„Wozu muss ich dieses ganze Jurazeugs wissen?“ Diese Frage (oder so ähnlich gestellt) treibt viele Studierende um. Vor allem dann, wenn sich Jura als Nebenfach auf dem Studienplan wiederfindet. Rechtliche Themen gelten oft als verstaubt und kompliziert. Sie finden sich daher nicht unbedingt auf Platz 1 der Beliebtheitsskala. Völlig zu Unrecht! Denn es gibt gute Gründe, die Rechtsfächer zu schätzen. Man muss nur die Eingangsfrage anders stellen.
Jura – ein Fach mit vielen Facetten
Hätten Sie das gedacht: Die meisten Studierenden, die sich mit juristischen Themen befassen, studieren gar nicht Jura. Häufig sind es ganz andere Studienfächer, bei denen Rechtsfächer „bloß“ am Rande eine Rolle spielen.
Das hat gravierende Konsequenzen: Wer sich für ein klassisches Jurastudium entscheidet, wird sich die eingangs aufgeworfene Frage so meist gar selbst nicht stellen (jedenfalls solange man nicht darüber grübelt, das Handtuch zu werfen). Anders sieht es dagegen bei denen aus, die ein sonstiges Studium gewählt haben und sich eher am Rande mit juristischen Inhalten plagen. Dann heißt es oft: Augen zu und durch! Wer allerdings so denkt, verschenkt viele Chancen.
Wer nicht mit Jura hadern will, braucht sich nur über eines klar zu werden: Was bringt es für Nichtjuristen, sich mit Jura als Nebenfach zu befassen? Wenn Sie darauf eine Antwort finden, profitieren Sie gleich mehrfach:
- Ihre Motivation steigt.
- Sie können ihre Lernstrategie anpassen.
- Es lässt sich entspannter studieren.
Tatsächlich bieten Rechtsfächer auch als Nebenfächer einen ganzen Batzen an Vorteilen. Der offensichtlichste ist vermutlich, die rechtlichen Bezugspunkte des jeweiligen Studienfachs kennenzulernen. Das ist für sich genommen schon ein gewichtiger Vorteil. Doch es gibt weitere. Die liegen allerdings nicht immer sofort auf der Hand. Grund genug, sie hier einmal etwas zu entstauben. Nachstehend also 7 Gründe, für Jura (als Nebenfach) zu brennen.
Sie trainieren Ihr analytisches Denkvermögen!
In vielen Stellenausschreibungen wird immer wieder analytisches Denkvermögen gefordert. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Probleme und ihre Zusammenhänge zu erkennen und Schlüsse daraus zu ziehen (möglichst die richtigen natürlich!).
Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Probleme immer komplexer erscheinen, zählt das analytische Denken zu den wichtigsten Schlüsselqualifikationen. Genau das können Sie wunderbar trainieren, wenn Sie sich mit juristischen Fragestellungen beschäftigen. Etwa dann, wenn man das Lösen von Fällen in den Mittelpunkt stellt (siehe hierzu mehr zum Lernen mit Fällen, Teil 1 bis 5).
Jura ist eine herausfordernde intellektuelle Angelegenheit. Das zeigt sich beispielsweise daran, wenn es darum geht, Gesetze auf konkrete Sachverhalte anzuwenden. Ganz nebenbei lernt man Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Auch eine wichtige Kompetenz.
Sich mit Jura zu beschäftigen, ist also so etwas wie eine Trainingseinheit Gehirnjogging. Die Devise dabei: Einfach entspannt einsteigen und nach und nach die Anforderungen steigern. So gelingt’s.
Sie schulen Ihre Kommunikationsfähigkeit!
Jura ist nichts fürs stille Kämmerlein. Im Gegenteil: Bei der Auseinandersetzung mit juristischen Fragen spielt immer der Austausch mit anderen eine große Rolle. Sich mündlich und schriftlich auszudrücken, und zwar auf eine verständliche Art und Weise, steht bei alledem ganz im Mittelpunkt (kompliziertes Juristenkauderwelsch ist keineswegs die Leitlinie!).
Mit Jura lässt sich im Studium die eigene Kommunikations- und Argumentationsstärke trainieren. Die Mitarbeit in Vorlesungen oder das Anfertigen von Gutachten bieten dazu beispielsweise eine ideale Trainingsmöglichkeit. Man muss die Gelegenheit nur am Schopfe packen!
Sie lernen Entscheidungen zu treffen!
Okay, oft heißt es „zwei Juristen, drei Meinungen“. Alle Probleme werden auf links gekrempelt und hinterher weiß man gar nicht mehr so recht, was denn nun eigentlich Sache ist. In der Praxis lassen sich Juristen tatsächlich nicht immer auf ein ganz konkretes Ergebnis festnageln.
Im Studium ist das anders: Wer juristische Fragestellungen bearbeitet, muss Farbe bekennen. Wenn Sie einen Fall lösen, müssen Sie sich beispielsweise entscheiden: Sind die Tatbestandsvoraussetzungen eines Gesetzes erfüllt oder nicht? Dazwischen gibt es nichts. Eine weitere wichtige Schlüsselqualifikation für die spätere berufliche Praxis (und nebenbei bemerkt auch für das Privatleben).
