern

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Die Entwickler von SlipBox transportieren Luhmanns Idee kostenfrei für Mac OS X ins 21. Jahrhundert. Eine intelligente Suche und die automatische Verknüpfung zwischen einzelnen „Zetteln“ macht SlipBox zum mächtigen Werkzeug.

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Fazit:

Luhmanns Organisationsmechanik überzeugt losgelöst von Zettel und Holzkasten. Sein System ist sowohl einfach als auch effektiv. Unzählige Hersteller teilen sich den Markt der Produktivitätslösungen und alle getesteten Alternativen werden einem „digitalen Zweithirn“ gerecht. Der Griff zur Wissensorganisationssoftware möchte gut überlegt sein, für Premiumlösungen muss bezahlt werden – ob gebührenpflichtige Features einen Mehrwert erwirken, solltest du unbedingt vorab testen. Ein risikoloser Testlauf der Open-Source-Angebote solltest du auf jeden Fall einmal ausprobieren!

Beitragsfoto: HEAJ : Mundaneum von Marc Wathieu unter CC BY 2.0

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