Entscheidungsstärke ist also gleichfalls etwas, das man bei kaum einem anderen Fach so gut lernen kann, wie bei Jura!
Sie erweitern Ihren Horizont!
Jura ist das pure Leben. Oft haben juristische Fragestellungen Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Diskussionen. Nicht selten werden in vielen Vorlesungen solche aktuellen Themen aufgegriffen.
Selbst vermeintlich trockene Gesetze sind im Ergebnis nichts anderes als ein Spiegel bestehender Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit. Daher geht es sogar bei alltäglichen kleinen Fällen im Kern also um die ganz großen Themen!
Wer diesbezüglich ein Gespür entwickeln und sich nicht nur auf das mitunter trügerische Bauchgefühl verlassen möchte, liegt mit Jura goldrichtig!
Sie zeigen Biss!
Auch das gehört zur Wahrheit: Jura ist kein Fach, das sich mit stumpfen Auswendiglernen bewältigen lässt. Man schwebt nicht immer auf Wolke 7. Wer erfolgreich sein will, braucht einen langen Atem. Gerade das ist eine Fähigkeit, die in der heutigen schnelllebigen Zeit zunehmend wichtiger wird, jedoch mehr und mehr verloren zu gehen scheint.
Wer nur auf schnelle Resultate aus ist, wird mit Jura wahrscheinlich nicht glücklich werden. Wer sich auf der anderen Seite nicht so schnell ins Bockshorn jagen lassen möchte, findet mit den Rechtsfächern einen herausfordernden Partner, an dem man sich messen lassen kann.
Wie heißt es doch? Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Eben!
Sie erhalten Erfolgserlebnisse!
Ja, auch das! Wenn Sie Biss entwickeln, dann folgt der Erfolg ganz automatisch. Und Hand aufs Herz. Kaum etwas ist so motivierend wie Erfolg. Genau das bietet Jura als Nebenfach: Die Möglichkeit, an allen Ecken und Enden Erfolgserlebnisse zu entdecken. Wenn man sich denn darauf einlässt …
Damit ist nicht nur die erfolgreiche bestandene Klausur am Semesterende gemeint. Erfolg kann genauso gut bedeuten, ein juristisches Problem verstanden zu haben. Oder noch besser: Das Problem und die Lösung anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen erklären zu können (die werden im Zweifel dankbar dafür sein und für Sie ist es ein Learning by Teaching).
Ebenso kann es ein Erfolgserlebnis sein, die Geheimnisse eines wichtigen Paragrafens für sich zu entschlüsseln. Und je mehr Erfolgserlebnisse Sie sammeln, desto selbstsicherer werden Sie.
Sie entwickeln Persönlichkeit!
All die vorgenannten Punkte führen schließlich zu einem letzten Punkt, um für Jura (auch als Nebenfach) zu brennen: die Möglichkeit, sich selbst als Persönlichkeit weiterzuentwickeln – im Denken, im Kommunizieren, im Entscheiden und in vielen anderen Punkten.
Jura kann auch im Kleinen manches Abenteuer bieten und zu der spannenden Reise einladen, sich selbst zu entdecken!
Tipps für die eigene Lernstrategie
Die vorstehenden Gründe bieten manche Ansätze, die eigene Lernstrategie daran auszurichten. Das sollten Sie vor allem dann tun, wenn Sie bislang mit Rechtsfächern ein wenig auf Kriegsfuß standen (künftig wird das nicht mehr der Fall sein!).
Verschaffen Sie sich also selbst Klarheit, wenn Sie Jura als Nebenfach haben. Dazu brauchen Sie nur einen Stift und einen Zettel (wenn Sie eine App für Notizen nutzen, dann geht auch die). Dann verabschieden Sie sich von der Eingangsfrage
„Wozu muss ich dieses ganze Jurazeugs wissen?“
und ersetzen Sie sie durch eine andere Frage:
„Was will ich aus den Rechtsfächern für mich persönlich herausholen?“
Die vorstehenden Gründe bieten Ihnen dazu einige Anregungen. Vielleicht haben Sie für sich andere Antworten? Wie immer die ausfallen: Halten Sie Ihre persönliche Antwort unbedingt schriftlich fest. Dann sind sie nicht „aus den Augen, aus dem Sinn“ und Sie können sich künftig daran orientieren.
Richten Sie jetzt konsequent ihre Lernstrategie daran aus. Wenn Sie beispielsweise Ihre Kommunikationsfähigkeit schulen möchten, nutzen Sie gezielter die Vorlesungen. Wenn Sie ihr analytisches Denkvermögen schulen wollen, kann das Lernen mit Fällen sinnvoll sein. Wichtig ist es, die Konsequenzen aber auch tatsächlich zu ziehen und nicht wieder in den alten Trott zu verfallen. Ihre Konsequenzen sollten Sie deshalb ebenfalls schriftlich festhalten (Beispiel: „Künftig werde ich …“).
Erfolgsmomente
- Eigene Leitlinien entwickeln
- Mit klarem Fokus studieren
- Aktivitätsturbo zünden
- Durststrecken überwinden
Das Wichtigste auf einen Blick
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